Josef Ostermayer: Der mächtigste Staatssekretär aller Zeiten

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Ostermayer(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Ohne Josef Ostermayer geht in Regierung und Partei nichts. Er ist Faymanns Ratgeber, Strippenzieher und auch sein bester Freund. „Jeder weiß, was der andere denkt“, sagt Ostermayer.

Viel mehr als ein biederer ovaler Holztisch steht nicht im Raum. Die Wände sind kahl, sieht man von einem Spiegel und zwei Bildern der Künstler Karl-Heinz Klopf und Julie Monaco ab. Die „Sissi-Möbel“, wie der Staatssekretär das vorherige leicht imperial-kitschige Interieur nennt, hat er bei Amtsantritt ins Depot räumen lassen. So wie er auch den Dienstwagen stornieren ließ.

Von wo aus einst Klemens Wenzel Metternich Mitteleuropa regierte, sitzt nun Josef Ostermayer. Gleich nebenan, spartanisch wie sein eigenes, ist Werner Faymanns Zimmer. Seit nunmehr 22 Jahren leben sie Seite an Seite. Ob beim ersten Staatsbesuch in Bern, bei Angela Merkel in Berlin oder der 120-Jahrfeier der SPÖ in Favoriten– sie treten stets im Duo auf: Vorne weg Faymann, gleich dahinter lugt dann Ostermayer hervor.

Böse Zungen behaupten gar, Ostermayer sei nur Staatssekretär geworden, um sein schon als Kabinettschef üppiges Salär von 14.180 Euro zu rechtfertigen. Für Faymann ist er jeden Cent wert. Er ist sein Ratgeber, sein Strippenzieher und auch sein bester Freund. „Jeder weiß, was der andere denkt“, sagt Ostermayer. Es ist aber nicht so, dass sie immer einer Meinung sind. „Faymann hört sich zwar immer Ostermayers Ansichten an, er entscheidet aber auch oft anders“, sagt ein führender Genosse.

Offiziell ist Ostermayer nur für Medien und Koordination zuständig. Doch ohne ihn geht im Regierungsalltag nichts. „Ich telefoniere sehr viel“, sagt er. Bei Ostermayer laufen nicht nur die Drähte der roten Minister zusammen. Seine wichtigsten ÖVP-Ansprechpartner: VP-Koordinatorin Maria Fekter und Pröll-Kabinettschef Pernkopf.

Auch die SPÖ-Zentrale soll Ostermayer angeblich vom Ballhausplatz aus führen, weswegen diese nicht gerade mit Schwergewichten– Laura Rudas und Günther Kräuter–besetzt wurde. Dass ohne sein Placet in der Löwelstraße nicht einmal ein Zettel kopiert wird, ist aber sicher eine Übertreibung. Ostermayer weist das auch lächelnd zurück, über Kräuter und Rudas lässt er nichts kommen.

Sogar Burgstaller betört

Die Partei weiß, was sie an ihm hat. „Schade, dass es nicht mehr Ostermayers gibt. Wir fühlen uns wieder ernst genommen. Er hält alles, was er verspricht“, sagte die sonst so kritische Gabi Burgstaller im „Kurier“. Zweimal habe er allein in seinem Kurzurlaub diese Woche in Maria Alm mit Burgstaller telefoniert, verrät Ostermayer.

Er ist seinem Chef auch charakterlich ähnlich. Wobei seine smarte Freundlichkeit weniger aufgesetzt wirkt, sondern mehr spitzbübisch. Ostermayer ist aber auch Machtpolitiker. „Ein Pragmatiker der Mitte“, wie er sich selbst nennt. Mit ebenso wenig Berührungsangst zum Boulevard. „Die Massenmedien haben eben eine große Auflage“, sagt Ostermayer. „Und wenn man die Menschen nicht erreicht, dann ist man als Politiker sehr einsam.“

Sein Privatleben hält Ostermayer versteckt. Seit 1989 ist er verheiratet, seit 29 Jahren mit seiner Frau zusammen – länger als mit Faymann. Er hat einen Buben und ein Mädchen, spielt Fußball und liest gerne. Derzeit Daniel Kehlmanns „Ruhm“. Im Gegensatz zu Faymann hat Ostermayer sein Jusstudium abgeschlossen. „Bei jeder Prüfung wurde ich nach Schattendorf gefragt.“ Denn in den Unterlagen war neben seinem Namen auch sein Geburtsort vermerkt, in dem 1927 sein Großonkel von rechten Milizionären erschossen wurde, deren Freispruch zum Justizpalastbrand führte. „Anfangs hatte ich auch überlegt, Architektur zu studieren.“ Daher sein Faible für den Wohnbau. Seine Karriere begann er folglich in der Mietervereinigung – bei Werner Faymann, damals Geschäftsführer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2009)

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