Brisanter Fund im Schreibtisch des mutmaßlichen Anlagebetrügers Bernard Madoff: Er wollte noch vor seiner Festnahme Schecks an Verwandte, Freunde und Mitarbeiter versenden.
Im größten Betrugsfall der Finanzgeschichte haben Ermittler im Schreibtisch des Wall-Street-Brokers Bernard Madoff rund 100 bereits unterzeichnete Schecks im Wert von mehr als 173 Millionen Dollar (127,0 Mio. Euro) gefunden. Mit den Schecks habe der 70-Jährige unmittelbar vor seiner Festnahme Teile des in seiner Firma noch verblieben Geldes an Verwandte, Freunde und Mitarbeiter verteilen wollen, gab die Staatsanwaltschaft laut US-Medien am Donnerstag in New York bekannt. Die Entscheidung über Untersuchungshaft für den unter Hausarrest stehenden Geschäftsmann wurde erneut vertagt.
Bereits zuvor war bekannt geworden, dass der unter Hausarrest stehende 70-jährige Pakete an Verwandte verschickte. In diesem befanden sich eine Diamanten-Kette, ein Dutzend Uhren und weitere Gegenstände im Gesamtwert von über einer Million Dollar. Andere Päckchen enthielten Uhren der Marken Cartier und Tiffany sowie ein Armband und vier Broschen - allesamt mit Diamanten besetzt. Auch eine Gold-Uhr habe Madoff in die Post gesteckt, erklärte die Staatsanwaltschaft laut am Mittwoch veröffentlichten Gerichtsdokumenten.
Auch britische Behörden haben inzwischen Untersuchungen gestartet. Die Ermittler konzentrieren sich nach eigenen Angaben auf Madoffs Geschäfte und seine Opfer in Großbritannien. Die dortige Großbank HSBC etwa beziffert die Einbußen auf bis zu eine Milliarde Dollar (730 Mio. Euro), die Royal Bank of Scotland (RBS) vermutet einen Schaden von 400 Millionen Pfund (440 Mio. Euro).
Betrug mit "Schneeball-System"
Madoff hatte Mitte Dezember seinen Söhnen ein jahrzehntelanges gigantisches "Schneeball-System" in einem Volumen von rund 50 Milliarden Dollar offenbart. Ihnen sagte er den Angaben zufolge damals auch, dass er die in seinem Unternehmen übrigen 200 bis 300 Millionen Dollar an mehrere ausgewählte Personen verteilen wolle.
Derzeit steht der jahrelang angesehene Geschäftsmann gegen eine millionenschwere Kaution in seinem New York Nobel-Appartement unter elektronischer Überwachung. Die Staatsanwaltschaft fordert seit längerem Untersuchungshaft. Darüber wolle der zuständige Richter nun an diesem Freitag oder Anfang nächster Woche entscheiden, berichteten das "Wall Street Journal" und andere Medien übereinstimmend.
Madoff hatte seinen Anlegern über Jahrzehnte beständig hohe Gewinne versprochen, die er in Wirklichkeit gar nicht erzielt haben soll. An die Investoren schüttete er stattdessen Geld aus, das er von immer neuen Anlegern bekam - ein sogenanntes "Schneeball-System".
(Ag.)