AUA-Krise: Airline will beim Tanken sparen

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MICHAELIS(c) APA (Roland Schlager)
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Die AUA ist als Abnehmerin für Flugbenzin der größte Einzelkunde der OMV. Brisant: ÖIAG-Chef Michaelis ist bei der AUA Vorsitzender des Aufsichtsrates und bei der OMV Vizepräsident des Kontrollgremiums.

Den Lieferanten der Austrian Airlines (AUA) sollen Sanierungsbeiträge abverlangt werden, um der verlustbeladenen Airline zu helfen. Verhandlungen um ein "Entgegenkommen" beim Auftakten wurden vom AUA-Management bereits mehrfach angesprochen. Ein großer Einspar-Brocken läge in den Treibstoffrechnungen mit der OMV in jährlicher dreistelliger Millionenhöhe, heißt es, und da wäre ÖIAG-Chef Peter Michalis als Verwalter der Staatsbeteiligungen in den beiden Konzernen wohl "in der Lage, Druck zu machen", wie am Montag im Umfeld von Verhandlern zum AUA-Sparpaket einigermaßen süffisant vermerkt wurde.

Michaelis in Doppelfunktion

Michaelis ist nämlich in der AUA Vorsitzender des Aufsichtsrates und in der OMV Vizepräsident des Kontrollgremiums. Die AUA ist als Abnehmerin für Flugbenzin der größte Einzelkunde der OMV. Beide Gesellschaften sind börsenotiert.

Die künftige AUA-Mutter Lufthansa hatte zuletzt Ende 2008 die Säbel rasseln und in Richtung OMV signalisieren lassen, dass in Deutschland billiger aufgetankt werden könnte als in Wien. Um die Kerosinpreise hatten AUA und OMV jahrelang gestritten, wobei die Airline den Ölkonzern vor die EU-Wettbewerbshüter und das heimische Kartellgericht gezerrt hat. Das Gericht erklärte im Frühjahr 2008 die von der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) erarbeiteten Auflagen für verbindlich, unter anderem musste die OMV sich von einer Betankungsfirma trennen. Wegen der hohen Kerosinkosten hatte die AUA in der Folge auch Direktimporte aufgenommen.

Acht Flüge Wien-Klagenfurt fallen weg

Für erheblichen politischen Wirbel hat am Montag die Nachricht in Kärnten gesorgt, dass die Austrian Airlines (AUA) einen Teil der derzeit bestehenden Flugverbindungen zwischen Wien und Klagenfurt streichen will. Derzeit fliegt die Tyrolean Airways für die AUA bis zu fünfmal täglich auf der Strecke. Ab März sollen einige Flüge an bestimmten Wochentagen gestrichen werden. Die Wirtschaftskammer befürchtete gar einen Rückschritt des Standortes Kärnten.

Nur schwache Flüge gestrichen

"Die Aufregung ist für uns nur wenig nachvollziehbar, denn bei der Ausdünnung geht es um nur acht von 46 wöchentlichen Flügen", sagte AUA-Sprecher Michael Braun gegenüber der APA. Die Tagesrandverbindungen blieben aufrecht, gestrichen würden an einzelnen Tagen lediglich schwach ausgelastete Flüge.

Im Detail: In den Monaten März und April wird

  • am Samstag der Kurs 17:05 Uhr Wien-Klagenfurt gestrichen und
  • in der Gegenrichtung der Kurs um 18:15 Uhr.
  • Montag und Mittwoch wird die 13:50-Uhr-Maschine von Wien gestrichen und
  • damit auch der Retourflug um 15:15 Uhr nach Klagenfurt.
  • Am Dienstag wird laut AUA Wien-Klagenfurt um 10:20 Uhr gestrichen und
  • retour um 11:40 Uhr.
  • In den Monaten Juli und August entfällt am Dienstag und Donnerstag der Kurs Wien-Klagenfurt um 13:50 Uhr, ebenso retour die Maschine um 15:15 Uhr ab Klagenfurt.

Braun betonte, dass es sich bei dem geänderten Flugprogramm um eine saisonal bedingte, vorübergehende Ausdünnung handle. Mit dieser Maßnahme beschreite man einen guten und verantwortungsvollen Weg zwischen der mangelnden Nachfrage nach Flügen aus dem Raum Kärnten einerseits und der Verantwortung gegenüber dem Wirtschaftsraum Kärnten andererseits.

Teil eines großen Sparprogramms

Eingebettet ist diese Maßnahme laut Braun in ein gesamtes Anpassungsprogramm der AUA-Flugtätigkeit: Insgesamt würden im gesamten Austrian-Streckennetz Kapazitäten reduziert. Dies solle insgesamt zu einer aliquoten Absenkung der variablen Kosten in Höhe von etwa 115 Mio. Euro führen und sei Teil des Krisenpakets, erklärte der Sprecher.

Protest aus Kärnten

Protest kam seitens des Klagenfurter Flughafens. "Wir erwarten uns vom heimischen Carrier, dass dieser endlich vom hohen Ross steigt, auf die Bedürfnisse des Marktes Rücksicht nimmt und attraktive Preismodelle anbietet", erklärte der Chef des Airports, Johannes Gatterer, in einer Aussendung. Mit etwas Kreativität würden sich laut Gatterer die Streichungen vermeiden lassen.

Die Wirtschaftskammer befürchtet nun einen weitern Rückschritt des Standortes Kärnten. "Es ist beschämend, dass die ersten konkreten Einsparungsmaßnahmen der heimischen Airline ausgerechnet die Kärntner Wirtschaft treffen", erklärte WK-Präsident Franz Pacher. BZÖ-Klubchef Kurt Scheuch ortete den "nächsten rot-schwarzen Wiener Anschlag" auf Kärnten. SPÖ-Klubobmann Herwig Seiser befürchtete indes das Verkommen des Klagenfurter Flughafens zum "größten Privatflugplatz Österreichs".

Auch Flüge nach Graz fallen weg

Auch auf den anderen Landeshauptstadt-Destinationen setzt die Austrian Airlines (AUA) aktuell den Sparstift an. Derzeit fliegt die AUA etwa die steirische Landeshauptstadt Graz von Wien aus bis zu fünf Mal täglich an. In den nächsten Monaten wird hier gespart. Im März und April und von Juli bis September wird am Samstag ein Nachmittagsflug von Wien nach Graz und retour gestrichen, von April bis August wird am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag der Mittagsflug gestrichen. Nach Angaben der AUA stehen damit auch danach bis zu vier Flüge auf der Rotation Wien-Graz pro Tag zur Verfügung.

(APA)

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