Bis Ende 2009 muss Litauen den zweiten Block des Kraftwerks Ignalina abschalten, heißt es im Beitritts-Vertrag mit der EU. Die Regierung verwendet das AKW als Druckmittel.
Das Modell Bohunice macht Schule: Litauen hat vor kurzem angedroht, sein AKW Ignalina nicht abzuschalten. Litauische Politiker und Experten sehen keine Parallelen zwischen der angekündigten Wiederinbetriebnahme des slowakischen Atomkraftwerks Bohunice und der Betriebsverlängerung des AKW Ignalina. Der Vorsitzende des EU-Komitees im Parlament in Vilnius, Ceslovas Vytautas Stankevicius, verurteilte sogar die slowakische Entscheidung. Litauen hat sich ebenso wie die Slowakei in seinem Beitrittsvertrag mit der EU zur schrittweisen Schließung von alten Reaktoren verpflichtet.
Stankevicius lehnte gegenüber der Wirtschaftszeitung "Vakaro Zinios" (Montag-Ausgabe) einen Vergleich zwischen Bohunice und Ignalina ausdrücklich ab. Er verwies auf die von der EU zugesagten Kompensationen für die Schließung von Ignalina, sowie die EU-Unterstützung bei der effektiven Anbindung des baltischen Netzes in den europäischen Strommarkt. Auch der Vize-Vorsitzende des parlamentarischen Wirtschaftskomitees, Julius Veselka, versicherte in dem Zeitungsartikel, Litauen werde sich an der Slowakei hinsichtlich der neuerlichen Inbetriebnahme oder des verlängerten Betriebs von Atomkraftwerken kein Beispiel nehmen.
Der Chef des Litauischen Energieinstituts, Jurgis Vilemas, sieht für derartige Notmaßnahmen in Litauen überhaupt keine Notwendigkeit. Litauen habe ausreichende Kapazitäten, das Land mindestens bis ins Jahr 2015 mit Energie zu versorgen. Mit der für Jahresende vorgesehenen Schließung von Ignalina falle lediglich die billigste Energiequelle weg, so Vilemas am Montag in der Tageszeitung "Kauno Diena".
Litauen hat Block Eins im AKW Ignalina am 31. Dezember 2004 vereinbarungsgemäß abgeschaltet. Der zweite Block ist derzeit noch in Betrieb, muss aber laut Vertrag mit der EU bis Jahresende 2009 abgeschaltet werden. Litauen drohte zuletzt mit einem Weiterbetrieb des Atomkraftwerks, falls die EU dem baltischen Land im Zusammenhang mit den Kosten des Klimapakets nicht mit bestimmten Erleichterungen entgegengekommen wäre.
(APA)