Drei Ex-Vorstände der Hypo Group Alpe Adria stehen wegen Bilanzfälschung und Verschleierung vor Gericht.
Klagenfurt.Ab heute, Dienstag, stehen drei ehemalige Vorstände der Kärntner Hypo Group Alpe Adria vor Gericht. Wolfgang Kulterer, Günter Striedinger und Thomas Morgl werden von der Staatsanwaltschaft „Bilanzfälschung und Verschleierung“ vorgeworfen. Vorerst sind zehn Verhandlungstage vorgesehen.
Im Jahr 2005 war die Kärntner Hypo-Alpe-Adria (so hieß sie damals noch) zur ertragreichsten Bank Österreich gewählt worden. Im März 2006 platzte der Skandal: Damals wurde bekannt, dass die Bank im Jahr 2004 bei Währungsspekulationen Millionensummen verloren hatte. Das fiel genau in jene Zeit, als ganz Österreich im Bann des Bawag-Skandals stand.
Mit einem Schlag hatte auch Kärnten seine „Skandalbank“. Zunächst waren die Verluste aus den Swap-Geschäften mit 125 Millionen Euro beziffert worden, später stellte sich heraus, dass sich die gesamte Schadenssumme auf 328 Millionen belief. Das ist nicht Inhalt des Prozesses. Die Banker werden der Bilanzmanipulation beschuldigt, weil sie die Verluste 2004 nicht in vollem Ausmaß in der Bilanz verbuchten. Sie wollten das Minus auf zehn Jahre verteilt abschreiben.
Die Staatsanwaltschaft wertet das als Bilanzfälschung. Sie beruft sich dabei auf ein Gutachten von Fritz Kleiner, der auch beim Bawag-Prozess tätig war. Auch die Beklagten werden Gutachten vorlegen. Sie sind der Meinung, rechtmäßig gehandelt zu haben. 2006 hätte die Bank an die Börse gebracht werden sollen, das war aufgrund der großen Verluste nicht mehr möglich.
Höchststrafe: ein Jahr
Ein Jahr darauf fand sie trotzdem einen Käufer: Zu einem Preis von 1,6 Milliarden Euro sicherte sich die damals noch finanzkräftige Bayerische Landesbank die Mehrheitsanteile an der Kärntner Hypo. Vorstandschef Wolfgang Kulterer hat im Jahr 2006 einem Amtsenthebungsverfahren der Finanzmarktaufsicht vorgegriffen und ist als Vorstandschef zurückgetreten. Zur Überraschung zahlreicher Beobachter ist er allerdings als Vertreter des Landes in den Aufsichtsrat eingezogen.
Das wäre heute nicht mehr möglich. Mittlerweile verbietet ein Gesetz den fließenden Übergang vom Vorstand in den Aufsichtsrat. Nach dem Abschluss des Verkaufs an die Bayerische Landesbank hat sich Kulterer endgültig von der Hypo verabschiedet. Er arbeitet heute als Investmentbanker in London.
Günter Striedinger hat eine Consulting- und Investmentfirma gegründet, Thomas Morgl ist weiterhin Mitglied des Hypo-Vorstands. Wegen des großen Medieninteresses wurde der Hypo-Prozess in den Schwurgerichtssaal des Klagenfurter Landesgerichts verlegt. Weil die Höchststrafe für das angeklagte Delikt bei einem Jahr liegt, wird die Verhandlung allerdings vor Einzelrichter Christian Liebhauser-Karl stattfinden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2008)