Internationale Erfahrung bringt Vorteile bei Jobsuche

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Heimische Immobilienfirmen suchen verstärkt Mitarbeiter, die über die Grenzen blicken. Welche Wege ins Ausland führen.

Immobilieninvestoren aus den USA, reiche Russen auf Wohnungssuche, Kunden, die Büros in Prag, Warschau oder Bukarest suchen: Bis vor einigen wenigen Jahren waren in Österreich kaum Vertreter dieser Exemplare zu finden, das immobiliäre Berufsleben fand praktisch unter Ausschluss der ausländischen Öffentlichkeit statt. Erst Mitte der 90er-Jahre wurde die heimische Branche internationaler. „Das erste große Investment eines ausländischen Unternehmens fand hier 1996 statt“, nennt Eugen Otto, Chef der Otto Immobilien Gruppe, einen konkreten Zeitpunkt, ab dem sich das Business veränderte. Seit damals ist ein deutlicher Zuwachs an internationalen Transaktionen zu verzeichnen, Österreich bei der Globalisierung der Immobilienwirtschaft mit dabei.

Vorteile bei Jobsuche

Dieser Wandel hat sich auch auf die Berufe innerhalb der Branche ausgewirkt. Kenntnisse, die Mitarbeiter im Ausland sammeln, werden nun immer wichtiger, „viele Unternehmen legen darauf Wert, dass ihre Mitarbeiter internationale Erfahrung aufweisen können“, sagt Otto Bammer, Immobiliensachverständiger und Leiter des FHWien-Studiengangs Immobilienwirtschaft der Wirtschaftskammer Wien.

Auf das Gehaltskonto muss sich das zwar nicht auswirken, meint Bammer, allerdings können Aufenthalte, Ausbildungen oder Praktika im Ausland dabei helfen, überhaupt auf eine Gehaltsliste zu kommen. Internationale Erfahrung als Wettbewerbsvorteil im Rennen um gute Jobs: Das sieht auch Eugen Otto so. „Wenn es dem Business nützt, etwa bei Arbeitsplätzen in der Bewertung oder im Researchbereich, ist das durchaus ein ,hard fact'. Und ansonsten schätze ich die Bereitschaft, ins Ausland zu gehen, auch als ,soft fact'. Es beweist Engagement, die Bereitschaft, über die Grenzen zu blicken.“ Keine unwichtigen Pluspunkte, vor allem, wenn man bedenkt, dass dank der enorm verbesserten Ausbildungssituation in Österreich die Konkurrenz um Jobs nicht schläft. „Das Niveau ist deutlich gestiegen“, sagt Otto.

Für welche Berufsfelder Internationalität besonders wichtig ist: „Im Investment, bei Verkauf, Vermietung und Bewertung“, zählt Andreas Ridder, Geschäftsführer von CB Richard Ellis-Österreich und verantwortlich für den CEE-Raum, für den gewerblichen Bereich auf. Bei Wohnimmobilien könne sie vor allem im Marketing, bei Verkaufs- und Vermarktungsprozessen nützlich sein, ergänzt Otto.

Netzwerke nützen

Wie Immobilienprofis oder solche in spe an internationale Erfahrung kommen? Ins Ausland führen viele Wege. Etwa jener über länderübergreifende Netzwerke, wie die FIABCI, den Verband der Immobilienberufe, derzeit in 48 Ländern vertreten. Für Österreich listet die Homepage 124 Mitglieder auf, für junge Leute gibt es eigene, ermäßigte Konditionen.

„Über den Verband ist es recht einfach, Auslandsaufenthalte zu organisieren“, berichtet Otto, der selbst mit 19 Jahren über diese Schiene seinen Weg zum Praktikum ins Ausland fand und Österreich-Präsident des FIABCI ist. „Man kennt dadurch Kollegen in vielen unterschiedlichen Ländern. Unternehmen, die Mitglieder sind, können junge Mitarbeiter auch für eine Zeitlang austauschen.“

Recht einfach haben es auch jene, die Aus- oder Weiterbildungen an FHs oder anderen Einrichtungen wie etwa der Donau-Uni-Krems absolvieren. Denn diese haben häufig eigene Programme oder Organisationen, die den Studenten dabei helfen, Auslandsaufenthalte und Praktika auf die Beine zu stellen.

Und auch für Bildungsinstitutionen ist es sinnvoll, internationalen Verbänden anzugehören. Bammer, dessen Lehrgang heuer vom Royal Institute for Chartered Surveyors RICS akkreditiert wurde, schätzt daran nicht zuletzt dass man damit auf ein Netzwerk von Kontakten ins Ausland zurückgreifen kann.

Kenntnisse vertiefen

Zu guter Letzt können Interessierte auch gezielt internationale Immobilienunternehmen ansprechen oder heimische Firmen mit Niederlassungen im Ausland. Bei CB Richard Ellis beispielsweise sammelt man die Erfahrungen im Konzern selbst. „Häufig schicken wir neue Mitarbeiter für ein, zwei Monate weg“, erzählt Ridder. „Etwa nach London, weil dieser Markt sehr professionell ist.“

Unbedingt in der Immobilienbranche Auslandsluft zu schnuppern, ist übrigens nicht notwendig. Man sollte sich eher, so Otto, von seinen Interessen – ob nun Marketing oder Recht – leiten lassen. Denn diese könnte man dann auch hervorragend in Österreich einbringen.

AUF EINEN BLICK

Trend: Die Globalisierung des Immobilienbusiness hat auch Österreich erreicht. Eine Folge: Firmen brauchen auch Mitarbeiter mit internationaler Erfahrung.

Event: Von 4. bis 7. Dezember findet in Wien der FIABCI European Congress statt. Erwartet werden rund 300 Teilnehmer aus mehr als 20 Ländern. Zentrales Kongressthema ist der europäische Immobilienmarkt im globalen Wettbewerb.
Infos: www.fiabci.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2008)

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