Die Opec gibt die Schuld für das auf und ab auf den Ölmärkten den Spekulanten. Sie könne diese Entwicklung nicht beeinflussen. Der Ölpreis ist binnen weniger Monate von 141 auf 42 Dollar gefallen.
Die OPEC, deren Mitglieder 40 Prozent des weltweiten Ölbedarfs erzeugen, sieht sich in Sachen Ölpreis als Getriebene: "Dieselben Akteure, die vor kurzem den Ölpreis auf fast 150 Dollar pro Barrel getrieben haben, treiben den Preis jetzt hinunter", sagt Hasan M. Qabazard, Chef der Research-Abteilung bei dem Rohstoffkartell. Der Preis sei von einer Vielzahl von Faktoren, zum Beispiel von den Spekulanten abhängig. "Wir haben keinen oder nur einen geringen Einfluss über die Ursachen der Preisvolatilität." Der OPEC-Ölpreis ist von 141 Dollar im Juli dieses Jahres auf bis zu 42 Dollar vor wenigen Tagen gefallen.
Qabazard sprach am Dienstagabend in Wien bei einem Vortrag vor der Landesverteidigungsakademie des Bundesheeres. Die OPEC rechnet freilich mit Maßnahmen zur Eindämmung der Spekulation. So sollten die Spekulanten auf einen niedrigeren Ölpreis (Shortseller) künftig einen größeren Anteil ihrer Verkaufskontrakte mit physischem Öl unterlegen müssen.
Spekulanten und Krise
Den Rohstoffspekulanten "nach unten" kommt freilich die Wirtschaftskrise und der durch sie verursachte Nachfragerückgang gelegen. Mitte 2007 habe man noch damit gerechnet, dass die weltweite Förderung um 1,3 Prozent steigt, derzeit gehe man für 2008 von einem Nullwachstum aus, sagte der Wissenschaftler. Für 2009 gebe es ein "Risiko nach unten".
Bis 2012 will die OPEC ihre aktuelle Reservekapazität von 3 Mio. auf 5 Mio. Barrel pro Tag steigern. Bis dahin glaubt man offiziell auch noch an einen weltweiten Verbrauchsanstieg auf 92,3 Mio. Barrel (2006: 84,7 Mio. Barrel).
126 Mrd. Dollar in Förderprojekte gesteckt
Ob die Nachfrage bis dahin wieder so stark gewachsen ist, steht freilich in den Sternen. Auf die Frage, wo in diesem Fall das neue Erdöl herkommen soll, verweist die Organisation auf ihre weltweit 120 Förderprojekte. In diese würden in den nächsten Jahren 126 Mrd. Dollar investiert. Die OPEC habe bisher auch in den bewegtesten Zeiten eine gute Marktversorgung garantiert, beschwichtigt Qabazard.
Eine jüngste Analyse der International Energy Agency (IEA) über die natürliche Erschöpfung der Erdölfelder hält Qabazard für zu pessimistisch. Auf Basis einer Auswertung von 800 Feldern glaubt die IEA, dass die produzierenden Felder einen jährlichen Rückgang von durchschnittlich sieben Prozent aufweisen. Bei seinem Vortrag in Wien schloss sich Qabazard den Zahlen des Consultingunternehmens Cambridge Energy Research (CERA) an, die mit einem jährlichen Rückgang von von gut vier Prozent rechnet. Die IEA sei eben "ein bisschen zu pessimistisch, was das Angebot und ein bisschen zu optimistisch, was die Nachfrage angeht", sagte Qabazard.
Letzteres stehe in einer Tradition. Die IEA habe Mitte 2007 ihre Vorhersagen für das Nachfragewachstum urplötzlich fast verdoppelt und damit zum Aufschlag auf den Ölpreis beigetragen. In der IEA sind die größten Industrie- bzw. Verbrauchsstaaten zusammengeschlossen.