Wrabetz: "Wer soll es denn sonst machen?"

ORF-Chef Alexander Wrabetz
ORF-Chef Alexander Wrabetz(c) APA (HARALD SCHNEIDER)
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Der ORF-Chef zweifelt nicht daran, dass er noch länger ORF-Chef bleibt. Den Rechnungshof-Bericht sieht er als Rückendeckung: Ein Großteil der vorgeschlagenen Maßnahmen sei schon umgesetzt.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz legt die harte Kritik des Rechnungshofs am ORF positiv aus: Er sieht seinen Kurs bestätigt. Auf die Frage, ob er angesichts des politischen Drucks auf seine Person glaubt, in einem Jahr noch an der Spitze des ORF zu sein, sagte Wrabetz: "Ja, wer soll es denn sonst machen?" Den von ihm eingeschlagenen Weg bezeichnete er als "richtig". 45 der insgesamt 57 Empfehlungen habe der ORF bereits umgesetzt oder seien "in Vorbereitung zur konkreten Umsetzung", sagte er. 21 Punkte decken sich mit Maßnahmen, die im Strategie- und Strukturkonzept vorgesehen sind. Dieses soll dem Stiftungsrat 2. April vorgelegt werden.

"Ich bin zum Teil sehr froh, dass der Rechnungshof die Positionen der Geschäftsführung in wichtigen Fragen unterstützt, denn da hat es im Stiftungsrat die einen oder anderen Zweifel gegeben." Mit "dieser Rückendeckung und der Aufforderung des Stiftungsrates, tabulos zu agieren, hoffe ich, dass es leichter wird, Dinge durch- und umzusetzen", sagte der Generaldirektor.

Standortfrage entscheidet über Arbeitsweise

Das von Wrabetz im Vorjahr vorgestellte Strukturkonzept enthalte einige Empfehlungen der ORF-Prüfer: Darunter die Ausgliederungen von Teilen der IT, des Radio-Symphonieorchesters, des Facility-Managements sowie der Ausstattung und der Grafik. Auch Strukturstraffungen im Marketing- und Personalbereich sowie die Reduktion von Personalkosten und neue Verrechnungsmodelle für Überstunden waren Teil des Konzepts, das Wrabetz den Stiftungsräten im Dezember vorgelegt hatte. Der Stiftungsrat hatte es aber als unausgegoren zurückgewiesen. Ein zweiter Anlauf findet nun im April statt. Hier soll auch die Standortfrage thematisiert werden. Das sei die Voraussetzung für den Vorschlag des Rechnungshofs, dass alle Redakteure in allen Bereichen - Fernsehen, Radio und Online - arbeiten sollen.

Berücksichtigt habe Wrabetz auch die Kritik aus dem Rechnungshof-Rohbericht an zu hohen Sportrechtekosten. "Die Kostenexplosion in diesem Bereich erfordert eine genaue Prüfung - daher habe ich gesagt, die Übertragungen von Champions League und Formel 1 müssen überdacht werden."

Direktionen bleiben bis 2012

Sieben Empfehlungen müsse der ORF erst "noch längerfristig prüfen". Darunter falle etwa die Zusammenlegung aller Redaktionen und die mögliche Zentralisierung. Wrabetz hält es nicht für sinnvoll, den Direktoren in der laufenden Geschäftsführungsperiode sämtliche Kompetenzen zu entziehen und will auch die Struktur der Direktorien vorerst nicht angreifen. "Ab 2012 werde ich eine andere Struktur vorschlagen." Fünf Aspekte im Rechnungshofbericht würden sich nicht an die Geschäftsführung sondern an Stiftungsrat und Politik richten.

Die Kritik des Rechnungshofes, dass der Stiftungsrat zu groß sei, teilt Wrabetz nicht. Für die "Selbstgeißelung mancher Stiftungsräte", die das Gremium als "zu unbeweglich" bezeichnet haben hat er ebenfalls kein Verständnis. Der Vorsitzende Klaus Pekarek hatte sich für eine Zweiteilung des Stiftungsrates ausgesprochen. "Das Gremium hat Entscheidungen immer rechtzeitig treffen können", so Wrabetz.

Dass das ORF-Zukunftskonzept nicht früher vorgelegt wurde, begründet der ORF-Chef damit, dass zunächst noch fünf offene Punkte geklärt und berücksichtigt werden mussten oder müssen. Dazu zählt er den Ausgang des EU-Verfahrens, den abschließenden Rechnungshofbericht, die im Regierungsprogramm fixierte Medienpolitik, die Auswirkungen der Digitalisierung und die Entwicklung in Folge der Finanzkrise. Außerdem bedarf es bei einigen Punkten einer gewissen Vorlaufzeit und Bewusstseinsbildung im Stiftungsrat.

(APA)

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