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Deflation

Deflation: Schreckgespenst oder reale Gefahr?

16.06.2009 um 11:32
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Hauptbild • (c) AP (Ahn Young-joon)
Fallende Preise auf breiter Front über einen längeren Zeitraum. Autos, Spritkosten, Computer, Lebensmittel & Co werden billiger. Das klingt im ersten Moment gut, macht Ökonomen weltweit jedoch Sorgen.

Sie sprechen dann von Deflation - das ist eine tödliche Spirale, die Volkswirtschaften über Jahre lähmen kann. Im folgenden ein Überblick: Deflation - Schreckgespenst oder reale Gefahr?
(c) APA (Georg Hochmuth)
Das weckt Erinnerungen an das Horrorszenario der Wirtschaftsgeschichte schlechthin:

Die viel beschworene Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren zog neben Massenpleiten und Massenarbeitslosigkeit Depression und Deflation nach sich.

Alles nur weiteres Geschrei von Weltuntergangs-Propheten oder reale Gefahr?
(c) AP
Zuletzt warnte ein ranghohes Mitglied der US-Notenbank Fed vor einer Deflation."Die USA sind heute näher an einer Entwicklung auf die japanische Art, als jemals zuvor in der jüngsten Geschichte", sagte James Bullard von der Federal Reserve.

Ein Ausweg aus der Deflation sei problematisch, schreibt Bullards in seiner düsteren Prognose weiter, "aber Hoffnung ist keine Strategie".
(c) AP (Ahn Young-joon)
Auch Nationalbank-Chef Ewald Nowotny bereiten stark sinkende Inflationsraten nicht nur Freude.

Eine Deflation wäre eine"wirtschaftliche Katastrophe", so Nowotny, "denn sie bedeutet langanhaltende Depression. Dagegen sind die Notenbanken machtlos."
(c) AP (Lilli Strauss)
Von Deflation spricht man, wenn Preise auf breiter Front über einen längeren Zeitraum fallen.

Das ist für Konsumenten auf den ersten Blick erfreulich: Autos, Spritkosten, Computer, Lebensmittel & Co werden billiger.
(c) AP (Frank Rumpenhorst)
Das Problem: Die Menschen kaufen nicht mehr - z.B. Fernseher.

Die potentiellen Käufer warten auf fallende Preise, da sie um die Geldnot der Verkäufer wissen.
(c) Bilderbox
Unternehmen beschränken ihre Ausgaben auf das Nötigste. Sie stecken weniger Geld in Forschung und Investition, Löhne und Gehälter werden gekürzt.

Die Folgen: Es kommt zu Entlassungen zur Folge und weiter verstärkte Kaufzurückhaltung. Schuldner können ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen.
(c) AP (Matthias Rietschel)
Die Nachfrage nach Öl, Gas und andere Rohstoffe sinkt.

(c) APA (Hans Klaus Techt)
Das Kaufverhalten könnte sich aber schnell ändern, sollte die Zahl der Arbeitslosen wieder spürbar steigen. Auch Lohnerhöhungen würden geringer ausfallen. Einem Preisverfall wären dann Tür und Tor geöffnet.

Zudem sind Kreditnehmer im Fall einer Deflation belastet: Der Kredit muss mit Geld zurückgezahlt werden, das im Lauf der Zeit an Wert gewinnt.
(c) AP (Bebeto Matthews)
Deflation ist eine tödliche Spirale, die Volkswirtschaften über Jahre lähmen kann.

Japan steckte etwa seit Mitte der 1990er Jahre in der Deflationsfalle - man spricht von der "verlorenen Dekade". Nach einer geplatzten Immobilienblase saßen die Banken auf faulen Krediten.
(c) Reuters (Toru Hanai)
Die Lage Japans damals ist der aktuellen Situation nicht unähnlich. Banken leihen sich kaum mehr Geld.

Japans Nationalbank schraubte den Leitzins auf null - heute hat die US-Notenbank den Leitzins bereits auf null Prozent abgesenkt.

In Japan blieben die Leitzinssenkungen allerdings ohne Wirkung.
(c) Reuters (Kim Kyung-Hoon)
Die Macht der Notenbanken ist begrenzt. Wenn Bürger, Banken und Firmen beginnen, ihr Geld zu horten, bleibt Regierungen als letztes Mittel nur mehr der Griff zu schuldenfinanzierten Ausgaben.
(c) EPA (Franck Robichon)
Die Politik des billigen Geldes ist aber kein Garant, die Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Kreditfinanzierte Konjunkturprogramme hatten etwa in Japan keinen Aufschwung zur Folge, dafür stieg die Staatsverschuldung.
(c) Reuters (Beawiharta)
Der Kampf gegen die Deflation beschäftigt bereits Ökonomen und Nationalbanken. Protokolle der Fed und Reden ihrer Führungskräfte belegen das - auch wenn offiziell noch niemand das D-Wort in den Mund nehmen will.

US-Notenbankchef Ben Bernanke hat die Krise in den 1930er Jahren studiert. 2002 hielt er dazu auch eine Rede: Making Sure "It" Doesn't Happen Here.

Nun kann er zeigen, ob ihm das gelingt.
(c) Reuters (Kevin Lamarque)
Sowohl aus der Weltwirtschaftskrise und der Deflationsfalle Japans lassen sich Lehren ziehen. Grundlegend ist eine funktionierende Finanzbranche.

Sowohl bei der Weltwirtschaftskrise als auch in Japan in den 1990er Jahren wurde das unterschätzt: 1929 ließ die US-Regierung die Banken im Stich, Preise und Produktion brachen ein. In Japan kam die Wirtschaft erst wieder in Fahrt, als die unter faulen Krediten leidenen Banken entlastet wurden.
(c) EPA (Dai Kurokawa)
Leitzinssenkungen und Konjunkturpakete können also nur unterstützend helfen.

Der Ball wird wieder den Staatschefs zugespielt. Es liegt in ihren Händen, die Gesundung des Weltfinanzsystems voranzutreiben.
(c) EPA (Michael Reynolds)

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