Weg in Altersteilzeit wird leichter

In kleinen Betrieben sollen Mitarbeiter künftig leichter in Altersteilzeit gehen können. Kritik kommt vom IHS: „Das ist reine Form der Frühpensionierung.“

WIEN.23.000 Personen in Österreich befinden sich derzeit in Altersteilzeit. Sie haben ihre Arbeitszeit um 40 bis 60 Prozent reduziert und erhalten die Hälfte der Lohndifferenz vom Arbeitsmarktservice (AMS). Vor fünf Jahren waren noch fast doppelt so viele Leute in Altersteilzeit wie jetzt.

Damals war diese Möglichkeit aber attraktiver. Dann wurden die Bedingungen verschärft: Wer die Altersteilzeit „blocken“ will (also zweieinhalb Jahre Vollzeit arbeiten und dann zweieinhalb Jahre Freizeit konsumieren), kann das nur noch tun, wenn der Betrieb eine Ersatzkraft einstellt und niemandem stattdessen kündigt. Bei kleinen Betrieben ist das nicht so leicht möglich, wodurch dort der Weg in die Altersteilzeit erschwert ist. Geht es nach Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ), soll sich das ändern. Künftig sollen auch Arbeitnehmer in kleinen Betrieben ihre Altersteilzeit wieder leichter geblockt in Anspruch nehmen können. Für Betriebe mit weniger als 20 Mitarbeitern soll die Pflicht, eine Ersatzkraft einzustellen, entfallen. Das wird derzeit gerade diskutiert.

Keine Ersatzkraft mehr nötig

Für große Betriebe sei es ohnehin meist kein Problem, die Bedingung mit der Ersatzkraft zu erfüllen, kritisiert Helmut Hofer, Arbeitsmarktexperte am Institut für Höhere Studien (IHS). „Die stellen immer irgendjemanden ein, und dann sagen sie, das ist die Ersatzkraft.“ Den neuen Plänen des Sozialministers kann er aber wenig abgewinnen. „Das ist eine defensive Maßnahme und eine reine Form der Frühpensionierung“, sagt Hofer. Auch würde es nicht einmal kurzfristig den Arbeitsmarkt entlasten, wenn Leute jetzt in der Krise noch Vollzeit arbeiten, um dann, wenn die Konjunktur wieder anspringt und Fachkräfte wieder dringend gesucht werden, Freizeit zu haben. „Das wäre sogar kontraproduktiv.“

Der Möglichkeit, tatsächlich in Altersteilzeit zu gehen, also seine Arbeitszeit zu reduzieren, kann Hofer schon mehr abgewinnen. „Auch hier sollte man aber ehrlich sein und sagen, was es ist, nämlich Kurzarbeit für Ältere.“ Für zielführender hält es der Experte, in der Krise auf Aus- und Weiterbildung zu setzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2009)

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