Kurzarbeit und Schließungen auch in der heimischen Autoindustrie.
GRAZ. Manfred Kainz ist das Lachen noch nicht (ganz) vergangen. Der steirische Kleinunternehmer wird kommende Woche die Unterzeichnung eines zweistelligen Millionen-Euro-Auftrags von General Motors (GM) feiern können. Kainz trotzt mit seinem Werkzeugbearbeitungsbetrieb TCM damit erfolgreich der allgemeinen Krise. Ein Einzelfall. Denn auch die heimische Automobilindustrie stöhnt zunehmend unter dem Kollaps der internationalen Märkte. Gerade die Steiermark, deren Autocluster sich in den vergangenen Jahren zu einem wirtschaftliche Stärkefeld entwickelt hatte, ist davon betroffen.
Bereits im Herbst meldete Magna an seinen Standorten in Graz und in der Oststeiermark mehr als 2500 Mitarbeiter zur Kurzarbeit an. Die Produktion – unter anderem Chrysler, BMW X3, Saab Cabrio – wird über die Weihnachtsfeiertage zeitweise stillgelegt. Jubelte man noch vor zwei Jahren über neue Rekordstückzahlen von 250.000 Fahrzeuge, die in Graz vom Fließband rollten, so sackt diese Zahl nach Schätzungen heuer auf 150.000 ein. Noch dramatischer traf es den Autoscheiben-hersteller Pilkington. Er wird sein Werk in Eisenerz schließen. Auch die ATB-Antriebstechnik musste 80 von 680 Mitarbeitern abbauen. Als Folge warnte auch die Frächterszene aufgrund der rückläufigen Aufträge aus der Automobilindustrie vor Kündigungen. „2009 wird ein schwieriges Jahr“, bestätigt Autocluster-Geschäftsführer Karl Pansy.
Die kämpferisch-positive Stimmung, die noch im Oktober laut einer internen Umfrage unter den 182 Mitgliedsbetrieben des Clusters vorherrschte, schwindet. Auch weil ein Großteil des Umsatzes von elf Milliarden Euro im Export erwirtschaftet wird. Und da bricht mit Deutschland gerade ein Hauptmarkt sukzessive weg. Nach BMW kündigte zuletzt auch die Mercedes-Mutter Daimler an, ihre Mitarbeiter in verlängerte Weihnachtsferien zu schicken. Danach soll es, das erste Mal seit der Autokrise Anfang der 1990er-Jahre, für 20.000 Betroffene nur Kurzarbeit geben. Auch bei Opel wird über Arbeitszeitverkürzungen verhandelt. Absatzeinbußen von bis zu 40 Prozent werden befürchtet.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2008)