Banken halten „Risikopapiere“ von 20 Mrd. Euro

Nationalbank beziffert Volumen von strukturierten Finanzprodukten und warnt vor Risiko in Osteuropa.

Wien (höll). Österreichs Banken sind mit bis zu 20 Milliarden Euro in strukturierte Finanzprodukte investiert. Davon entfallen rund eine Milliarde Euro auf riskante US-„Subprime“-Papiere. Diese Zahl hat am Montag erstmals die Nationalbank (OeNB) genannt.

Unter strukturierten Produkten versteht man Wertpapiere, in denen verschiedene Anlageformen kombiniert werden. Sie werden allgemein für die Finanzkrise verantwortlich gemacht. Amerikanische Banken haben faule Immobilienkredite in strukturierte Investments verpackt und weltweit verkauft. Wie viel Österreichs Banken von den 20 Milliarden Euro abschreiben müssen, ist nicht bekannt. „Nicht alles ist faul“, versichern die OeNB-Experten.

Hohe Risikokosten

Faktum ist aber, dass die heimische Kreditwirtschaft voll von der Finanzkrise erwischt wurde. In den ersten drei Quartalen 2008 mussten die Institute die Risikokosten um 2,1 Mrd. Euro auf 3,6 Mrd. Euro anheben. Die OeNB geht davon aus, dass die Banken daher heuer um 25 Prozent weniger Gewinn erwirtschaften werden. Einige Institute wie beispielsweise die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) werden sogar einen Verlust ausweisen.

Neben den strukturierten Produkten warnt die OeNB auch vor den Risken in Osteuropa. Im jüngsten Stabilitätsbericht ist von der Gefahr eines „Dominoeffekts“ die Rede. Ausgehend von Ungarn und der Ukraine könnte sich die Finanzkrise auf weitere Länder ausdehnen.

Österreichs Institute – insbesondere die Erste Bank, Raiffeisen International und die UniCredit-Tochter Bank Austria – gehören in der Region zu den größten Kreditgebern und werden daher vermutlich ihre Risikovorsorgen weiter erhöhen müssen.

In den vergangenen Jahren waren die Osteuropa-Töchter für einen Großteil der Konzerngewinne verantwortlich. Infolge der Finanzkrise dürfte sich das Wachstum aber einbremsen.

Deshalb befürwortet OeNB-Direktor Andreas Ittner die Stärkung der Eigenkapitalbasis der Banken durch den Staat. Laut den zuletzt bekannt gegebenen Zahlen kommen die fünf größten Banken auf eine durchschnittliche Kernkapitalquote von 6,5 Prozent – international üblich sind jedoch neun oder zehn Prozent.

Die meisten Institute wollen die Staatshilfe allerdings erst 2009 beantragen. Hintergrund: Wer das Geld noch heuer nimmt, muss für das zweite Halbjahr einen relativ hohen Zinssatz zahlen.

Nach der Erste Bank kündigte daher auch die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) an, die staatlichen Mitteln erst 2009 in Anspruch zu nehmen. Ähnliches wird von der Bank Austria und der RZB erwarten.

Harte Auflagen für die Hypo

Eine Sonderlösung soll es für die Kärntner Hypo Alpe Adria Group geben. Denn diese braucht im Verhältnis zu ihrer Größe mit 1,5 Milliarden Euro besonders viel Geld. Hinzu kommt, dass die Tochter der Bayerischen Landesbank im ersten Halbjahr einen Verlust von 61,9 Mio. Euro erlitten hat. In Finanzkreisen heißt es, dass die Bank das Geld nur mit strengen Auflagen bekommen soll.

Während sich der Staat an gesunden Banken nur mit Partizipationsscheinen (Wertpapiere ohne Stimmrechte) beteiligt, könnte er bei der Hypo unter Umständen direkt Anteile erwerben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2008)

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