RZB-Chef Mayrhuber ist mit der sich abzeichnenden Lösung für die AUA zufrieden. Mit Spannung wird das Übernahmeangebot an den Streubesitz erwartet. Am 5. Dezember soll der Vertrag zur Übernahme besiegelt werden.
In genau einer Woche, am 5. Dezember, wird zwischen der bisherigen AUA-Hauptaktionärin ÖIAG und der deutschen Lufthansa der Verkauf des österreichischen Staatsanteils an der Austrian Airlines besiegelt. Sofern im zweiten Anlauf alles nach Plan geht.
Wenn die Pläne der Lufthansa halten, wie sie deren Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber habe, und wenn die Ankündigungen stimmen, "ist das für das Land keine schlechte Lösung", befand Walter Rothensteiner, Chef der Raiffeisen Zentralbank (RZB), am Donnerstagabend vor Journalisten.
Alitalia-Lösung droht
Sonst hätte womöglich in einem Jahr eine Alitalia-Lösung gedroht, wie man bei Raiffeisen meint. Die RZB ist mit rund 3 Prozent einer der Syndikats-Aktionäre bei der AUA und außerdem eine der finanzierenden Banken der Airline.
Am 5. Dezember tagt der ÖIAG-Aufsichtsrat. Gleich im Anschluss ist Vertragsabschluss geplant. Zum AUA-Eigentumswechsel (Closing) wird es aber erst in ein paar Monaten kommen, im Frühjahr 2009. So lange dürfte es dauern, bis auf EU-Ebene alle wettbewerbs- und beihilferechtlichen Fragen rund um den Deal geklärt sind - auch Klagsandrohungen von Mitbewerbern und unterlegenen Bietern muss bis dahin beigekommen sein. Der AUA-Kauf durch Lufthansa steht wie bei jeder Übernahme unter Vorbehalt aller behördlichen Genehmigungen und des Grünen Lichts aus Brüssel. Vor allem der vorherige 500-Millionen-Schuldennachlass durch den österreichischen Staat muss in der EU durchgehen.
Drei Monate zwischen Unterzeichnung und Übernahme
Bei großen Transaktionen, auch bei Bankverkäufen, sind mehrere Monate zwischen Signing und Closing durchaus üblich, bestätigt auch Rothensteiner. Gerade bei der AUA seien drei Monate sicher "schwierig". Aber passieren werde da sicher nichts. In dieser sensiblen Phase dürfe auch die Lufthansa nichts machen. Da stünden alle unter besonderer Beobachtung.
"Eine österreichische Teillösung wird es nicht geben", das sei mittlerweile klar. De facto gehöre die AUA bald zu 100 Prozent der Lufthansa. Zu welchen Konditionen die RZB und die anderen institutionellen Syndikatsaktionäre ihre Aktien abgeben, ist noch offen. Im bisherigen Syndikatsvertrag stand, dass im Fall eines Verkaufs an die ÖIAG ein 60-Tages-Schnitt berechnet würde. Zwischen einem daraus errechneten Wert und dem Wert bei einem Übernahmeangebot für den Streubesitz zum Durchschnittskurs der letzten sechs Monate klafften nur 30 Cent. Raiffeisen werde diesbezüglich jedenfalls eine Lösung nicht verhindern.
FPÖ: Anzeige beim Staatsanwalt
Die FPÖ schießt unterdessen scharf gegen die AUA-Verantwortlichen. Eine Anzeige beim Staatsanwalt ist unterwegs: "Die AUA ist entgegen der aktuellen Darstellung kein Konkursfall", schrieb FP-Luftfahrtsprecher Norbert Hofer. Allerdings, so Hofer, seien "in den letzten beiden Jahren vonseiten des Managements Maßnahmen gesetzt worden, die den Schluss nahe legen, dass möglicherweise strafrechtlich relevante Änderungen in der Bilanz vorgenommen wurden", so der Vorwurf des Abgeordneten in einer Aussendung. In seinen Augen haben die Aktivitäten des Managements von AUA und ÖIAG rund um den Verkauf der Fluglinie nachhaltigen Schaden zugefügt. "Um hier eine Klärung herbeizuführen, habe ich heute eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft abgeschickt", so Hofer am Freitag.
Laut Hofer stellt sich die Frage, ob das Unternehmen vorsätzlich geschädigt worden sei. "Es wird nur über die Schulden geredet, nicht aber darüber, dass diese in den letzten Jahren halbiert worden sind." Weiters vermisst der freiheitliche Abgeordnete verschiedene Maßnahmen wie etwa ein Kerosinmanagement. Diese Fehler haben ihn "stutzig" gemacht, meinte er in einer Pressekonferenz, sie seien nur mit "Totalversagen oder Absicht zu erklären".
(APA)