Pouyanne fungiert bis auf Weiteres lediglich als Konzernchef. Als Verwaltungsratsvorsitzender wird ihm der frühere Total-Chef Desmarest zur Seite gestellt
Nach dem Unfalltod von Konzernchef Christophe de Margerie hat der französische Ölmulti Total eine rasche Nachfolgelösung gefunden. Neuer Mann an der Unternehmensspitze wird der bisherige Leiter des Raffineriegeschäfts, Patrick Pouyanne, wie der Verwaltungsrat am Mittwoch beschloss.
Der 51-Jährige wird allerdings zunächst nicht mit der Machtfülle de Margeries ausgestattet, der am späten Montagabend bei einem Zusammenstoß seines Firmenflugzeugs mit einem Schneepflug auf einem Flughafen in Moskau ums Leben gekommen war. Pouyanne fungiert bis auf Weiteres lediglich als Konzernchef. Als Verwaltungsratsvorsitzender wird ihm der frühere Total-Chef Thierry Desmarest zur Seite gestellt. Diesen Posten hatte bisher auch de Margerie in Doppelfunktion inne.
Kürzungen im Raffineriegeschäft stehen an
Der 68-jährige Desmarest soll bis Ende kommenden Jahres Chefkontrolleur bleiben. Dann sollen die beiden Ämter wieder in Personalunion ausgeübt werden, wie Total bekannt gab.
Auf Pouyanne wartet eine politisch heikle Aufgabe. Er hat die Gewerkschaften bereits auf Kürzungen im heimischen Raffineriegeschäft eingestimmt. Details dazu sollen im Frühjahr folgen. Der Konzern betreibt in Frankreich fünf Raffinerien. Im Jahr 2010 hatten Schließungspläne für die Raffinerie in Dünkirchen wochenlange Streiks ausgelöst, die zu Unterbrechungen in der Ölversorgung des Landes führten. Pouyanne spielte eine zentrale Rolle bei der Zusammenführung der defizitären Sparten Raffinerien und Petrochemie in den vergangenen Jahren.
Branche: "Ideale Kombination"
Branchenexperten begrüßten die Personalien. Das Tandem Desmarest/Pouyanne verbinde Erfahrung mit Expertise, sagte Fondsmanager Christian Jimenez von Diamant Bleu-Gestion. "Es ist quasi die ideale Kombination, zumindest für die nächsten Jahre. Dann sehen wir, ob Pouyanne Talent als Stratege zeigt."
Die Nachricht vom Tod des bekannten Managers war weit über Frankreich hinaus mit großer Fassungslosigkeit aufgenommen worden. De Margerie war seit 2007 Vorstandsvorsitzender von Total. 1974 hatte er seine Karriere im Finanzbereich des Ölkonzerns begonnen. Total hat mit weltweit rund 100.000 Mitarbeitern 2013 knapp 190 Mrd. Euro umgesetzt.
(APA/dpa)