Betrugsfall: Wiesel-Stiftung ist pleite

(c) EPA (Alessandro Della Valle)
  • Drucken

Gesamtes Vermögen war in Madoff-Fonds angelegt. Auf jene Fonds und deren Aufseher, die ihr Kapital von Madoff verwalten ließen, rollt indessen eine Klagewelle zu.

Wien (ag.). Der Betrugsskandal des US-Fondsmanagers Bernard Madoff zieht immer größere Kreise. Betroffen davon ist auch die jüdische Wohltätigkeitsorganisation des Friedensnobelpreisträgers und Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel.

Die Stiftung teilte auf ihrer Homepage mit, dass sie insgesamt 15,2 Mio. Dollar (10,85 Mio. Euro) von Madoffs Firma verwalten ließ. Praktisch das gesamte Stiftungsvermögen sei damit verloren gegangen. Gleichzeitig versichert die Stiftung, das Lebenswerk ihres 80-jährigen Gründers fortzusetzen und weiterhin gegen Antisemitismus und für Toleranz zu kämpfen.

Klagewelle rollt auf Fonds zu

Auf jene Fonds und deren Aufseher, die ihr Kapital von Madoff verwalten ließen, rollt indessen eine Klagewelle zu. Die Kläger fordern Entschädigung wegen mangelhaften Schutzes und verheimlichten Informationen. Die Universität New York (NYU) etwa, die wegen des Skandals rund 24 Mio. Dollar (17,1 Mio. Euro) verloren hat, verklagt den Manager Ezra Merkin und dessen Fonds Gabriel Capital und Ariel.

Madoff, dem ehemaligen Chef der US-Technologiebörse Nasdaq, wird vorgeworfen, Investoren mit einem sogenannten Schneeballsystem um bis zu 50 Mrd. Dollar (35,7 Mrd. Euro) gebracht zu haben. Zu den Opfern zählen bekannte Banken und Fonds, Universitäten und Wohltätigkeitsvereine. In Österreich sind Fonds der Bank Austria betroffen.

Experten glauben, dass Madoff einen der größten Betrugsfälle der Wall Street ausgelöst hat. Der gesamte Verlust wird erst in einigen Jahren sichtbar sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

International

Madoff-Skandal: Schwere Pannen der US-Aufsicht

Obwohl die Behörden die Geschäfte des Brokers Bernard Madoff allein in den vergangenen 16 Jahren achtmal geprüft haben, flog das 50 Mrd. Dollar schwere "Schneeball-System" nicht auf.
Österreich

Wiener Bank Medici in Turbulenzen

Die Bank Medici ist stärker vom Betrugsfall Madoff betroffen als bislang angenommen. Bankgründerin Sonja Kohn wehrt sich gegen den staatlichen Aufseher.
Im Sucher

Kleine Bankerin mit großen Kontakten

Wer der Gründerin der kleinen Wiener Privatbank Medici sein Geld anvertraute, muss nun den Totalausfall befürchten.
Symbolbild Medici-Bank
Österreich

Madoff-Turbulenzen: Staatlicher Aufpasser für Wiener Medici-Bank

Der Vorstand des von der Madoff-Affäre betroffenen Wiener Bankhauses ist zutrückgetreten. Bis nächste Woche soll das künftige Management stehen. Für Kundenvermögen besteht angeblich keine Gefahr.
Bernard Madoff
International

Klagewelle rollt auf Fonds und Aufseher wegen Madoff zu

Fonds und Markt-Aufseher stehen vor einer Klagewelle. Denn sie haben angeblich die Anlagen beim mutmaßlichen Betrüger Bernhard Madoff bewusst vor den Investoren verheimlicht

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.