Medici-Gründerin Kohn: Madoff war kein Freund

(c) APA (Helmut Fohringer)
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Die Bankerin Sonja Kohn empfindet wegen des Madoff-Skandals einen „unerträglichen Schmerz“.

Wien. Anstatt sich zu den Klagen empörter Kunden zu äußern, drückt Sonja Kohn, Haupteigentümerin der Bank Medici, auf die Tränendrüse. Ihr Schmerz sei unerträglich, so Kohn in ihrem ersten öffentlichen Statement seit Bekanntwerden des Madoff-Skandals. Der einstige US-Börsenstar Madoff sei nicht ihr persönlicher Freund gewesen. Es habe auch kein Vertrauensverhältnis gegeben.

Dass sie wie viele Finanzinstitutionen Opfer einer Firma geworden sei, die von den US-Behörden geprüft wurde, „lindert den Schmerz nicht“, so Kohn. Zu lesen, dass einige glauben, sie hätte alles besser wissen sollen, würde den Schmerz noch vergrößern. Die Firma von Madoff sei hoch transparent gewesen.

Wann und wie sie den New Yorker Broker kennenlernte, ließ die Medici-Gründerin weiter offen.

Wie die Stellungnahme zustande kam, ist bemerkenswert. Seit Wochen ersuchen Dutzende in- und ausländische Journalisten Kohn, sie möge zum Madoff-Skandal Stellung nehmen. „Wir machen, was wir können“, versichert die Wiener PR-Agentur Ecker & Partner, die von Medici engagiert wurde.

Die Agentur hat mit Krisenfällen Erfahrung. Sie betreute unter anderem die Bawag nach dem Karibikdesaster. Den Coup schaffte ein unbekannter E-Mail-Schreiber. Laut Ecker & Partner habe die Bankerin nur einige persönliche Gedanken an einen Bekannten geschickt. Dieser habe das Statement vermutlich ohne Rücksprache mit der Bank an Bloomberg geschickt. Eine Inszenierung? Oder ist Kohn wirklich so ungeschickt?

Die Kunden der Bank Medici gehören mit einem kolportierten Schaden von 3,6 Mrd. Euro zu den größten Opfern von Madoff. Dieser hatte die Gelder nicht investiert, sondern ähnlich einem Pyramidenspiel stets weiterverteilt. In den USA wurden Anträge auf Sammelklagen gegen das Wiener Institut eingebracht.

Die Investoren werfen der Bank Irreführung vor. In den Prospekten tauchte immer Medici als Investmentmanager auf. Von Madoff war nicht die Rede, lautet der Vorwurf.

 

Viele prominente Opfer

Die Nationalbank will demnächst bei Medici eine Sonderprüfung durchführen. Viele wundern sich, warum dieser Schritt so spät kommt.

Zu den Opfern zählen laut „Format“ viele Finanzgrößen: Ex-Bank-Austria-General René Alfons Haiden, Kelly's-Gründer Herbert Rast, Ex-Notenbank-Präsident Adolf Wala und Ex-GiroCredit-Boss Hans Haumer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2009)


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