Notstand in Simbabwe wegen Cholera-Epidemie

Cholera patients rest on their beds inside the male ward of Budiriro Polyclinic in Harare
Cholera patients rest on their beds inside the male ward of Budiriro Polyclinic in Harare(c) REUTERS (Philimon Bulawayo)
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Bereits 12.000 Menschen seien in Simbabwe an der Cholera erkrankt, rund 500 sind bereits an ihr gestorben. Zum wirtschaftlichen Zusammenbruch und politischem Chaos kommt nun noch eine Epidemie.

Simbabwe hat wegen der Cholera-Epidemie mit Hunderten Toten den Notstand ausgerufen. Das Land bitte um internationale Hilfe im Kampf gegen die Seuche, berichtete die staatliche Zeitung "Herald" am Donnerstag.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind bereits rund 500 Menschen in dem afrikanischen Land an der Cholera gestorben. Knapp 12.000 Menschen seien erkrankt. Die Seuche hat demnach inzwischen die meisten Landesteile Simbabwes erfasst.

Cholera

Die Cholera ("Gallenbrechdurchfall" ist eine durch Bakterien hervorgerufene Infektionskrankheit. Die Symptome sind extremer Durchfall (bis 25 Liter pro Tag) und starkes Erbrechen. Das kann den Körper schnell austrocknen. Je nach medizinischer Versorgung ist die Cholera in 20 bis 70 Prozent aller Fälle tödlich.

Ärzte von Polizei verprügelt

Am Mittwoch ist die Polizei mit Schlagstöcken gegen Demonstranten vorgegangen. Mindestens hundert Ärzte und Krankenschwestern protestierten vor dem Gesundheitsministerium in der Hauptstadt Harare für bessere Arbeitsbedingungen. Zugleich trieben Sicherheitskräfte einen Protestmarsch von etwa 20 Gewerkschaftern zur Zentralbank auseinander. Die Arbeitnehmervertreter kündigten an, trotz der starken Polizeipräsenz ihre Demonstrationen fortzusetzen.

Simbabwe - von Krisen gezeichnet

- INFLATION:

Im Juli stieg die Teuerungsrate im Jahresvergleich auf 231 Millionen Prozent . Neuere offizielle Zahlen liegen nicht vor. Volkswirte gehen jedoch von einem weiteren Anstieg der Inflation aus. Schätzungen im November sprachen von 10,2 Billiarden Prozent. Die Preise verdoppeln sich täglich.

- BRUTTOINLANDSPRODUKT:

Die Wirtschaft von Simbabwe ist seit 2000 kontinuierlich geschrumpft. Allein 2003 ging die Wirtschaftsleistung um 10,4 Prozent zurück, vergangenes Jahr nahm sie nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) um 6,1 Prozent ab. Pro Kopf lag die Wirtschaftsleistung 2007 bei 200 Dollar nach fast 900 Dollar im Jahr 1990. Laut Weltbank hat Simbabwe unter allen nicht Krieg führenden Länder die am schnellsten schrumpfende Wirtschaft der Welt.

- EINKOMMEN:

Schätzungsweise 83 Prozent der Simbabwesen verdienten 2005 weniger als zwei Dollar (1,58 Euro) am Tag. Die Situation hat sich seitdem verschlechtert.

- LANDWIRTSCHAFT:

Simbabwe galt einst als Kornkammer im südlichen Afrika. Nun muss es Mais einführen.

- GOLD:

Die Förderung des Edelmetalls, das zu einem Drittel zu den Exporteinnahmen beiträgt, fiel im Oktober auf den Tiefstand von 125 Kilo nach früher 2.400 Kilo. Die Wirtschaftskrise zwang Minen zur Schließung.

- ARBEITSLOSIGKEIT:

Schätzungsweise 90 Prozent der Simbabwesen sind ohne Arbeit. Gut drei Millionen Arbeitssuchende haben das Land vor allem in Richtung Südafrika verlassen.

- LEBENSERWARTUNG:

Sie fiel UNO-Zahlen zufolge 2005 auf 40,9 Jahre, nachdem sie 1990 noch bei 63 Jahren gelegen hatte. Die Kindersterblichkeit bei unter Fünfjährigen stieg 2005 auf 132 nach 76 pro tausend Kinder im Jahr 1990.

- AIDS:

15,6 Prozent der Simbabwesen im Alter von 15 bis 49 Jahren sind mit dem HI-Virus infiziert. Pro Woche sterben 3.200 Menschen an der Immunschwächekrankheit in einem Land mit 13,3 Millionen Einwohnern.

- CHOLERA-EPIDEMIE:

Seit ihrem Ausbrauch im August sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis dato knapp 500 Menschen an der Cholera gestorben. Fast 12.000 Menschen sind demnach mit der Krankheit infiziert

(Ag.)

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