Die Austrian Airlines ist eines der stärksten Symbole der Zweiten Republik. Lange rang sie um Unabhängigkeit – bis sie allein nicht mehr lebensfähig war.
Begonnen hat die Geschichte der Austrian Airlines (AUA) am 31. März 1958. Damals flog eine gecharterte propellergetriebene Vickers Viscount erstmals mit einer rot-weiß-roten Heckflosse von Wien nach London. Österreich hatte erst knapp drei Jahre zuvor – mit der Unterzeichnung des Staatsvertrags – seine Lufthoheit wiedererlangt. Zwei Fluggesellschaften versuchten daraufhin vorerst ihr Glück: die staatlichen Austrian Airways, die in Kooperation mit der skandinavischen SAS den Flugbetrieb aufnahmen, und die private Air Austria, die mit der holländischen KLM kooperierte. Nach zwei Jahren schlossen sich Air Austria und Austrian Airways am 30. September 1957 zu den Austrian Airlines zusammen. Das Grundkapital der neuen Aktiengesellschaft betrug 60 Mio. Schilling.
1960 – der einzige Absturz
1960 kauft die AUA erstmals eigene Flugzeuge, 1963 ihren ersten Düsenjet. 1960 muss die AUA auch ihren ersten und einzigen Flugzeugabsturz hinnehmen. Bei der Landung in Moskau stürzt eine Maschine ab – 36 Menschen sterben. Anfang der 60er-Jahre wird der Grundstein für die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit der Swissair gelegt. Die beiden Fluglinien kooperieren zuerst bei der technischen Wartung, seit den späten 70er-Jahren kaufen sie gemeinsam Flugzeuge. AUA und Swissair sind auch maßgeblich an der Entwicklung der MD-80 beteiligt, die wegen ihres schlanken Rumpfs als „fliegende Zigarre“ bezeichnet wurde. Mit ihr führt die AUA in den 80er-Jahren erstmals Langstreckenflüge durch. Da das Flugzeug zu wenig Reichweite hat, müssen oft mehrere Zwischenstopps eingelegt werden.
1988 startet die Privatisierung der AUA. 25 Prozent der Aktien werden an die Börse gebracht. In den folgenden Jahren sinkt der Staatsanteil durch Kapitalerhöhungen, bei denen die Republik nicht mitzieht, kontinuierlich auf rund 40 Prozent. Gekauft werden die Aktien auch von der Swissair. Sie hält zeitweise zehn Prozent an der AUA. Die beiden Fluglinien kooperieren in den 90er-Jahren auch in der von der Swissair geführten Flugallianz „Qualiflyer“.
Um die Jahrtausendwende kauft die AUA die innerösterreichische Konkurrenz weitgehend auf: Die von der Tiroler Unternehmerfamilie Swarovski 1978 gegründeten Tyrolean Airways und die von Niki Lauda 1979 aufgebaute Lauda Air werden Töchter der AUA.
Gleichzeitig zerbricht 1999 die Partnerschaft mit der Swissair. Die AUA verlässt die Qualiflyer-Gruppe und wechselt in die von der Lufthansa geführte „Star Alliance“. Eine richtige Entscheidung. Denn zwei Jahre später scheitern die Schweizer an ihrem Traum einer globalen Allianz unter helvetischer Führung. Sie gehen in Konkurs.
Gescheiterte Sanierungsversuche
Doch auch für die AUA bringt die jüngste Zeit wenig Positives. Sie kann sich zwar als wichtige Fluglinie Richtung Osteuropa etablieren und verdient dabei auch Geld, das Langstreckengeschäft ist jedoch ein Fass ohne Boden. Mehrmalige Sanierungsversuche von verschiedenen Managern scheitern – teilweise auch am starken Betriebsrat.
Inklusive des schweren Verlusts von 2008 hat die AUA rund 1,5 Mrd. Euro Schulden und ist allein nicht mehr überlebensfähig. Wenn die EU zustimmt, wird sie künftig eine Tochter der Lufthansa – sozusagen als Schwester ihrer langjährigen Partnerin Swiss. jaz
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2008)