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Nachrichten Meinung Magazin
Bundespräsident

Fischer bleibt Hausherr in der Hofburg

25.04.2010 um 17:03
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Hauptbild • EPA (VALDA KALNINA)
Bundespräsident Heinz Fischer darf weitere sechs Jahre in der Hofburg bleiben. Er setzte sich bei der Wahl im April klar gegen seine Gegenkandidaten Barbara Rosenkranz und Rudolf Gehring durch.
(c) Bruckberger
Fischer hat in den Jahren seit seinem Amtsantritt die Rolle des diplomatischen Landesvaters kultiviert, der seine Statements auf bekannt vorsichtige Art und wohldosiert abgibt. Motto: "Meine Aufgabe ist es nicht, konkrete Vorschläge zu machen." Wohl aber sieht er seine Aufgabe darin, sich ganz grundsätzlich zu Aktuellem zu Wort zu melden.
(c) APA (Herbert Oczeret)
Das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen und als Brückenbauer zu agieren, so beschreibt er gerne seine Rolle als erster Mann im Staate. Sich einzumischen oder gar "ein Zeugnis zu schreiben" - was er etwa im Jahr 2008 nach dem Scheitern der Regierung ablehnte - ist dagegen nicht seine Art. Die Große Koalition habe "unter ihrem Potenzial" gearbeitet, das war denn auch der schärfest mögliche Tadel aus bundespräsidialem Munde.
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Bei allem Streben nach Äquidistanz hat vor allem die ÖVP doch immer wieder etwas auszusetzen am langjährigen SPÖ-Politiker.

Beim "Volk", und das ist ihm wohl wichtiger als die Polit-Landschaft, genießt der Bundespräsident aber hohe Sympathiewerte. Mit schöner Regelmäßigkeit etwa ist er Nummer eins im APA/OGM-Vertrauensindex, genießt also von allen Politikern das höchste Vertrauen bei den Österreichern.
(c) APA (Peter Lechner)
Dass er den Kontakt mit ihnen nicht verliert, dafür sorgen auch mehr oder weniger regelmäßige Abstecher ins vermeintlich politikfreie Leben, ob in den Bergen oder auf Wiener Märkten.

"Ich bin kein Protokoll-Freak", sagte er denn auch schon vor seiner ersten Wahl, bei der er sich mit 52,39 Prozent der Stimmen gegen die ÖVP-Kandidatin Benita Ferrero-Waldner durchsetzte.
(c) APA (Dragan Tatic)
Als achtes Staatsoberhaupt der Zweiten Republik zog Fischer 2004 in die Hofburg ein, sein Wechsel ins Amt war nur überschattet vom plötzlichen Tod seines Vorgängers Thomas Klestil. Dennoch: Fischer hatte es geschafft, nach 30 Jahren saß wieder ein Sozialdemokrat in der Präsidentschaftskanzlei.
(c) Bruckberger
Zahlreiche Staatsbesuche hat er seitdem absolviert, dabei auch einmal für Aufsehen gesorgt: In der Türkei im Mai 2008, als er sich leger bei der Gattin des türkischen Präsidenten einhakte - dort nicht unbedingt üblich in konservativen Kreisen. Doch Frau Gül schien es nicht weiter zu stören.
(c) APA (Dragan Tatic)
Eine Premiere war Fischers Entscheidung zu Jahresanfang 2008, die Novelle der Gewerbeordnung wegen fehlender Verfassungskonformität nicht zu unterzeichnen: Erstmals in der Zweiten Republik schmetterte damit ein Bundespräsident eine von National- und Bundesrat bereits abgesegnete Gesetzesvorlage ab.
(c) Fabry
Fischer wurde am 9. Oktober 1938 in eine sozialdemokratische Familie hinein geboren. Sein Vater, Rudolf Fischer, war von 1954 bis 1956 Staatssekretär im Handelsministerium in der Regierung Raab/Schärf. Die Schule besuchte Heinz Fischer in Wien, 1961 promovierte er zum Dr. jur., 1993 wurde er Ordentlicher Universitätsprofessor.
(c) APA (privat)
Nach seiner Gerichtspraxis kam er als Jurist in den Klub der SP-Parlamentarier. 1963 bis 1975 war er dort Sekretär, dann Geschäftsführender Klubobmann, Minister für Wissenschaft und Forschung von 1983 bis 1987 und Klubchef (1987-1990). 1990 wurde er zum Nationalratspräsidenten gewählt, seit 2002 war er Zweiter Nationalratspräsident.

In der SPÖ war er 25 Jahre stellvertretender Vorsitzender. Auch bei den Europäischen Sozialdemokraten war das SPÖ-Urgestein lange Zeit an führender Stelle tätig.

Im Bild mit Ehefrau Margit
(c) APA (Robert Jaeger)
Fischers politische Leitfigur war stets Bruno Kreisky. Allerdings war der legendäre Ex-Kanzler auch wesentlich am einzig echten Eklat in der Karriere des künftigen Staatsoberhaupts beteiligt. Am Höhepunkt des Streits zwischen Kreisky und Simon Wiesenthal tat sich der damalige Klubchef Fischer als derjenige hervor, der einen Untersuchungs-Ausschuss gegen den Nazijäger anregte.
(c) APA (henisch)
Nebenbei war Fischer mehr als dreißig Jahre Präsident der Naturfreunde. Als sein größtes Hobby gilt das Bergsteigen, musikalisch gehört dem Jazz seine Liebe. Verheiratet ist Agnostiker Fischer seit 35 Jahren mit Margit Fischer. Der Ehe entstammen ein Sohn und eine Tochter. Auch als "First Couple" wohnen die Fischers in ihrer Wohnung in der Wiener Josefstädter Straße.
(c) APA (privat)
Trotz des innerstädtischen Wohnsitzes gehört sein Fußball-Herz übrigens den Grün-Weißen vom westlichen Rande Wiens: Fischer ist Rapid-Anhänger. Und zeigt es gerne: "Im Sport darf der Bundespräsident ein hundertprozentiger Fan sein", sagte er einmal.
(c) Bruckberger

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