Pharmabranche sagt Ebola den Kampf an

Noch im Versuchsstadium: Die WHO muss derzeit mit geringen Mengen kaum getesteter Impfstoffe auskommen
Noch im Versuchsstadium: Die WHO muss derzeit mit geringen Mengen kaum getesteter Impfstoffe auskommenREUTERS
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Das US-Unternehmen Johson & Johnson forciert einen Impfstoff, die ersten von einer Million Impfdosen sollen bereits im Jänner bereitstehen. Laut WHO sind bisher knapp 10.000 Ebolafälle erfasst.

Der Kampf gegen Ebola schien lange keine Priorität der Pharmaindustrie zu sein. Doch angesichts des massiven Ausbruchs in Westafrika sagt die Pharmabranche dem Virus nun den Kampf an und beschleunigt die Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten gegen Ebola. Der US-Arzneimittelhersteller Johnson & Johnson kündigte am Mittwoch an, bereits 2015 eine Million Impfdosen zur Verfügung stellen zu wollen, davon 250.000 bis Mai. Bisher war man in Expertenkreisen davon ausgegangen, dass größere Mengen an Vakzinen erst 2016 bereitstehen würden.

Der Impfstoff, dessen Entwicklung mit 200 Millionen Dollar vorangetrieben werden soll, steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Ab Jänner soll er zunächst einmal an gesunden Freiwilligen in Europa, den USA und in Afrika gestestet werden.

Konkurrenten arbeiten plötzlich zusammen

Die akute Bedrohung durch Ebola - und das plötzliche Interesse der Weltgemeinschaft an einem schützenden Serum - führt nun dazu, dass ansonsten harte Konkurrenten nun bei Entwicklung und Produktion an eine Zusammenarbeit denken. Eine Kooperation mit dem britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKLine sei denkbar, hieß es.

Dieses hat bereits einen anderen Impfstoff entwickelt, der - ebenso wie ein Vakzin der kanadischen Firma NewLink Genetics - bereits in der Phase der klinischen Erprobung am Menschen ist. Sei ein Impfstoff in klinischen Studien erfolgreich, könnte durch eine Zusammenarbeit die Produktion ausgeweitet werden, hieß es bei Johnson & Johnson. Selbst eine Kombination der Substanzen von GlaxoSmithKline und J&J sei denkbar, sagte J&J-Forschungschef Paul Stoffels.

Auch der kanadische Pharmakonzern Tekmira hat bereits mit der limitierten Produktion eines Wirkstoffs begonnen. Anfang Dezember soll eine erste verfügbar sein, wie das Unternehmen erklärte.

Bereits 4500 Todesopfer

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO verstärkt noch einmal die Anstrengungen im Kampf gegen die Seuche: Am Mittwoch trat das Notfall-Kommitee der WHO zusammen. Bei dem Treffen sollten die bisherigen Maßnahmen einer kritischen Prüfung unterzogen werden und diskutiert werden, ob strengere Reise-Beschränkungen empfohlen werden sollen. Die WHO stand in der Kritik, zunächst zu langsam auf den seit März andauernden Ausbruch der Seuche reagiert zu haben.

An der tödlichen Virus-Erkrankung sind seit März vor allem in Westafrika bereits mehr als 4500 Menschen gestorben.
Die Seuche breitet sich vor allem in Westafrika weiter dramatisch aus. Nach Angaben der WHO vom Mittwochabend sind inzwischen 9936 Fälle erfasst.

Besonders in den Hauptstädten der Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone, die am stärksten von der Seuche betroffen sind, bleibe die Übertragungsrate sehr hoch, erklärte die WHO. Die meisten Opfer beklagt demnach weiterhin Liberia mit inzwischen 2705 Toten. Weitere Fälle gibt es in Spanien und den USA. In Nigeria und im Senegal wurde die Seuche dagegen in den vergangenen Tagen von der WHO für beendet erklärt, weil dort seit 42 Tagen kein neuer Fall mehr aufgetreten ist.

Die schwierige Suche nach einer Ebola-Therapie
Die schwierige Suche nach einer Ebola-TherapieAPA

(APA/Reuters)

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