Ottawa-Killer hinterließ ein Terrorvideo

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Die Mutter bestreitet ein politisches Motiv hinter der Bluttat ihres Sohnes. Regierung wollte am Montag verschärfte Sicherheitsgesetze vorlegen.

Ottawa. Nach dem tödlichen Überfall auf Kanadas Parlament in der Vorwoche nennt die Bundespolizei RCMP den Angriff nun „Terrorattacke“. Sie habe Beweise, dass das Handeln des 32-jährigen, von Sicherheitsbeamten erschossenen Michael Zehaf-Bibeau „von ideologischen und politischen Motiven angetrieben wurde“. Seine Mutter widersprach dem: Ihr Sohn habe psychische Probleme gehabt und sterben wollen.

Am Mittwoch hatte Zehaf-Bibeau am nahen Kriegerdenkmal einen 24-jährigen Wachsoldaten hinterrücks mit einem Winchester-Repetiergewehr erschossen und war dann ins Parlament gestürmt, wo die Regierung und viele Parlamentarier tagten. Der Chef des Sicherheitsdienstes, Kevin Vickers, erschoss den Mann im Gebäude. Wie nun bekannt wurde, hatte dieser unmittelbar vor seiner Tat ein Video von sich aufgenommen. Die Polizei werte den Film noch aus, hieß es. Man sehe aber, dass der Täter politisch motiviert gehandelt habe, sagte Bob Paulson, ein Ermittler.

Die konservative Regierung von Premierminister Stephen Harper wollte am Montag verschärfte Sicherheitsgesetze vorlegen. Diese sind keine unmittelbare Reaktion auf den Anschlag, denn ihre Einbringung war bereits für vorigen Mittwoch geplant gewesen, den Tag des Anschlags. Angeblich wurde der Gesetzesentwurf seither nicht verschärft. Die Konservativen werden aber darauf dringen, nun diese Gesetze besonders schnell zu beschließen. Sie werden den Sicherheitsbehörden mehr Möglichkeiten geben, im Fall des Verdachts bevorstehender Anschläge Festnahmen vorzunehmen.

Vor Reise nach Saudiarabien

Zehaf-Bibeau hatte in den Tagen vor der Tat in einem Obdachlosenheim gelebt, verfügte aber über viel Geld, da er lange auf Ölfeldern gearbeitet und viel gespart hatte. Mit seiner Mutter in Ottawa hatte er erstmals seit fünf Jahren kurz vor der Tat Kontakt aufgenommen. Susan Bibeau sagte, ihr Sohn sei drogensüchtig und labil gewesen und habe im Islam „einen Ausweg gesucht“. Er wollte nach Saudiarabien gehen, um Religion zu studieren. (bra)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2014)

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