Ski-WM: Österreichs Herren erleben Kombi-Debakel

Bernhard Graf nach der Abfahrt
Bernhard Graf nach der Abfahrt(c) REUTERS (DENIS BALIBOUSE)
  • Drucken

Von vier ÖSV-Läufern sieht nur Romed Baumann das Ziel. Der Tiroler wird Achter. Den WM-Titel sichert sich der Norweger Aksel Lund Svindal. Der Franzose Julien Lizeroux holt nach Platz 22 in der Abfahrt noch Silber.

Österreichs Herrenteam bleibt weiter ohne WM-Medaille 2009. Mit Benjamin Raich, Marcel Hirscher und Bernhard Graf kamen drei der vier ÖSV-Läufer bei der Super-Kombination nicht ins Ziel. Nur Romed Baumann überstand sowohl Abfahrt als auch Slalom. Der Tiroler wurde Achter. Österreichs größte Medaillenhoffnung, Benjamin Raich, war bereits am Vormittag in der Abfahrt ausgeschieden.

Das begehrte Gold holte sich der Norweger Aksel Lund Svindal, der schon nach der Abfahrt geführt hatte. Der 26-Jährige hatte im Slalom jede Menge Glück, als er bei einem Tor gerade noch einen Sturz und das Ausscheiden vermeiden konnte. Silber ging an Gastgeber Frankreich. Doch dafür waren nicht Jean-Baptiste Grange oder Adrien Theaux, nach der Abfahrt Dritter und Vierter, verantwortlich, sondern Überraschungsmann Julian Lizeroux, der zur Halbzeit nur 22. gewesen war. Grange, Theaux und Bode Miller (Abfahrts-Zweiter) schieden im Nachtslalom nacheinander aus.

Bronze ging an den Kroaten Natko Zrincic-Dim, der die erste WM-Medaille 2009 für sein Land holte.

Lizeroux "sehr stolz"

"Es war schon ein toller Moment, in Kitzbühel den Slalom gewonnen zu haben. Aber dass hier ist noch viel besser. Ich war fast drei Sekunden hinter dem Führenden in der Abfahrt, in der Pause habe ich mir in meinem Zimmer gedacht, ich muss einfach 100 Prozent geben", meinte Lizeroux, der sich mit Svindal freute: "Aksel ist ein großartiger Skiläufer und ich bin sehr stolz, sein Vize-Weltmeister zu sein."

Svindal zeigt nach Abfahrt Moral

Svindal, der 14 Monate nach seinem schweren Unfall in Beaver Creek sein eindrucksvolles Comeback krönte, hatte nach der Abfahrt geführt und sprach nach dem entscheidenden Slalom von einem "guten Timing". "Julien ist so gut gefahren und alle waren weit hinten, ich habe gewusst, ich muss richtig Gas geben, sonst habe ich keine Chance. Bester Allrounder ist immer noch der, der den Gesamt-Weltcup gewinnt", sagte der 26-jährige Doppel-Weltmeister von Aare 2007, der sich immer noch etwas über die Spezialabfahrt ärgerte. "Heute habe ich gezeigt, dass ich doch schnell bin. Es ist ein schönes Gold nach einer Abfahrt, nach der ich sehr enttäuscht war." Nach seinem Unfall wollte er nur zurückkommen und um Podestplätze mitfahren, deshalb bedeute ihm dieses Gold sehr viel.

Zrnicic-Dim: "Der schönste Tag in meinem Leben"

Der drittplatzierte Zrncic-Dim ist im Team von Ex-ÖSV-Abfahrtscoach Walter Hubmann (trainiert auch im Burgenland Kondition bei Heinrich Bergmüller) und jubelte nach Bronze: "Das ist der schönste Tag in meinem Leben, hier habe ich auch meine ersten Weltcuppunkte in der Kombi und meinen ersten Weltcup-Podestplatz geholt. Ich liebe Val d'Isere, das ist für mich der schönste Platz."

Baumann "ein bisserl angezipft"

Wenig Grund zum Jubeln hatten die Österreicher. "Wenn ich auf die Liste schaue und sehe, wie knapp ich dabei gewesen wäre mit einem gutem Slalom, zipfts mich schon ein bisserl an. Ich habe in der Abfahrt wegen der Sicht zu viel verloren, im Slalom bin ich noch nicht so in Form. Es war extrem schwierig, weil die Piste extrem nachgelassen hat, da hat mir die Routine gefehlt", meinte Baumann, dem auf Bronze 0,63 Sekunden fehlten.

Hirscher scheitert im Slalom

Hirscher, der eine gute Abfahrt hingelegt hat, scheiterte im Slalom: "Zu viel riskiert habe ich nicht. Man hat an Lizeroux gesehen, dass nur so der Weg zu einer Medaille führt", meinte der 19-Jährige, der auf gutem Weg gewesen war, und vom schwierigsten Slalom der Saison sprach: "Teilweise sind wir im Tiefschnee gefahren, teilweise auf der Abfahrtspiste und damit auf blankem Eis", beschrieb er die Verhältnisse.

Bernhard Graf, wie Hirscher WM-Debütant, sah ebenfalls das Ziel im Slalom nicht. "Ich habe oben einen gröberen Fehler gehabt und dann zu viel riskiert. Das war dann zu viel des Guten, ich bin zu direkt gefahren. Natürlich bin ich ein bisserl enttäuscht, aber ich habe sehr viel Erfahrungen gesammelt da und das werde ich mitnehmen und versuchen, was daraus zumachen", meinte der 20-Jährige, der auch in der Abfahrt bei einer scharfen Rechtskurve gepatzt hatte.

Raich sagt für Teambewerb ab

Bereits in der Abfahrt ausgeschieden war Benjamin Raich, der daraufhin die Heimreise antrat. "Ich bin enttäuscht. Aber ich muss das so schnell wie möglich abhaken und in die Zukunft schauen", meinte der Pitztaler, der Dienstag und Mittwoch in Jerzens trainieren und dann für den Riesentorlauf am Freitag und Slalom am Sonntag in den WM-Ort zurückkehren wird. "Benni muss schauen, dass er jetzt wieder in Schuss kommt. Das ist wichtiger als der Teambewerb", meinte ÖSV-Alpinchef Hans Pum dazu.


Endstand (Abfahrt+Slalom)

1. Aksel Lund Svindal NOR 2:23,00
2. Julien Lizeroux FRA 2:23,90
3. Natko Zrncic-Dim CRO 2:24,58
4. Silvan Zurbriggen SUI 2:24,59
5. Peter Fill ITA 2:24,96
6. Thomas Mermillod Blondin FRA 2:25,07
6. Sandro Viletta SUI 2:25,07
8. Romed Baumann AUT 2:25,21
9. Kjetil Jansrud NOR 2:25,30
10. Alexander Horoschilow RUS 2:25,91
11. Krystof Kryzl CZE 2:26,22
12. Andrej Jerman SLO 2:26,32
13. Ivan Ratkic CRO 2:26,68
14. Tin Siroki CRO 2:27,11
15. Christof Innerhofer ITA 2:27,37

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wintersport

Wäre doch bloß die Generalprobe verpatzt gewesen

Der Norweger Svindal holte Kombi-Gold, Baumann (8.) verhinderte totale ÖSV-Nullnummer, Raich frustriert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.