Helmut Zilk
Helmut Zilk: Vom Hilfslehrer zum ''Lebenskünstler''

Am 24.10.2008 starb Helmut Zilk im Wiener Wilhelminen-Spital an Herzversagen. Der legendäre Wiener Altbürgermeister, Ex-Unterrichtsminister, Fernseh- und Printjournalist war 82 Jahre alt.
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Zilk wurde am 9. Juni 1927 in Wien geboren, wo er in der Nachkriegszeit während seines Doktoratsstudims in Pädagogik, Philosophie, Psychologie und Germanistik als Hilfslehrer arbeitete und ab 1955 an der Lehrerbildungsanstalt Hegelgasse unterrichtete.
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Ab 1960 gestaltete Helmut Zilk die auf Schüler abzielende Fernsehsendung "Was könnte ich werden?" 1967 wurde er von ORF-Generaldirektor Gerd Bacher als Fernsehdirektor auf den Küniglberg geholt. Sieben Jahre später wechselte Zilk zur "Kronen Zeitung", wo er ab 1979 als "Ombudsmann" fungierte.
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Zur gleichen Zeit wurde Zilk vom damaligen Wiener SP-Bürgermeister Leopold Gratz als Stadtrat für Kultur und Bürgerdienst ins Rathaus geholt. Von 1983 bis 1984 war er Unterrichtsminister unter Bundeskanzler Fred Sinowatz. 1984 ließ sich Zilk auf Vorschlag von Gratz zum Bürgermeister der Stadt Wien wählen.
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Während seiner Zeit als Bürgermeister sorgte Helmut Zilk immer wieder für Schlagzeilen. Er verbannte die Autos vom Rathausplatz und installierte den umstrittenen Claus Peymann als Intendant am Burgtheater.
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Ein besonderes Anliegen als Bürgermeister war Zilk das Stadtbild: Ob es die Bekleidung der Fiaker, das Orange der Müllabfuhr oder die Plakatflut war. Zilk kümmerte sich gerne persönlich um diese Fragen. Stets setzte er sich vehement für Ideen ein, die er für gut und richtig hielt - auch wenn sie von anderen Fraktionen oder Parteien kamen. In der eigenen Partei hielt er sich mit Kritik nicht zurück: So warf er in der Diskussion um die SPÖ-Spitze Bundeskanzler Alfred Gusenbauer wiederholt Führungsschwäche vor.
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Bei seinen ersten Kommunalwahlen 1987 wurde Zilks Einsatz von den Bürgern noch mit einer hohen Mehrheit von fast 55 Prozent für die SPÖ belohnt. Weniger gut lief es 1991, als die SPÖ im "Roten Wien" an Stimmen erstmals unter die 50-Prozent-Marke rutschte. Eine schwere Niederlage schließlich brachte die Expo-Volksbefragung, bei der die Wiener trotz der massiven Werbung ihrem Bürgermeister die Weltausstellung ablehnten.
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1993 wurde Zilk eines der ersten Opfer der Briefbomben von Franz Fuchs. Bei dem Attentat verlor er zwei Finger seiner linken Hand. Die verletzte Hand hatte er seit damals immer in einer Hülle verborgen, die stets passend zur Krawatte aus dem gleichen Seidentuch gefertigt wurde.
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Auch nach seiner Amtsübergabe an Michael Häupl blieb Zilk politisch aktiv: 2003 wurde er vom damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zum Leiter der "Bundesheer-Reformkommission" ernannt. Außerdem kehrte er nach seinem Ausscheiden aus der Politik 1995 wieder zum ORF zurück, wo er die Gesprächsreihe "Lebenskünstler" moderierte.
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Seit 1978 war Zilk in dritter Ehe mit der Sängerin Dagmar Koller verheiratet, aus der zweiten Ehe hinterlässt er einen Sohn.

In den vergangenen Jahren sorgte Zilks Gesundheitszustand immer wieder für Aufsehen. Im Februar 2006 wurde ihm ein Herzschrittmacher implantiert.
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Helmut Zilk erhielt 1966 die Goldene Kamera, 1994 wurde er mit dem Kulturpreis Europa und der Ehrenbürgerschaft der Stadt Prag ausgezeichnet. Außerdem war er Träger des Theodor-Körner-Preises und Ehrendoktor der Tokai Universität Tokio. Die Republik Österreich ehrte ihn mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen am Band und die Bundesrepublik Deutschland mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern.