Bernhard Kohl
Bernhard Kohl: Vom Helden zum Ausgestoßenen

Als 23-Jähriger bestritt Bernhard Kohl 2005 seine erste Saison als Profi, nachdem er als Amateur 2004 die Tour des Pyrenees gewonnen hatte. Sein größter Erfolg in diesem Jahr war der siebente Platz bei der Österreich-Rundfahrt . Auf der 2. Etappe von Salzburg zum Fuschertörl (Bild) wird er Sechster - sein bestes Etappenergebnis.
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Bei seinem Team "T-Mobile" fuhr Kohl immerhin schon mit absoluten Größen wie Jan Ullrich.
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2006 setzte der Wolkersdorfer erste Ausrufezeichen: Kohl (rechts) wurde Österreichischer Staatsmeister im Straßenrennen und Glocknerkönig bei der Österreich-Rundfahrt. Beim französischen Etappen-Rennen Dauphinè Libèrè, das als wichtigstes Vorbereitungsrennen für die Tour de France gilt, wird er ausgezeichneter Dritter.
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Der große Durchbruch gelingt Kohl bei der Tour de France 2008: Der Bergspezialist fährt vom Start weg in der Spitzengruppe mit.
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Als erster Österreicher erobert der nun 26-Jährige das Gepunktete Trikot für den Sieger der Bergwertung. Zudem wird Kohl sensationell Tour-Dritter und steht beim Abschluss in Paris auf dem Stockerl.
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Bernhard Kohl wird zu Österreichs größtem Radhelden. Bei öffentlichen Anlässen wird er zum gerngesehenen Gast.
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Zudem kann sich Kohl vor Auszeichnungen kaum noch retten: Zum Beispiel erhält er am 1. August 2008 im Wiener Rathaus den Goldenen Rathausmann. Die Wahl zu Österreichs Sportler des Jahres scheint für Kohl nur noch Formsache.
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Auch finanziell wähnt sich der Niederösterreicher künftig auf Rosen gebettet: Seine Tour-Erfolge bringen Kohl einen gutdotierten neuen Vertrag.
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Am 8. September lüftet Kohl das Geheimnis seines neuen Teams: Er unterschreibt für drei Jahre beim belgischen Rennstall Silence-Lotto . Der neue Vertrag soll Kohl zum bestverdienenden österreichischen Radsportler aller Zeiten machen. Der Radprofi kennt für die Zukunft nur einen Weg - den nach oben: "Mein Ziel ist es, in zwei oder drei Jahren die Tour de France zu gewinnen", meint er.
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Doch alles kommt anders: Nachdem sein Team- und Zimmerkollege Stefan Schumacher des Dopings überführt wird, steigt auch der Druck auf Kohl. Am 13. Oktober platzt die Bombe: Bernhard Kohl ist bei der Tour de France positiv auf die Substanz EPO CERA getestet worden. Kohl beteuerte zwar stets, keinerlei verbotene Substanzen ins Spiel gebracht zu haben, zwei am 3. und 15. Juli vorgenommene Tests erbrachten aber in der A-Probe ein anderes Ergebnis.
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Kohl beteuert weiter seine Unschuld und will die B-Probe öffnen lassen. Am 15. Oktober 2008 packt der Radprofi aber aus und gesteht, gedopt zu haben: "Ich bin der Versuchung erlegen, weil der Erfolgsdruck unglaublich groß gewesen ist. Ich bin nur ein Mensch und bin in einer Ausnahmesituation schwach geworden", meinte der 26-Jährige, der während des Geständnisses mehrmals in Tränen ausbrach.
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Kohl verliert seinen Vertrag und wird von der Kandidatenliste zum "Sportler des Jahres gestrichen". Dem einstigen Helden droht zudem eine zweijährige Sperre. Am 24. November 2008 wird er zu einer Anhörung vor die Rechtskommission der Nationalen Anti-Doping-Agentur zitiert.
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Bei dieser Anhörung setzte Kohl nach eigenen Angaben auf Ehrlichkeit, doch erfolglos: Gegen Kohl wurde die Höchststrafe - zwei Jahre Sperre - verhängt. Bis zuletzt war spekuliert worden, dass der Radprofi für Angaben zu Hintermännern eine mildere Strafe bekommen könnte.
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Der Vorsitzende der Rechtskommission der Anti-Doping-Agentur meint, Kohl habe nur die schon bekannten Tatsachen gestanden. Der Radprofi streitet das ab: "Ich habe sehr wohl Namen genannt." Gegen das Urteil beruft Kohl nicht.
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"Aufgrund der nunmehr fehlenden wirtschaftlichen und medialen Notwendigkeit" trennt sich Kohl im Dezember 2008 von seinem Manager Stefan Matschiner.
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Nach einer umfassenden Dopingbeichte von Triathletin Lisa Hütthaler packt auch Bernhard Kohl aus. Am 31. März 2009 belastet er bei einer Pressekonferenz Matschiner: Sein Manager habe ihn mit EPO, Wachstumshormone, Testosteron und Insulinallem versorgt. Kohl schätzt, dass er seit 2005 50.000 Euro für Dopingmittel ausgegeben hat. Matschiner soll auch eine Blutzentrifuge organisiert haben.
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"Doping lernt man als Sportler von klein auf", meint Kohl. Zudem erhebt der Radsportler schwere Vorwürfe gegen die Plasmapherese-Station Humanplasma: "Ich war dreimal in diesem Institut und habe dort Blutdoping durchgeführt".
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Matschiner wird in U-Haft genommen, aus der er am 7. Mai entlassen wird. Ihm wird Blutdoping und die Weitergabe von Dopingmitteln vorgeworfen. In der Budapester Wohnung des Sportmanagers wird eine Blutzentrifuge sichergestellt. Nach Aussage Kohls sollen sich neben ihm Langläufer Christian Hoffmann und der dänische Radprofi Michael Rasmussen an der Anschaffung des Geräts finanziell beteiligt haben.
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Am 18. Mai 2009 gibt die Staatsanwaltschaft bekannt, dass nach Anti-Doping-Gesetz gegen "alle, die sich am Kauf dieser Maschine beteiligt haben und damit möglicherweise als Mittäter am Blutdoping infrage kommen" ermittelt wird.
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25. Mai 2009: Bernhard Kohl gibt auf einer weiteren Pressekonferenz sein sofortiges Karriereende bekannt. "Ohne Doping gibt es keine Chancengleichheit im internationalen Spitzenfeld. Ich will ein Doppelleben, das auf Lügen basiert, nicht weiterführen. Deshalb ist endgültig Schluss", erläutert der 27-Jährige.
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"Ich habe freiwillig gedopt - in einem System, in dem du ohne Doping nicht gewinnen kannst. Talent, Training und knallharte Disziplin reichen irgendwann nicht mehr. Doping wird dann oft zur Regel, der saubere Sport ist leider eine Ausnahme", zeigt sich der Niederösterreicher enttäuscht vom Radsport. In Zukunft will sich Kohl der Doping-Prävention und Aufklärung widmen, Vorträge halten und Radcamps organisieren.
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Im Juni 2009 sorgt eine öffentliche Diskussion zwischen Kohl und dem Triathleten Hannes Hempel für Aufruhr. Die beiden Sportler beschuldigen sich gegenseitig, einander Dopingmittel angeboten zu haben. Schließlich gibt Kohl zu, verbotene Substanzen auch weitergegeben zu haben: "Unter guten Freunden gibt man sich manche Sachen natürlich auch weiter."
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Im Februar 2010 eröffnete Bernhard Kohl ein Radgeschäft in der Wiener Triesterstraße. Noch größeren Grund zur Freude gab es aber im Juni, als die Staatsanwaltschaft Wien das Strafverfahren nach dem Arzneimittelgesetz und wegen möglicher Beteiligung an Blutdoping nach § 22a Anti-Doping-Gesetz eingestellt wurde.
"Mit der nunmehrigen Entscheidung der Staatsanwaltschaft steht fest, dass Herr Kohl immer die Wahrheit gesagt hat", betonte Manfred Ainedter, der Rechtsvertreters des Ex-Sportlers. Kohl, der ein neues Leben abseits des Profisports begonnen habe, blicke nun "mit Zuversicht in die Zukunft", betonte Ainedter.
"Mit der nunmehrigen Entscheidung der Staatsanwaltschaft steht fest, dass Herr Kohl immer die Wahrheit gesagt hat", betonte Manfred Ainedter, der Rechtsvertreters des Ex-Sportlers. Kohl, der ein neues Leben abseits des Profisports begonnen habe, blicke nun "mit Zuversicht in die Zukunft", betonte Ainedter.
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