Lieber Hardrock als Altersvorsorge

(c) AP (Jan Pitman)
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Züge haben eher ein biederes Image.

Man verbindet mit ihnen vor allem müde Pendler, die frühmorgens am Zugfenster – oder am Sitznachbarn – lehnend noch ein wenig weiterträumen oder Krawattenträger, die nur Augen für das Excel-Sheet auf ihrem Laptop haben. Ähnlich bieder sind auch die Namen, auf die Inter-, Euro-City & Co meist getauft werden: Vorarlberg, Mozart und dergleichen.

Immerhin, seit einigen Jahren versuchen die ÖBB, ein bisschen Spannung in die Namensgebung der Züge zu bringen: Firmen, Institutionen oder Privatpersonen dürfen Garnituren gegen Gebühr einen Namen geben. Und so fahren nun eben der ÖBB InterCity „Magic Christian“, der InterCityExpress „118899.comAllesAuskunft“ oder – mein Favorit – der EC 760 „betriebliche-altersvorsorge.at“ durch das Land. Versprüht auch nicht gerade besonders viel Elan, oder? Und kommt einmal ein wirklich spannender Vorschlag – 2004 beantragte die „Homosexuellen Initiative“ eine Zugpatronanz – bekommen die Verantwortlichen Muffensausen und blocken ab.

Dass man doch nicht ganz so bieder ist, könnten die ÖBB bei der nächsten Namensvergabe beweisen: Dieser Tage erscheint das neue Album der australischen Hardrock-Veteranen AC/DC – inklusive der Single „Rock 'n' Roll Train“. Und in irgendeiner Schublade der Plattenfirma soll schon das Konzept einer Patenschaft liegen. Schon haben wir die Vision, wie der müde Pendler headbangend in den Waggon steigt, wo der Krawattenträger plötzlich eine Schuluniform trägt und im Mittelgang die Luftgitarre würgt. Während der Lokführer den Kragen seiner Lederjacke aufstellt, ertönt aus dem Lautsprecher Chris Lohners Stimme: „Sehr geehrte Fahrgäste, Intercity Rock'n'Roll Train in Richtung Highway to Hell fährt Bahnsteig 666 ab. Bitte Vorsicht.“ Aber dafür sind die ÖBB sicher auch wieder zu bieder. Wetten?


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2008)

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