ÖVP kürte Pröll zum Parteichef

Die ÖVP hat den designierten Vizekanzler Josef Pröll am Freitag zum jüngsten Parteichef ihrer Geschichte gewählt. Obwohl sich auch Koalitionskritiker demonstrativ hinter ihn gestellt hatten, musste Pröll mit 89,6 Prozent der Delegiertenstimmen das abgesehen von drei Kampfabstimmungen schlechteste Ergebnis für einen Volkspartei-Chef seit 1945 hinnehmen. Seine Stellvertreter schnitten besser ab.

Dabei hatte die Parteitagsregie nichts unversucht gelassen, um nach den Konflikten der vergangenen Wochen - Steirer, Kärntner und lange auch die Burgenländer hatten offen gegen die Große Koalition mobilisiert - zumindest am Parteitag die Reihen wieder zu schließen.

"Ganz besonderen Dank" zollte Pröll seinem Vorgänger Molterer, der ihn in die Politik geholt und bis zuletzt in einer "übermenschlichen Loyalität" für die Partei gekämpft habe. Außerdem war der Neo-Parteichef bemüht, den Vorwurf auszuräumen, die scheidende Außenministerin Plassnik nicht ausreichend gegen die "Krone"-Kampagne in Schutz genommen zu haben: Was hier "in einem Medium" aufgeführt worden sei, sei "untragbar", sagte Pröll, ohne die Zeitung namentlich zu erwähnen.

Als zentrales Zukunftsprojekt seiner Obmannschaft kündigte Pröll die personelle und programmatische Erneuerung der ÖVP an. Für die nächste Nationalratswahl 2013 kündigte Pröll an, der ÖVP das Kanzleramt zurückerobern zu wollen.

Tirols Landeshauptmann Platter erhielt bei der Wahl der Stellvertreter von Pröll die meiste Unterstützung der Delegierten erhalten. 94,8 Prozent gaben ihm ihre Stimme. Innenministerin Fekter wurde mit 93,7 Prozent, Klubobmann Karlheinz Kopf mit 91,5 und die niederösterreichische Landesrätin Johanna Mikl-Leitner mit 89,9 Prozent ins Stellvertreter-Team gewählt.

Wenig freundlich reagierte die Opposition auf die Kür Prölls. FPÖ-Chef Strache attestierte Pröll ein "absehbares Ablaufdatum", BZÖ-Generalsekretär Strutz ein "nicht gerade berauschendes Ergebnis", und die Grünen können "vorerst von einer inhaltlichen Neuausrichtung der ÖVP nichts erkennen", so der Bundesparteisekretär Lockl.

(APA)

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