TV-Duell: Harte Bandagen um Minarette und Zuwanderung

Van der Bellen und Strache im TV-Duell
Van der Bellen und Strache im TV-DuellREUTERS (Dominic Ebenbichler)
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TV-Duell Van der Bellen gegen Strache: Der „Oberlehrer“ und die rot-blaue „Wachteleier-Koalition“.

Wien (ett). Im Kampf um den dritten Platz bei der Nationalratswahl, bei dem die FPÖ derzeit in Umfragen deutlich vor den Grünen liegt, schenken einander die beiden Parteien nichts. Bei der TV-Konfrontation mit FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache machte sich Grünen-Chef Alexander Van der Bellen  am Dienstagabend gleich zu Beginn lustig darüber, dass sich FPÖ und SPÖ bei der geplanten Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel über Ausnahmen für Luxusgüter wie Kaviar und Wachteleier näher gekommen sind: „Ich gratuliere zu dieser Wachteleier-Koalition. Der rot-blaue Paarlauf funktioniert.“ Und: „Ich sage, Leute, seid Ihr nicht ganz bei Sinnen.“

Unsinn oder nicht?

Strache konterte trocken, die Senkung der Mehrwertsteuer auch auf Medikamente sei „kein unsinniger Prozess“. Der FPÖ-Chef ging seinerseits zum Gegenangriff über und warf Van der Bellen vor, für neue Belastungen wie Vermögenssteuern zu sein: „Das ist ein sehr marxistisches Modell.“ Nach dieser „Aufwärmrunde“ wurde es dann nach gut 20 Minuten härter, als es um Religion und Minarette ging. Van der Bellen: „Der Herr Strache fürchtet den Untergang des Abendlandes wegen zwei Moscheen mit Minaretten!“

Es folgte eine Gegenattacke Straches: Van der Bellen habe sich nie für Transparente der grünen Jugend entschuldigt, in denen religiöse Gefühle der Österreicher verletzt würden. Es gebe auch grüne Plakate mit der Parole „Heimat im Herzen, Scheiße im Hirn.“ Strache: „Das ist wirklich schäbig.“ Und: „Sie sagen über andere, das sind Hetzer – Spielen Sie nicht den Oberlehrer!“


Van der Bellen räumte ein, die grüne Jugend habe das eine oder andere Mal danebengegriffen. Aber das  sei ihm „noch lieber“, als eine Jugend, die sich mit dem Hitlergruß verabschiede oder T-Shirts mit der Aufschrift „Einwanderung kann tödlich sein“ trage.

Eine Kluft tat sich auch bei der Familien- und Ausländerpolitik auf. „Da sind Sie ja ein Multi-Kulti-Träumer“, so Strache. Van der Bellen: „Sie spielen Ausländer aus! “ Der FPÖ-Chef solle ihm zeigen, wo die Grünen für „Tore auf“ für Ausländer seien: „Das ist lächerlich!“  Die Grünen seien für eine gesteuerte Zuwanderung, um die Probleme am Arbeitsmarkt zu bewältigen. Als Strache wieder vom „Multi-Kulti-Träumer“ sprach, wurde es dem Grünen-Chef endgültig zu bunt: „Jetzt reicht's aber!“

Abtreibung auf Krankenschein


Zur Hebung der Geburtenrate sprach sich Van der Bellen für eine qualitative bessere Kinderbetreuung wie in Skandinavien aus. Er wolle zwar einen Gratiskindergaten, aber „nichts Verpflichtendes“, so Strache, der den Grünen vorhielt „Abtreibung auf Krankenschein zu forcieren“. „Es treibt niemand gern ab“, so Van der Bellen. Aber das gehöre „von den Krankenkassen übernommen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10. 9. 2008)

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