High Performer: Und der Hotel-Oscargeht an...

(c) Die Presse (Teresa Zötl)
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Oscar del Campo, 40, Chef von Wiens „The Luxury Collection“.

Dieser Mann sieht nicht nur Luxusgästen, sondern auch Obdachlosen freundlich und respektvoll in die Augen: Im Advent tourte Oscar del Campo, seines Zeichens Generaldirektor der Wiener Luxushotels Imperial und Bristol der Starwood-Gruppe, mit dem Caritas-Bus durch die Stadt. Im Gepäck: 180 Liter Suppe, zubereitet vom Imperial-Küchenchef persönlich. Stundenlang schöpfte del Campo bedürftigen Menschen Suppe in die Teller, für die meisten die einzige Mahlzeit des Tages.

„Es ist erschreckend zu sehen, wie viel Armut es in einer der reichsten Städte der Welt gibt“, bilanziert er. Aber auch, mit Blick auf die vielen ehrenamtlichen Helfer der Caritas, „schön zu sehen, dass es noch Menschen mit Herz gibt“.

Oscar del Campo zeichnet es aus, die Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten zu können. Klare Entscheidungen zu treffen, nicht bloß auf den eigenen Vorteil aus zu sein. Und unter einen Hut zu bringen, was auf den ersten Blick nicht wirklich zusammenpasst. Zum Beispiel spanische Nationalität mit schwäbischem Akzent. Was sich aber dadurch erklärt, dass er in Stuttgart geboren wurde. Dort absolvierte del Campo auch sein Abitur und die Hotelfachschule als Hotelkaufmann.

Seine Karriere ist auf das Engste mit der Starwood-Gruppe verbunden – und führte steil nach oben. 1992 begann del Campo als Rezeptionsmitarbeiter im Sheraton Skyline Hotel & Conference Centre in London Heathrow, wo er 1998 zum Front Office Manager befördert wurde. Im Jahre 2000 wechselte er in den Süden und sammelte als Hotel- und wenig später als Generaldirektor des Golf Hotel Son Vida in Palma de Mallorca prägende Erfahrungen in der Leitung eines Hotels in der Klasse der Luxury Collection.

Als ihn im Laufe seiner Karriere Eigentümervertreter einmal dazu instrumentalisieren wollten, seinem damaligen Chef das Leben etwas schwerer zu machen, kündigte Oscar del Campo kurzerhand. Ohne eine neue Stelle in Aussicht zu haben. Entscheidungsstärke, Selbstbewusstsein und Antiopportunismus kennzeichnen die Laufbahn des Profidienstleisters mit Rückgrat.

Von der sonnigen Baleareninsel, wo del Campo auch ein Haus hat, wechselte er 2005 in die deutsche Finanzmetropole Frankfurt als Leiter von Sheraton Frankfurt Hotel & Towers. Neben dem anspruchsvollen Job absolvierte er den Executive MBA in Tourism der Swiss School of Tourism & Hospitality in Chur.

Faible für starke Persönlichkeiten

Seit 2007 die Luxury-Collection-Hotels Imperial und Bristol leiten zu dürfen, betrachtet er als Ehre, aber auch als große Verantwortung. Umso wichtiger ist ihm die gute Zusammenarbeit mit dem bewährten Team: „Ich mag sehr starke Persönlichkeiten um mich herum, selbstmotivierte Leute, denen niemand sagen muss, was sie zu tun haben, obwohl das manchmal zu Diskussionen führt.“

Sachargumente haben bei ihm klaren Vorrang. Sachlich und alles andere als hysterisch beurteilt del Campo auch die Wirtschaftskrise. „Bei den Gästen aus den USA verzeichnen wir einen 20-prozentigen Umsatzrückgang, was aber wieder durch Zunahmen aus dem osteuropäischen Markt wettgemacht wird. Ich schätze, dass die Krise in vier Monaten überwunden sein wird. Aber wo es Krisen gibt, gibt es auch wieder Branchen, die dann vermehrt reisen, wie etwa Berater“, meint er.

Und was tut der in einer Dauerbeziehung mit einer Flugbegleiterin lebende Hotelmanager, wenn er einmal nicht im Hotel arbeitet? „Zum Skifahrer haben mich die Österreicher noch nicht gemacht, aber Mountainbiken im Wienerwald oder Joggen stehen mehrmals auf dem Programm“, lacht er. Das allerdings nur bei Schönwetter. Da hat die schwäbische Fleißigkeit offenbar ihre Grenzen. Als Spanier ist man dann doch besseres Wetter gewohnt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2008)

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