US-Autoriesen
US-Autoriesen: Die ''Großen Drei'' kämpfen um alles

Die hoch verschuldeten US-Autokonzerne General Motors, Ford und Chrysler kämpfen um ihre Existenz. Im November 2008 räumte Chrysler offen ein, vor dem Abgrund zu stehen, falls es keine Finanzspritze gibt.
General Motors braucht noch vor Ende Dezember ein Darlehen von vier Milliarden Dollar und weitere acht Milliarden bis Ende März - oder der einst größte Hersteller der Welt muss dichtmachen.
(mar)
General Motors braucht noch vor Ende Dezember ein Darlehen von vier Milliarden Dollar und weitere acht Milliarden bis Ende März - oder der einst größte Hersteller der Welt muss dichtmachen.
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(c) Reuters (JESSICA RINALDI)

Angesichts von Milliardenverlusten, Entlassungen und Einbrüchen beim Absatz könnten auch Ford und Chrysler in den Bankrott schlittern, falls der Staat weiterhin die beantragten Hilfen ablehnt.
Die Auswirkungen eines solchen Zusammenbruchs würden bis zu den Stadtgrenzen Wiens reichen.
Im Bild: Die Bosse der Autokonzerne bei ihrem Bittgesuch in Washington. Von links nach rechts: Ron Gettelfinger, Chef der Autogewerkschaft UAW; GM-Chef Richard Wagoner; Chrysler-Chef Robert Nardelli; Ford-Chef Alan Mulally.
Die Auswirkungen eines solchen Zusammenbruchs würden bis zu den Stadtgrenzen Wiens reichen.
Im Bild: Die Bosse der Autokonzerne bei ihrem Bittgesuch in Washington. Von links nach rechts: Ron Gettelfinger, Chef der Autogewerkschaft UAW; GM-Chef Richard Wagoner; Chrysler-Chef Robert Nardelli; Ford-Chef Alan Mulally.
(c) EPA (SHAWN THEW)

Die drei großen US-Autobauer stellen nämlich nicht nur einen Kern der amerikanischen Volkswirtschaft dar. Zu ihnen gehören auch mehrere große europäische Hersteller - etwa Opel, der deutsche Konzernbereich von Ford, Saab, Volvo und andere.
Was heißt das für Österreich?
Was heißt das für Österreich?
(c) AP (David Zalubowski)

Die Aufträge der genannten Hersteller entscheiden über den Fortbestand der Autozulieferer, von denen einige große hierzulande beheimatet sind: Magna in Graz, das BMW-Werk in Steyr, Eybl in Niederösterreich, das GM-Werk im Wiener Stadtteil Aspern.
Was die US-amerikanischen "Big Three" kennzeichnet, und wie es derzeit um sie aussieht, erfahren Sie hier.
Was die US-amerikanischen "Big Three" kennzeichnet, und wie es derzeit um sie aussieht, erfahren Sie hier.
(c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH)

General Motors
General Motors (GM) war nach Verkaufszahlen fast acht Jahrzehnte lang der größte Autohersteller der Welt. Inzwischen macht ihm der japanische Konzern Toyota diesen Rang streitig.
Zu den GM-Marken gehören in Europa neben Opel der britische Autobauer Vauxhall und der schwedische Hersteller Saab. In Wien...
Zu den GM-Marken gehören in Europa neben Opel der britische Autobauer Vauxhall und der schwedische Hersteller Saab. In Wien...
(c) EPA (ADAM IHSE)

... steht im Stadtteil Aspern ein Werk von GM, das sogenannte GM-Powertrain. Von hier kommt übrigens jedes zweite Opel-Getriebe und die Hälfte aller Opel-Motoren.
Das verdeutlicht, wie eng die Verbindung der heimischen Zulieferer und der internationalen Hersteller ist - und wie groß bei einer Flaute die Auswirkungen auf den Standort.
Das verdeutlicht, wie eng die Verbindung der heimischen Zulieferer und der internationalen Hersteller ist - und wie groß bei einer Flaute die Auswirkungen auf den Standort.
(c) Dpa (A3602 Frank Rumpenhorst)

General Motors entstand 1908 aus dem Zusammenschluss mehrerer kleinerer US-Autohersteller. Opel wurde 1929 von GM übernommen.
Das einst prosperierende Unternehmen kommt seit Jahren nicht aus der Krise heraus. Daran ist keineswegs nur die Finanzkrise schuld.
Das einst prosperierende Unternehmen kommt seit Jahren nicht aus der Krise heraus. Daran ist keineswegs nur die Finanzkrise schuld.
(c) AP

Heute beschäftigt der Konzern rund 266.000 Menschen und verfügt über Fabriken in 35 Ländern. Im vergangenen Jahr belief sich die Produktion auf rund 9,37 Millionen Fahrzeuge.
(c) Reuters (REBECCA COOK)

Ein falscher Flottenmix und hohe Aufwendungen für die Gesundheitskosten von Mitarbeitern und Pensionären haben GM in den vergangenen Jahren tief in die roten Zahlen geführt. Mit der Verschärfung der Finanzkrise verschlimmerte sich die Lage des Konzerns weiter.
(c) REUTERS (HO)

