Der Zentralrat der Juden in Deutschland stärkt der deutschen Kanzlerin im Zusammenhang mit der Holocaust-Affäre den Rücken. Es sei "unerträglich", wie versucht werde, Merkel wegen ihrer Intervention beim Papst zu diffamieren.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel im Zusammenhang mit der Holocaust-Affäre den Rücken gestärkt. Es sei "unerträglich", wie versucht werde, die Kanzlerin wegen ihrer Intervention beim Papst öffentlich zu diffamieren, sagte Zentralrats-Generalsekretär Stephan Kramer der "Rheinpfalz am Sonntag".
Wenn sogar aus den Reihen der katholischen Kirche zum Wahlboykott gegen die Kanzlerin aufgerufen werde, "dann ist das schon Hetze", erklärte Kramer. Das stehe weder Kirchenvertretern noch Unionspolitikern zu. Scharfe Kritik äußerte Kramer an der Reaktion von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), der Merkels Äußerungen als "bösartig und unredlich" bezeichnet habe. Er frage sich, ob das im Eifer des Gefechts geschehen sei, oder sich der wahre Charakter des erzkonservativen Flügels in der katholischen Kirche offenbare.
Unterstützung erhielt Merkel auch vom Kirchenexperten der Unionsfraktion im Bundestag, Hermann Kues. "Als Vorsitzende der CDU und als deutsche Kanzlerin konnte Frau Merkel gar nicht anders handeln", sagte Kues der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". "Es berührt das Selbstverständnis der CDU als christlicher Partei fundamental, wenn Personen faktisch rehabilitiert werden, die die Religionsfreiheit ablehnen oder den Holocaust leugnen."
Kues forderte den Vatikan auf, die umstrittene Pius-Bruderschaft "jetzt in die Schranken zu weisen, damit der gesamten Kirche nicht weiterer Schaden entsteht". Er erwarte, dass Rom die Rehabilitation dieser Bruderschaft korrigiert. Die Wiederaufnahme der vier Bischöfe durch den Papst sei "kirchenpolitisch ein verhängnisvoller Schritt".
Der Generalsekretär des Zentralkomitees der Juden in Deutschland verlangte von Benedikt XVI., sich klar von der Pius-Bruderschaft zu distanzieren. Wenn der Papst konsequent handeln würde, "müsste er sogar alle Pius-Brüder exkommunizieren, weil sie sich gegen das Zweite Vatikanische Konzil ausgesprochen haben", erklärte Kramer. Je länger er warte, je mehr Missverständnisse werde es geben.
(Ag.)