Die Begeisterung der Jugend fördern

Universitäten, Politik und Wirtschaft wollen in Österreich für reichlich Forschernachwuchs sorgen.

Die Idee ist simpel: Junge Wissenschaftler fahren in die Mittelschule, in der sie selbst ihre Schulzeit verbracht haben, und erzählen dort den jetzigen Schülern, was am Beruf „Wissenschaftler“ so spannend ist. Diese Idee setzt der Wissenschaftsfonds FWF seit über einem Jahr um und animiert im Programm „Wahlfach: Wissenschaft“ unsere Jungwissenschaftler, für Nachschub an Wissenschaftlern zu sorgen. „Wer am Physikinstitut arbeitet, geht in seiner alten Schule in den Physikunterricht. Wer an der Kunstuni ist, wird in Bildnerischer Erziehung mit den Schülern sprechen“, führt Franziska Nittinger vom FWF aus.

Ähnliche Initiativen für Schüler sind vielfältig: Wirtschaft und Politik haben erkannt, dass man nicht früh genug beginnen kann, Kinder und Jugendliche mit der Wissenschaft vertraut zu machen, denn dort schlummert das Potenzial für die Zukunft. Das Wissenschaftsministerium (BMWF) lässt mit dem Programm „Sparkling Science“ seit 2007 den Funken der Begeisterung auf die Jugend überspringen. In den Projekten kommen die Jugendlichen in die Labors oder Museen, um beispielsweise selbst an Experimenten mitzuarbeiten. Für Teenager ist es ein wertvoller Input, im Labor als Mitarbeiter ernst genommen zu werden. Da weiß man schnell, ob man das später „in echt“ machen will.

Mehr Mädchen in die Forschung

Auch das Infrastruktur- und das Unterrichtsministerium (BMVIT und BMUKK) sind bemüht, für Forschernachwuchs zu sorgen. Im Programm „Forschung macht Schule“ sollen vor allem junge Mädchen dazu motiviert werden, in die männerlastigen Bereiche der Naturwissenschaft und Technik hineinzuschnuppern. Dasselbe Ziel hat auch die Initiative „feel technic“ der Firma Festo und von „TechWomen“, dem Dachverband für Frauen in der Technik. Auch die Stadt Wien engagiert sich, den Mangel an Frauen in der Wissenschaftswelt zu beheben: Beim heurigen „Töchtertag“ hatten fast 3000 Mädchen die Chance, ein Unternehmen oder die Universität ganz genau kennenzulernen.

Und für Schüler ab 17 Jahre, die im Sommer gern ihr eigenes Geld verdienen, bietet die Summerschool des Genom-Projekts GEN-AU drei- bis vierwöchige Praktika an den Universitäten und Forschungszentren an. Dort werden die Jugendlichen für die Praktikumszeit angestellt und leben im richtigen Forscheralltag mit.

Nicht auf den Sommer beschränkt, aber mit Extraangeboten für die Schulferien, öffnet das „open lab“ in der Wiener Dr.-Bohr-Gasse seine Türen. Gemeinsam vom „dialog gentechnik“ und dem IMBA (Institut für Molekulare Biotechnologie) initiiert, können Schulklassen ins „offene Labor“ kommen und genetische Forschung hautnah erleben. Die Projekte sind nach Altersstufen gestaffelt, um niemanden zu unter- oder überfordern.

Für das jüngere Publikum gibt es außerdem diverse Angebote der Kinderunis, bei denen Schüler ein Leben als Student und Forscher ausprobieren können (gefördert vom BMWF). Neben den wissenschaftlichen Institutionen sorgt sich auch die Wirtschaft um den Forschernachwuchs. Um dagegen anzukämpfen, dass 2010 in Österreich 1000 Graduierte aus technisch-naturwissenschaftlichen Studienrichtungen fehlen werden, hat die Industriellenvereinigung den Aktionsplan „Menschen schaffen Zukunft“ erstellt, der ein forscherfreundlicheres Klima schaffen soll und junge Wissenschaftler speziell fördert.

Wirtschaftsstandort sichern

Denn man will doch nicht riskieren, dass zu wenige hochqualifizierte Arbeitskräfte zu einer Minderung der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts führen. In diesem Sinne ziehen auch private Unternehmen bei der Rekrutierung junger Menschen für die Bereiche Forschung und Entwicklung mit. Am Villacher Standort des Halbleiterherstellers Infineon fand bereits zwei Mal die „SEMI High Tech University“ statt, bei der Schüler den Industriebetrieb und auch eine Hochschule von innen erleben können. Und ohne Anspruch auf Vollständigkeit endet hier die Auflistung solcher Initiativen mit dem Fachverband der chemischen Industrie Österreich (FCIO), der regelmäßig Aktionstage veranstaltet, in denen Schülern die faszinierende Welt der Chemie nähergebracht wird. vers

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.