AUA-Verkauf besiegelt: Kranich soll Flügel verleihen

(c) AP (Hans Punz)
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Die Staatsholding ÖIAG stimmte am Freitag dem Verkauf der heimischen Fluggesellschaft an die deutsche Lufthansa zu. Die Marke und die Zentrale der AUA bleiben rot-weiß-rot.

Die Übernahme der österreichischen Fluggesellschaft Austrian Airlines (AUA) durch die Lufthansa wurde am Freitag in Wien unter Dach und Fach gebracht. Der Aufsichtsrat des größten Aktionärs, der Staatsholding ÖIAG, hat die Transaktion in den Mittagsstunden gutgeheißen. Das hat ÖIAG-Betriebsrat und ÖIAG-Aufsichtsrat Leopold Abraham bestätigt. Die fünf Belegschaftsvertreter stimmten gegen den Deal.

Lufthansa-Konzernchef Wolfgang Mayrhuber hat in der ÖAIG-Zentrale seine Unterschrift unter den Vertrag gesetzt. Bis der Vertrag rechtswirksam ist, dürften freilich noch einige Monate vergehen - die EU-Kommission muss die geplante Teilentschuldung der AUA durch die Republik Österreich nämlich noch genehmigen.

"Tag Eins für die AUA neu"

Mit großer Freude gab ÖIAG-Chef Peter Michaelis am Nachmittag den Vertragsabschluss zum Verkauf der AUA an die Lufthansa bekannt. Dies sei "der Tag Eins für die AUA neu" und "der wichtigste Tag seit der AUA-Gründung vor 50 Jahren". Trotz Verkaufs seien die rot-weiß-roten Interessen gewahrt worden.

Wolfgang Mayrhuber, Konzernchef des AUA-Käufers Lufthansa, will mit dem Kauf jährliche Synergien von 40 Mio. Euro bei den Kosten und 30 Mio. Euro auf der Ertragsseite erzielen. Auf die Frage nach den Arbeitsplätzen bei den Austrian Airlines meinte er: "Im Moment ist kein Personalabbau vorgesehen. Wir wollen Produktivitätssteigerungen erreichen, ohne Kündigungen durchzuführen."

Weite sich die Rezession aber aus, werde wohl "querbeet restrukturiert" werden müssen. Die AUA solle innerhalb eines Dreijahreszeitraums ihre "Verluste abbauen, den Break-even erreichen und längerfristig die Kapitalkosten verdienen", sagte Mayrhuber. Die AUA-Flüge in den Osten würden weiterhin vom Flughafen Wien aus geführt.

Im Vorjahr hatte die Lufthansa die Übernahme der Schweizer Fluggesellschaft Swiss abgeschlossen. Die Fusion wurde im Frühjahr 2005 bekanntgegeben. Danach wurde das Traditionsunternehmen in Rekordzeit integriert, erreichte schnell die Gewinnzone und fliegt bis heute als eigenständige Marke. Zum Lufthansa-Konzern gehören inzwischen zahlreiche Gesellschaften: So ist das Unternehmen auch beim US-Billigflieger JetBlue, bei British Midland (BMI) und Brussels Airlines engagiert.

Die wesentlichen Details

Die wesentlichen Details des Deals sind bereits seit Mittwochnachmittag bekannt. Die Lufthansa zahlt den symbolischen Preis von 366.000 Euro (1 Cent pro Aktie) für die Staats-Anteile an der AUA (41,6 Prozent), verspricht aber im Falle einer günstigen wirtschaftlichen Entwicklung der AUA bis zu 162 Mio. Euro nachzuzahlen. Die Republik Österreich übernimmt 500 Mio. Euro an AUA-Schulden - was Konkurrenten wie Air France-KLM, und "FlyNiki" als grobe Wettbewerbsverzerrung werten.

Dem AUA-Streubesitz sollen 4,44 Euro pro Aktie geboten werden - das sogenannte Closing dürfte sich aber noch ein halbes Jahr hinziehen. Neben der Genehmigung des 500-Millionen-Zuschusses wird die EU auch noch prüfen, ob bzw. in welchen Gegenden AUA und Lufthansa eventuell eine marktbeherrschende Stellung einnehmen. Für die Lufthansa ist das "Go" aus Brüssel Voraussetzung für das Zustandekommen des Deals.

Marke und Zentrale bleiben rot-weiß-rot

Die Lufthansa wiederum musste u.a. zusichern, dass die Marke Austrian und die Entscheidungszentrale in Österreich ebenso wie ein angemessenes Streckennetz erhalten sowie die Arbeitsplätze bestmöglich gesichert bleiben. So behält die AUA alle wichtigen Langstrecken. Dem Betriebsrat macht die Übernahme u.a. wegen der sich teilweise überschneidenden Märkte Sorgen. Belegschaftsvertretung und Gewerkschaft haben am Donnerstag noch einmal konkrete Zusicherungen seitens des Käufers verlangt.

Rekordverdächtige Geschwindigkeit

Mit der Unterschrift am Freitag wird der AUA-Privatisierungsprozess in rekordverdächtiger Zeit innerhalb von nur vier Monaten abgeschlossen sein. Nach dem Absprung des saudisch-österreichischen Investors Mohammed Al Jaber im Frühjahr und immer schlechter werdenden Quartalsergebnissen hatte die Regierung erst am 12. August den Auftrag zum AUA-Verkauf erteilt.

Die Lufthansa, die ebenso wie die AUA zur Star Alliance gehört, ist etwa zehnmal so groß wie die AUA. Rund um den Globus arbeiten rund 100.000 Menschen für die Fluggesellschaft mit dem Kranich-Logo. Im vergangenen Jahr erzielte Lufthansa bei einem Umsatz von 22,4 Mrd. Euro einen Gewinn von knapp 1,7 Mrd. Euro. Sie transportierte knapp 63 Mio. Passagiere. Die AUA machte 2007 mit 8.000 Mitarbeitern 2,5 Mrd. Euro Umsatz und transportierte 10,8 Millionen Menschen.

(APA/Red.)

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