Experten schlagen Alarm: In Wien gebe es zu wenig leistbare psychosoziale Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche, kritisierten Experten gestern bei einem Pressegespräch anlässlich des Tages der Kinderrechte am 20. November.
Wien (som).
„Dringenden Handlungsbedarf“ sieht Klaus Vavrik, Sprecher der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit, etwa in der Kinderpsychiatrie: In der Bundeshauptstadt gibt es nur eine einzige Psychiaterin mit Kassenvertrag; Ambulatorien seien überfordert und könnten keine weitergehende Betreuungsfunktion übernehmen. Derzeit müssen Eltern bei Therapien Wartezeiten bis zu eineinhalb Jahren in Kauf nehmen.
15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen benötigen auf ihrem Lebensweg eine Therapie – ein Geldproblem gerade für kinderreiche Familien. Vavriks Forderung: kostenfreie Therapieangebote für Kinder. Ebenso solle die Politik den Ausbau von Präventionsangeboten für Risikofamilien forcieren. Mehr Bewusstseinsarbeit mit überlasteten Eltern sei notwendig, damit künftig Gewaltfälle wie „Luca“ vermieden werden könnten.
Krisenfolgen für die Schwächsten
Glaubt man dem Kinder- und Jugendpsychiater Ernst Berger, sieht es mit der Gesundheit der Kleinsten düster aus. 13,3Prozent der Kinder sind armutsgefährdet. Durch Finanzkrise und Jobverluste der Eltern könnte sich ihre Lage verschärfen, warnt er. „Soziale Belastungen wirken sich unmittelbar auf das Wohlbefinden der Kinder aus.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2008)