Ebola-Epidemie: Dem tödlichen Virus entkommen

British Ebola survivor William Pooley speaks to delegates ahead of the 'Defeating Ebola: Sierra Leone' conference in central London
British Ebola survivor William Pooley speaks to delegates ahead of the 'Defeating Ebola: Sierra Leone' conference in central LondonREUTERS
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Während westliche Helfer, die sich mit Ebola angesteckt haben, zur Behandlung ausgeflogen werden, kämpfen Überlebende in Westafrika gegen Ausgrenzung.

Freetown/Monrovia/Wien. Vor knapp neun Wochen war nicht klar, ob er die Infektion mit dem tödlichen Ebola-Virus überhaupt überleben würde. Doch William Pooley, ein Krankenpfleger aus Großbritannien, schaffte es, die Erkrankung binnen zehn Tagen abzuschütteln, und wurde als vollständig geheilt aus dem Spital entlassen. Seit dieser Woche ist der 29-Jährige wieder im Dienst: Er ist zurück nach Sierra Leone geflogen, wo er sich in der Hauptstadt Freetown wieder um Ebola-Kranke kümmert. Sein Vorteil: Er ist gegen den aktuellen Ebola-Stamm immun und braucht sich somit keine Sorgen um eine erneute Ansteckung zu machen.

Pooley ist Ende August von der Royal Airforce nach Großbritannien gebracht und in der Isolierstation einer Londoner Klinik behandelt worden. So wie er wurden bisher etliche erkrankte westliche Helfer nach Europa oder in die USA zur Behandlung ausgeflogen. Fast alle überlebten die in Westafrika meist tödlich verlaufende Infektionskrankheit in den gut ausgestatteten Quarantänestationen der jeweiligen Spezialkliniken.

Zuletzt wurde eine Krankenschwester aus den USA, die in einem Spital in Dallas einen Erkrankten aus Liberia betreut hatte (er verstarb später), als geheilt erklärt. Und in Spanien hat eine 44 Jahre alte Krankenschwester, die sich in einer Klinik in Madrid trotz Schutzkleidung bei der Pflege eines spanischen Missionars (auch er verstarb), den Kampf gewonnen: Sie wurde als geheilt nach Hause geschickt. Auch in Norwegen, in Frankreich und in Deutschland wurden Mitarbeiter von Hilfsorganisationen behandelt. Bei einigen Patienten kamen (noch) nicht zugelassene Medikamente zum Einsatz. Deutsche Ärzte berichten, dass sie durch die Gabe von Infusionen zur Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushaltes gute Erfolge erzielen konnten. Einem erkrankten Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden bis zu zehn Liter Flüssigkeit täglich verabreicht.

Immun gegen Ebola-Viren

Fest steht auch, dass Ebola-Überlebende sich kein zweites Mal anstecken können, zumindest nicht mit dem gleichen Virusstamm. Forscher sind sich einig, dass eine gewisse Immunisierung besteht, wie lange diese anhält, ist aber unklar. Auch fehlen klare wissenschaftliche Erklärungen und Belege dafür. Bisher wurden keine langfristigen Beobachtungen durchgeführt, weil die einzelnen Ebola-Ausbrüche immer in entlegenen Regionen gewütet haben. Der Brite William Pooley hat jedenfalls vor, sich – wie gewohnt – vor einer Ansteckung durch den Einsatz von Schutzkleidung abzusichern.

Viele Ärzte unter den Toten

Schwieriger ist die Situation für das medizinische Personal der betroffenen Länder: Laut WHO sind unter den mittlerweile fast 5000 Toten in Guinea, Sierra Leone und Liberia auch etwa 250 Ärzte und Krankenpfleger. Die Regierung Guineas hat jetzt auch beschlossen, den Familien von verstorbenen Helfern Schadenersatz von jeweils umgerechnet 7800 Euro zu bezahlen.

In Westafrika geht die WHO derzeit von einer Überlebensrate von 30 Prozent aus. Doch diejenigen, die es schaffen, sind fast immer mit gesellschaftlicher Ausgrenzung konfrontiert. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnte erst kürzlich, dass mindestens 3700 Ebola-Waisen von ihren Angehörigen aus der unbegründeten, aber weit verbreiteten Furcht vor einer Ansteckung verstoßen werden. Überlebende einer Epidemie in Uganda haben jetzt ihre Hilfe angeboten. Auch sie mussten mit der Stigmatisierung umgehen lernen und könnten daher vor allem psychologische Hilfe anbieten. Unicef – die Organisation hat erst vor wenigen Tagen zu diesem Thema eine Tagung in Sierra Leone veranstaltet – geht davon aus, dass bis zu 2500 Überlebende in den kommenden sechs Monaten für Aufgaben zur Bekämpfung der Epidemie ausgebildet werden könnten. (zoe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2014)

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