Allein im vergangenen Quartal machte GM 2,5 Mrd. Dollar Verlust. Der Absatz brach um elf Prozent, der Umsatz um 5,8 auf 37,9 Mrd. Dollar (29,8 Mrd. Euro) ein. Nach Unternehmensangaben drohen dem Konzern 2009 die Geldmittel auszugehen.
(c) AP (David Zalubowski)

Ford
Auch Ford ist im dritten Quartal 2008 mit einem Verlust von 2,7 Mrd. Dollar tief in die roten Zahlen gerutscht. Der in Dearborn/Michigan ansässige Konzern beschäftigte zu Jahresbeginn in den USA noch rund 89.000 Mitarbeiter, bis Ende September dieses Jahres waren es nur noch 80.000.
Neben der Marke Ford gehören auch Volvo oder Mazda zu dem amerikanischen Konzern.
Neben der Marke Ford gehören auch Volvo oder Mazda zu dem amerikanischen Konzern.
(c) AP (Sam VarnHagen)

Gegründet wurde das traditionsreiche Unternehmen in den USA 1903 von Henry Ford. Der Unternehmer führte 1913 erstmals die Fließbandproduktion in der Automobilindustrie ein.
Schon ab 1908 wurde in der Ford Motor Company die berühmte Tin Lizzie gebaut, von der bis 1927 mehr als 15 Millionen Exemplare vom Band liefen.
1925 wurde die Ford Motor Company AG in Berlin gegründet, bei der heutigen Ford Werke GmbH in Deutschland arbeiten rund 30.000 Mitarbeiter.
Schon ab 1908 wurde in der Ford Motor Company die berühmte Tin Lizzie gebaut, von der bis 1927 mehr als 15 Millionen Exemplare vom Band liefen.
1925 wurde die Ford Motor Company AG in Berlin gegründet, bei der heutigen Ford Werke GmbH in Deutschland arbeiten rund 30.000 Mitarbeiter.
(c) EPA (JEFF KOWALSKY)

Auch die Geschichte des dritten US-Autoriesen ist mit Europa, namentlich mit Deutschland, verbunden. 1999 übernahm der Stuttgarter Konzern Daimler-Benz das Detroiter Unternehmen, was zunächst als eine Fusion vorgestellt wurde.
Damals verfolgten die Deutschen das Projekt der "Welt AG" - doch neun Jahre später standen sie vor einem Scherbenhaufen.
Damals verfolgten die Deutschen das Projekt der "Welt AG" - doch neun Jahre später standen sie vor einem Scherbenhaufen.
(c) AP (DOUGLAS C. PIZAC)

Ab der Übernahme verordnete Daimler seiner neuen US-Tochter eine Rosskur, Personalabbau und Kostensenkungen inklusive.
Anfang des Jahrtausends galt dann Chrysler wieder als fit - fuhr allerdings 2006 erneut einen Verlust von 1,1 Milliarden Euro ein. Im ersten Quartal 2007 fiel ein Verlust vor Zinsen und Steuern von fast zwei Milliarden Dollar an.
Danach zog Daimler mit dem Verkauf die Notbremse.
Anfang des Jahrtausends galt dann Chrysler wieder als fit - fuhr allerdings 2006 erneut einen Verlust von 1,1 Milliarden Euro ein. Im ersten Quartal 2007 fiel ein Verlust vor Zinsen und Steuern von fast zwei Milliarden Dollar an.
Danach zog Daimler mit dem Verkauf die Notbremse.
(c) REUTERS (MIKE BLAKE)

Gerade noch rechtzeitig ist es dem Konzernchef Dieter Zetsche (rechts im Bild) gelungen, Chrysler im Mai 2007 an den US-Investor Cerberus loszuwerden - hier vertreten durch den Unternehmenschef John W. Snow.
Schon wenige Wochen später hätte die ausbrechende Finanzkrise den Deutschen den Milliardendeal unmöglich gemacht.
Schon wenige Wochen später hätte die ausbrechende Finanzkrise den Deutschen den Milliardendeal unmöglich gemacht.
(c) EPA (Bernd Weissbrod)

Trotzdem ist Daimler bis heute mit knapp 20 Prozent an Chrysler beteiligt, und muss daher auch die Folgen der umfassenden Misere mittragen. Die Mehrheit an Chrysler hält weiter Cerberus.
Im November 2008 sprach der US-Autobauer davon, vor dem Abgrund zu stehen, falls es keine staatliche Finanzspritze gibt.
Im November 2008 sprach der US-Autobauer davon, vor dem Abgrund zu stehen, falls es keine staatliche Finanzspritze gibt.
(c) REUTERS (REBECCA COOK)

Chrysler beschäftigt in den USA rund 49.000 Mitarbeiter. Konzernchef Robert Nardelli erklärte, falls Chrysler Insolvenz beantrage, wären die Kosten für eine Umstrukturierung größer als die Ausgaben, die der Staat für eine Überbrückungshilfe zahlen müsse
Chrysler hält unter anderem die Marken Chrysler, Jeep und Dodge. In Österreich produziert Magna Steyr im Auftrag von Chrysler u.a. noch den Jeep Grand Cherokee.
Chrysler hält unter anderem die Marken Chrysler, Jeep und Dodge. In Österreich produziert Magna Steyr im Auftrag von Chrysler u.a. noch den Jeep Grand Cherokee.
(c) Reuters (JESSICA RINALDI)

Hier abschließend alle Eckdaten der großen Drei in einer grafischen Übersicht.
(mar/ag.)
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(c) M. Hirsch