Heim quälte "zu Übungszwecken, aus Langeweile oder Sadismus"

Aribert Heim galt als einer der grausamsten KZ-Ärzte. Häftlinge berichten von Giftinjektionen, Köpfungen und dem Entfernen von Organen.

Benzin-Spritzen mitten ins Herz, abgeschnittene Köpfe als "Ausstellungsstücke" oder Lampenschirme aus der Haut eines Juden. Aribert Heim galt als einer der grausamsten KZ-Ärzte. Er habe "zu Übungszwecken, aus Langeweile oder Sadismus" gemordet, schreibt der Historiker Ernst Klee in seinem Buch "Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer". Dies brachte Heim die Spitznamen "Dr. Tod" oder auch "Schlächter von Mauthausen" ein.

Der 1914 geborene Steirer aus Bad Radkersburg wurde 1940 Lagerarzt im KZ Sachsenhausen, ein Jahr später im KZ Buchenwald und kam mit 1. Oktober 1941 nach Mauthausen. Dort blieb er nur einige Wochen. In dieser Zeit soll er aber Hunderte von Häftlingen getötet haben. Der junge und noch unerfahrene Arzt habe Menschen unbeschreibliche Qualen zugefügt, beschrieben Augenzeugen.

Häftlinge bei lebendigem Leib aufgeschnitten

Aribert Heim soll Häftlinge, großteils Juden, ermordet haben, indem er ihnen Benzol, Benzin oder andere Gifte injizierte. Dabei hat er nach Augenzeugenberichten die Stoppuhr gedrückt, um herauszufinden, was am schnellsten tödlich wirkte. Er habe Menschen bei lebendigem Leib den Bauch aufgeschnitten und ihnen Gedärme, Leber und Milz entfernt. Das diente offenbar ebenfalls dem Zweck, zu sehen, wie lange das Opfer überlebte.

Mindestens einem Mann soll Heim den Kopf abgeschnitten haben. Er habe diesen ausgekocht, um ihn als "Ausstellungsstück" zu verwenden. Heim häutete auch Menschen. Einem Häftling habe er Hautstücke aus Rücken und Brust geschnitten, weil darauf ein Schiff tätowiert war. Die Haut wurde gegerbt und daraus ein Lampenschirm für den Lagerkommandanten gefertigt. Außerdem berichtete ein KZ-Pfleger, dass Heim einem jungen Tschechen die Hoden entfernt und eine Niere geschält habe: einfach zu Übungszwecken.

Direkt nach dem Krieg wurde Heim von den US-Amerikanern verhaftet, aber nach zweieinhalb Jahren wieder freigelassen. Efraim Zuroff, der Direktor des Simon Wiesenthal Centers in Jerusalem, vermutet, dass Heim "dem amerikanischen Geheimdienst von Nutzen war". Heim war laut ZDF nach dem Zweiten Weltkrieg als "Mitläufer" entnazifiziert worden, lebte jahrelang ein unbehelligtes Leben und praktizierte als Frauenarzt in Deutschland. Erst als 1962 ein Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde, tauchte er unter.

"Es war ein schierer Zufall, dass mich die Polizei nicht verhaften konnte, weil ich zu der Zeit nicht zu Hause war", schrieb Heim in einem Brief an das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", das 1979 über den Kriegsverbrechensfall berichtet hatte. Das Schreiben, von dem nicht klar ist, ob Heim es je weggeschickt hatte, wurde nun gefunden, und die "New York Times" zitierte daraus. Heim wies die Vorwürfe zurück. Und er beschuldige darin Simon Wiesenthal als "denjenigen, der diese Gräuel erfunden hat".

(Ag.)

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