AUA: Managerprämien trotz Pleitegefahr

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Crashkurs: Ärger über vereinbarte Zusatzzahlungen überschattet die Verhandlungen um das 225 Millionen Euro schwere Sparpaket, das das Überleben sichern soll. Betriebsräte fordern vom Vorstand hohen Gehaltsverzicht.

Am Montag Nachmittag will der AUA-Aufsichtsrat das von den beiden neuen Vorständen Peter Malanik und Andreas Bierwirth erarbeitete 225 Mio. Euro schwere Sparpaket, das der Fluglinie das Überleben sichern soll, absegnen. Die Chancen, dass am Vormittag in der „Sozialpartner-Elefantenrunde“ mit Gewerkschaftern und Betriebsräten eine Einigung erzielt wird, sind allerdings gering. Hatte AUA-Bodenbetriebsratschef Alfred Junghans am vergangenen Donnerstag nach der ersten großen Verhandlungsrunde noch von einem „offenen Gesprächsklima“ gesprochen, so herrscht jetzt extrem dicke Luft.

Was die Belegschaftsvertreter am meisten erzürnt: Obwohl die AUA für 2008 knapp 500 Mio. Euro Verlust angekündigt hat und gegen die Insolvenz kämpft, wie AUA-Präsident Peter Michaelis bestätigte, soll es für Führungskräfte Prämien geben.

Aufschub bis nach dem Verkauf

„Zusätzliche Zahlungen für Vorstände und Führungskräfte sind an die Erreichung von Unternehmenszielen und an persönliche Ziele gekoppelt“, erklärt AUA-Sprecherin Livia Dandrea auf „Presse“-Anfrage. Die an Unternehmensziele geknüpften Prämien dürften sich „erübrigen“. Die anderen Zusatzleistungen müssten ausbezahlt werden, „das sind aufrechte Verträge“. Allerdings sei die Zahlung bis nach dem Abschluss des AUA-Verkaufs an die Lufthansa verschoben worden. Die Frage, ob auch der ausgeschiedene AUA-Chef Alfred Ötsch Prämien erhalte, wollte Dandrea nicht beantworten.
Die Belegschaftsvertreter sind dennoch sauer. „Von den Mitarbeitern verlangt man Gehaltsverzicht und andere Solidaritätsbeiträge – wo bleibt das Vorbild der Manager?“, lautet der Tenor beim Boden- und beim fliegenden Personal. Bodenbetriebsrat und Aufsichtsratsmitglied Thomas Häringer will daher in der heutigen Sitzung fordern, dass die Vorstände auf 25 Prozent des Gehalts verzichten. Die angekündigten zehn Prozent sind ihm zu wenig. „Das ist kein Signal.“ Das Vorstandsduo und die Bereichsleiter sollen auch auf ihre Prämien verzichten, sagt Häringer. Nicht jedoch Führungsleute auf unteren Ebenen, „die müssen ohnehin Gehaltsverzicht üben“.

Michaelis will der Betriebsrat mit der Forderung nach einer Halbierung seines Gehalts auf 319.000 Euro konfrontieren. Er habe in seiner Kontrollfunktion als AUA-Präsident und ÖIAG-Vorstand versagt und müsse für das Desaster Mitverantwortung tragen.

Aus für Betriebspension?

Eine weitere Hürde für einen positiven Abschluss der Verhandlungen: Malanik und Bierwirth wollen dem Vernehmen nach die Daumenschrauben noch fester anziehen. Die Zahlungen für die Betriebspension sollen nicht nur wie bisher angekündigt auf ein Jahr ausgesetzt, sondern zur Gänze gestrichen werden. Nur so könnte sich die AUA die Zahlungen in die Pensionskasse an jene 360 Piloten ersparen, die über „alte“ Verträge verfügen.
Konfliktpotenzial gibt es freilich auch innerhalb der Belegschaftsvertretung. Zum einen schwelt der Grabenkampf zwischen AUA und Tyrolean (Austrian Arrows) weiter?– den Tirolern werden Doppelstrukturen vorgeworfen, die jährlich 90?Mio. Euro kosten. Außerdem gibt es Unstimmigkeiten zwischen Boden und Luft. Das Sparprogramm treffe zwar alle, verhandelt sei aber bisher nur mit dem Bodenbetriebsrat worden, moniert Bordbetriebsratschef Georg Riedl.
Das fliegende Personal stählt indes seine Muskeln für die Kollektivvertragsrunde, die demnächst starten wird. Dem Vernehmen nach will die AUA-Führung eine Nulllohnrunde durchsetzen.

Auf einen Blick

Ein Sparpaket im Vorlumen von 225 Mio. Euro soll das Überleben der AUA sichern. Es enthält Arbeitszeitflexibilisierung, Urlaubsabbau, Teilzeit und Kurzarbeit sowie das Aussetzen bzw. Streichen der Pensionskassenbeiträge. Die Kapazitäts-Kürzungen werden von fünf auf zehn Prozent ausgedehnt.

Gewerkschaft und Betriebsrat erzürnen vereinbarte Prämien für Führungskräfte, auch wenn deren Zahlung bis zur Übernahme durch die Lufthansa verschoben ist.

(Die Presse, Printausgabe, 9. 2. 2009)

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