Consumer Electronics Show: "Ein Schatten ihrer selbst"

Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas
Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas(c) AP (Jae C. Hong)
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In Las Vegas findet diese Woche der traditionelle Auftakt der großen Hightech-Messen in Las Vegas statt. Besucher hoffen auf Details zum neuen Microsoft-Betriebs-System Windows 7.

Der traditionelle Jahresauftakt der IT-Welt fällt diesmal deutlich bescheidener aus als sonst: Die internationale "Consumer Electronics Show" (CES) in Las Vegas steht unter dem Eindruck der Rezession. Manche fragen sich gar, ob die traditionelle Messepräsentation überhaupt noch der richtige Weg ist, um Produkte erfolgreich in den Markt zu bringen. Eröffnet wird die CES, eine der größten Branchenmessen, an diesem Donnerstag (8. Januar). Bis zum Sonntag zeigen führende Hersteller in der Wüstenstadt ihre Neuheiten.

"Ich spreche mit den Firmen, die Mitarbeiter zur Messe schicken, und diesmal kommen nur zwei statt bisher zehn", sagt James McQuivey vom Marktforschungsinstitut Forrester Research. "Die Messe wird nur ein Schatten ihrer selbst sein." Im vergangenen Jahr kamen 140.000 Besucher zur CES, wo die Angebote von 2700 Ausstellern präsentiert wurden. Wenn die Messe am Donnerstag zum 42. Mal die Tore öffnet, werden es wieder ebenso viele Aussteller sein, die allerdings weniger Platz einnehmen als bisher.

Nur Meeting-Räume gebucht

Messe-Manager Jason Oxman erklärt, dass einige Firmen lediglich Meeting-Räume zur CES gebucht hätten, aber keinen Stand. Sie seien vor allem an dem direkten Gespräch mit Kunden interessiert. Auf der Grundlage der bisherigen Registrierungen erwartet Oxman mehr als 130.000 Besucher. Aber die Registrierung war noch kostenlos - im Unterschied zu den Flügen und Hotelübernachtungen der Fachbesucher. Manche Interessenten könnten angesichts der Kosten daher doch noch von einem Messebesuch Abstand nehmen.

Wieder Flat-TVs

Auf der größten Handelsmesse der USA stehen Fernsehgeräte mit immer größeren Bildschirmen einmal mehr im Blickpunkt der technischen Neuerungen. Aber 2009 könnte der Absatz von Flachbildfernsehern erstmals seit ihrer Einführung vor einem Jahrzehnt rückläufig sein - so die Prognose des Marktforschungsinstituts DisplaySearch. In Erwartung sinkender Nachfrage hat Branchenriese Sony im Dezember angekündigt, 8000 seiner 185.000 Stellen zu streichen und Investitionen in der Unterhaltungselektronik zurückzufahren.

Bei LG Electronics sagt der Leiter der Produktentwicklung in den USA, Tim Alessi: "Wir betrachten die CES immer noch als ein bedeutendes Branchenereignis und als Auftakt." Der koreanische Hersteller zeigt 35 neue Flachbild-TV-Geräte. Alessi erwartet nicht, dass sich die Wirtschaftskrise schon bald auf die Gestaltung der Produktlinie auswirken wird - es werde also nicht etwa daran gedacht, sich jetzt auf kleinere TV-Größen zu konzentrieren. Bis Ende des vergangenen Jahres sei ja die Nachfrage auch noch recht lebhaft gewesen.

Keine neue Gerätekategorie

Aber im November und Dezember war der Privatkonsum in den USA bereits deutlich abgeschwächt. Der Verkauf von elektronischen Geräten ging binnen Jahresfrist um fast 27 Prozent zurück, wie SpendingPulse festgestellt hat, eine Abteilung von MasterCard Advisors. Der Verkauf von Fernsehgeräten und Notebooks hat sich nach Einschätzung von Marktforschern bei der NPD Group noch relativ gut behaupten können. Aber diesmal gibt es keine neue Gerätekategorie, die für Belebung sorgt, wie im vergangenen Jahr mit Navis und GPS-Empfängern.

Zweifel an Wirkung von Handelsmessen
Der Forrester-Experte McQuivey sieht in der gedämpften CES-Stimmung aber mehr als eine konjunkturelle Abschwächung. Er habe den Eindruck, dass die Branche langsam erkenne, "dass diese Großveranstaltungen nicht mehr die richtige Art der Produkteinführung sind". Darauf deutet die Entwicklung anderer Messen hin. So ist die Zahl der Cebit-Aussteller von 8.106 im Jahr 2001 auf 5.845 im vergangenen Jahr zurückgegangen.

Apple ist schon lange nicht mehr bei der Cebit dabei und auch nicht bei der CES. Jetzt zieht sich das Mac- und iPod-Unternehmen auch von der MacWorld in San Francisco zurück. Nicht mehr Apple-Guru Steve Jobs hält die Eröffnungsrede am (heutigen) Dienstag, sondern nur noch Marketing-Chef Phil Schiller. "Apple erreicht auf viele Weisen mehr Leute als je zuvor", hieß es in einer Erklärung des kalifornischen Unternehmens. "Handelsmessen machen nur noch einen sehr kleinen Teil des Zugangs von Apple zu seinen Kunden aus."

Steve Ballmer satt Bill Gates

Es wäre nicht das erste Mal, dass die CES von den Schwierigkeiten einer anderen Messe profitieren kann. So wurde die ehedem wichtigste Computermesse der USA, die Comdex, nach dem Einbruch beim Internet-Boom 2003 eingestellt. Die Computerunternehmen sind stattdessen zur CES gegangen und bisher auch dort geblieben. Hewlett-Packard, Dell und Intel gehören zu den wichtigsten Ausstellern. Und Microsoft-Chef Bill Gates hat die vergangenen Jahre traditionell die Eröffnungsrede gehalten. Nach seinem Rückzug vom aktiven Geschäft ist jetzt Vorstandschef Steve Ballmer dran - von seiner Rede am Mittwochabend werden Details zum nächsten Betriebssystem Windows 7 erwartet. Mit solcher Unterstützung hat die CES gute Chancen, auch stürmische Zeiten zu überstehen.

(Ag. )

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