Medien: Fernsehen auf Lateinisch

...wagt 3sat – in der Sendung „Kulturzeit extra“.

„Qui Barracus Obama Ciceroni comparari potest? Quo nomine Latino Vaticani ,Hubschrauberlandeplatz‘ appellant? Was hat Barrack Obama mit Cicero zu tun? Wie heißt der Hubschrauberlandeplatz im Vatikan auf Latein?

Wer die Fragen versteht, die heute um 19.20 Uhr auf 3sat gestellt und beantwortet werden, darf sich getrost zu einer „minima pars“ unter den Zuschauern rechnen – der Rest muss seine Zuflucht zu den Untertiteln nehmen. Denn im Rahmen eines Thementags „Imperium Romanum“ wird die gesamte Sendung „Kulturzeit extra“ auf Latein ausgestrahlt – Altphilologen der Uni Mainz haben die Texte übersetzt und Moderatorin und Sprecher geschult.

Sonst kann man sich den Klang des Lateins ja nur im Radio zu Gemüte führen, bei den vatikanischen Gottesdienstübertragungen in Kirchenlatein oder, wie der Wiener Altphilologe Gottfried Kreuz der „Presse“ verrät, einmal wöchentlich im finnischen Hörfunk. Der sendet seit fast 20 Jahren die fünfminütige Nachrichtensendung „Nuntii Latini“. „Die Sprachschulung ist nach wie vor so scharf, bei unseren Studenten habe ich keine Bedenken, dass sie die Sendung nicht verstehen könnten“, sagt Kreuz. „Auch der ehemalige Institutsvorstand führt bei Exkursionen immer wieder auf Lateinisch.“

Aber nicht nur in Radio und Fernsehen kann man hie und da auf zeitgemäße Art sein Latein pflegen. Der Wiener Gerd Allesch hat als Gerardus Alesius schon zwei Gedichtbände veröffentlicht (Edition Praesens). Im kommunistischen Ostblock, namentlich Polen, geschah solches noch aus der Not (weil man auf Deutsch und Englisch nicht veröffentlichen durfte, auf Russisch nicht wollte).

Auch ihm habe das Latein schon aus der Not geholfen, erzählt Kreuz. „So konnte ich mit einem kroatischen Pfarrer plaudern, der kein Englisch und Deutsch konnte.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2008)

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