Der Komet und die Blechsaurier

Die Krise wird eine Spur der Verwüstung durch die Autoindustrie ziehen – und hoffentlich die Innovationsfähigkeit der Überlebenden stärken.

Ist die gerade erst losbrechende Wirtschaftskrise für die globale Autoindustrie das, was der Kometeneinschlag für die Saurier war? Es gibt eine Reihe von Industrie-Endzeitpropheten, die das so sehen. Und die damit wohl einer gigantischen Fehleinschätzung unterliegen. Der jetzige De-facto-Zusammenbruch der Weltmärkte passiert ja nicht, weil niemand mehr Autos will. Sondern, weil sich mitten in einer gigantischen Banken- und Wirtschaftskrise viele so etwas nicht leisten können oder wollen. Das wird sich wieder ändern.

Die Weltmärkte sind jedenfalls noch lange nicht gesättigt und der Blechsaurier hat als Art noch eine lange Lebenszeit vor sich. Aber er wird sich an eine geänderte Umwelt anpassen müssen. Das ist bisher, wohl dank viel zu billiger fossiler Energie, nicht ausreichend geschehen. Vor allem dort nicht, wo es jetzt die größten Probleme gibt: in den USA.

Wenn jetzt ein Komet auf die Blechsaurier zustürzt, dann ist es nur ein mittelgroßer. Er wird die Branche in Nordamerika verwüsten (das werden auch noch so viele Steuerzahlermilliarden nicht verhindern können), aber auch in Europa einiges anrichten.

Aber die, die überleben, werden aus der Katastrophe gestärkt hervorgehen. Und sie werden hoffentlich die Lektion daraus lernen, die Erdöl-Junkies einbremsen und ein bisschen innovativer werden. Wenn das geschieht, dann hat die Krise für die bei ihrer Modernisierung zuletzt ein wenig feststeckende Branche durchaus Sinn gehabt. (S. 1)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2008)

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