Gazastreifen: Israel bereit zum Einmarsch

Die israelischen Bodentruppen sind nach Angaben der Armee zum Einmarsch in den Gazastreifen bereit.
Die israelischen Bodentruppen sind nach Angaben der Armee zum Einmarsch in den Gazastreifen bereit.(c) EPA (Pavel Wolberg)
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Erneut heftige Explosionen in Gaza, israelische Bodentruppen haben ihre Stellungen bezogen. Man wolle aber mit einem Einmarsch noch zuwarten, erklärt eine Sprecherin.

Die israelische Luftwaffe setzt ihre Angriffe auf Gaza unvermindert fort. Auch am frühen Dienstagmorgen gab es in der Stadt heftige Explosionen. Ziel der Attacken waren erneut mehrere Gebäude der radikal-islamischen Hamas. Nach palästinensischen Angaben stieg die Zahl der seit Beginn der Luftschläge getöteten Menschen um zehn auf 360. Etwa 1700 Menschen sind demnach seit Samstag verletzt worden.

Unterdessen erklärte eine Sprecherin der israelischen Armee, die Bodentruppen seien zum Einmarsch in den Gazastreifen bereit. Die Soldaten hätten ihre Stellungen bezogen, meinte die Armeesprecherin. Die Möglichkeit einer Bodenoffensive bestehe. "Im Moment jedoch greifen wir ausschließlich aus der Luft oder vom Meer aus an", sagte die Sprecherin.

Kein Waffenruhe-Angebot der Armee

Israel hat eine Waffenruhe mit der Hamas abgelehnt, solange die Gefahr von Raketenangriffen aus dem Gaza-Streifen nicht gebannt ist. Die israelische Armee dementierte Berichte, wonach sie der Regierung die Einhaltung einer 48-stündigen Waffenruhe im Gaza-Streifen empfohlen haben soll. Die am Samstag begonnene Operation "Gegossenes Blei" gehe planmäßig weiter, sagte eine israelische Armeesprecherin.

"Es gibt keinen Raum für eine Waffenruhe", sagte Innenminister Meir Shitrit am vierten Tag der Angriffe im Hörfunk. Die Armee dürfe ihren Einsatz nicht beenden, bevor der Wille der Hamas zur Fortsetzung der Raketenangriffe gebrochen sei. "Dies ist das Ziel und es muss erreicht werden", sagte Shitrit.

EU plant Beratungen

Die EU-Außenminister wollen am Dienstagabend in Paris über die jüngste Eskalation der Gewalt im Nahen Osten beraten. Der französische EU-Ratsvorsitz hatte am Vorabend zum Krisentreffen eingeladen, um über die Lage im Nahen Osten zu beraten. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hatte zuvor telefonisch mit seinem ägyptischen Amtskollegen Hosni Mubarak die Lage im Gazastreifen erörtert. Während der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier sich durch einen Staatssekretär vertreten lassen will, reist Außenminister Michael Spindelegger (V) persönlich an.

Ein Boot, mit dem ein Team von internationalen Friedensaktivisten der Gruppe "Free Gaza" medizinische Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen wollte, wurde Dienstag Früh von einem israelischen Patrouillenboot gerammt. Wie der Korrespondent des US-Senders CNN, Karl Penhaul, von Bord der "Dignity" berichtete, hatte das israelische Schiff die Friedensaktivisten in internationalen Gewässern vor der Mittelmeerküste des Gazastreifens zunächst etwa 30 Minuten lang verfolgt. Plötzlich habe es die "Dignity" ohne Vorwarnung gerammt. Die israelische Marine bestätige einen Zusammenstoß. Demnach habe die "Dignity" nicht auf Funksprüche reagiert. Die "Dignity" wurde in zypriotische Gewässer eskortiert.

Raketen auf Israel

Die israelische Luftwaffe griff am Dienstag erneut Schmugglertunnels entlang der Grenze zwischen dem palästinensischen Gaza-Streifen und Ägypten an. In den letzten Tagen waren nach Angaben der Armee bereits 40 solcher Anlagen zerstört worden. Sie dienen dem Transport von Waffen und Waren in den Gaza-Streifen und der Umgehung der israelischen Blockade. Militante Palästinenser feuerten auch am späten Dienstag erneut Raketen auf Israel ab. Eine Rakete schlug nach Medienberichten im Bereich der Hafenstadt Ashdod und eine in Ashkelon ein. Zuvor waren mehrere Raketen in der Grenzstadt Sderot explodiert.

Bei einem Krisentreffen in Paris wollen die Außenminister der 27 EU-Staaten am Dienstag über die Lage im Nahen Osten beraten. Die französische EU-Ratspräsidentschaft berief die Sondersitzung am Montag kurzfristig ein, nachdem Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy telefonisch mit seinem ägyptischen Amtskollegen Hosni Mubarak über die Situation gesprochen hatte.

1000 Demonstranten in Wien

In Wien nahmen am Dienstagnachmittag nach Polizeiangaben mehr als 1000 Demonstranten an der Protestkundgebung gegen die israelischen Angriffe auf den Gaza-Streifen teil. Vor der amerikanischen Botschaft verlangten die Teilnehmer Freiheit für Palästina und ein Ende der Unterstützung der USA und der EU für Israel.

Der lange Protestzug zog lautstark bis zur amerikanischen Botschaft in der Boltzmanngasse im 9. Bezirk, abgesehen von einigen Silvesterkrachern ging die Kundgebung ohne Zwischenfälle von statten, die Polizei musste nie eingreifen.

Zahlreiche Proteste

Auch in zahlreichen arabischen Ländern und im Westen kam es zu anti-israelischen Protesten. Wegen des Todes von acht palästinensischen Studenten beim UN-Palästinahilfswerk UNRWA sowie wegen schwerer Schäden an UN-Einrichtungen im Gazastreifen protestierte die UNO scharf bei der israelischen Regierung.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warf der internationalen Gemeinschaft mangelndes Engagement im Nahost-Konflikt vor. "Ich glaube, die regionalen und internationalen Partner haben nicht genug getan", sagte Ban am Montag in New York. Die arabischen Außenminister müssten sich bei ihrer geplanten Sondersitzung entschieden für einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen einsetzen, verlangte er. Zugleich seien auch andere führende Weltpolitiker gefordert, ihre Bemühungen um eine längerfristige Lösung der Krise zu verstärken.

(APA/Red.)

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