Wer hat Angst vor Virginia Wurst?

(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Grundsätzlich ist es ja schön, wenn Freunde an einen denken.

Nachdenklich kann es allerdings stimmen, bei welchen Gelegenheiten das passiert. Wenn etwa in „Willkommen Österreich“ ein Kochbuch mit dem schönen Titel „Zum Scheißen reicht's“ vorgestellt wird, muss man in der Assoziationskette ja nicht unbedingt an vorderster Front stehen, könnte man meinen. Genau da bin ich allerdings kürzlich gelandet: „Das wäre das perfekte Weihnachtsgeschenk für dich!“

Tatsächlich haben Kochbücher, die mehr sind als nur Rezeptsammlungen, ihren Reiz. Man denke an „Küche totalitär“, Wladimir und Olga Kaminers Kochbuch des Sozialismus, in dem die postsowjetische Küche mit launigen Beschreibungen einzelner Regionen garniert wird. Oder der von Droste/Heidelbach/Klink gestaltete Band „Wurst“, der mit Bonmots à la „Wer hat Angst vor Virginia Wurst?“ das Kochbuchgenre in literarische Höhen trägt.

Einen eher unfreiwilligen skurrilen Charme hat auch das „What Would Jesus Eat Cookbook“, in dem Autor Don Colbert Rezepte vorstellt, die auf biblischen Prinzipien beruhen. Kern der Jesus-Diät sind Tipps, wie man sie auch aus modernen Ernährungsberatern kennt – Vollkorn, wenig Fleisch, langsam essen & Co. Spektakulärer ist da schon das E-Book „Cooking With Balls – The Testicle Cookbook“ (www.yudu.com/testicles). Autor Ljubomir Erovic – der Serbe organisiert auch die jährlichen World Testicle Cooking Championships – erklärt, wie man Hoden richtig zubereitet und schmackhafte Gerichte wie Hodenpizza zaubert. Ja, das gibt es wirklich. Ganz im Gegensatz zum anfangs genannten „Zum Scheißen reicht's“, das nur ein Gag war. Schade, eigentlich. Unter dem Weihnachtsbaum hätte sich das sicher gut gemacht.


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2008)

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