In Rom stellt man sich hinter Gerhard Maria Wagner. Und es gibt weiter Kritik an Merkels Papstschelte.
Rom. Für den Vatikan steht fest: Kritik an dem designierten Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner ist absolut unerwünscht. „Ich sehe das als die Neuauflage eines Themas, das schon gespielt wurde“, sagt etwa Kurienbischof Josef Clemens, Sekretär des Päpstlichen Rates für die Laien, in Anspielung auf die Protestwelle Ende der Achtzigerjahre gegen Kurt Krenn und andere österreichische Bischofsernennungen.
Sein Gremium, so Clemens, ist für die Sorgen und Nöte der Laien in den Diözesen zuständig. In diesen Tagen ist geradezu Österreicher-Woche im Vatikan. Kardinal Schönborn war bei einer Unterredung bei Papst Benedikt XVI., der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari ist noch bis Donnerstag an der Spitze eines steirischen Dechantenbesuchs in Rom und auch Wagner weilt zur Vorbereitung seiner Bischofsweihe in Rom. Zu einem wechselseitigen Treffen kam es allerdings nicht. Die Bischofskonferenz wird bei ihrer Frühjahrssession vom 9. bis 12. März eine abschließende Stellungnahme abfassen. Bis dahin soll Wagner keine öffentliche Stellungnahme abgeben. „Ich rate ihm auch, keine Interviews zu geben“, sagt Kapellari in Rom zu Journalisten.
„Der Mann hat in Rom studiert und promoviert, da entstehen Querverbindungen.“ So erklärt Benedikt Steinschulte, der einzige deutschsprachige Referent im Päpstlichen Rat für soziale Kommunikationsmittel, warum Wagner und nicht einer der vom Linzer Diözesanbischof Schwarz vorgeschlagenen drei Kandidaten das Rennen um den Weihbischof gemacht hat. Wer für Informationen und Nachrichten aus Österreich verantwortlich ist? In erster Linie sei es Kardinal Schönborn, der eine gute Gesprächsbasis zum Papst habe, sagt Steinschulte. Dann folge der Nuntius und drittens komme noch „die informelle Struktur“ hinzu.
Kurienbischof Clemens geht in der Causa Wagner zum Gegenangriff über. „Man kann nicht eine Person auf drei Aussagen reduzieren“, meint er in Bezug auf umstrittene Äußerungen wie jene über Harry Potter, die Tsunami-Katastrophe oder die von „Katrina“ zerstörten Bordelle in New Orleans. Die Aufregung in Österreich sei entstanden, weil Agenturen nicht genau berichtet hätten, dann kamen ein Echoeffekt und schließlich stets aufs Neue Wiederholungen des Themas hinzu. Man sollte einmal Zeugen aus seiner Pfarre hören. Clemens: „Ich kenne keinen Aufschrei gegen den Pfarrer aus Windischgarsten.“
Vatikan-Sprecher Federico Lombardi will sich mit dieser Causa überhaupt nicht abgeben. „Ich gebe keine Antwort zu lokalen Diskussionen.“ Eben erst sei er mit Problemen aus Kolumbien und Argentinien konfrontiert worden.
Fall Williamson ein Super-GAU
Im Vergleich zu den Turbulenzen rund um die Aufhebung der Exkommunikation von Bischof Williamson von der Piusbruderschaft verblasst freilich die Causa Wagner. Dass Benedikt XVI. angelastet wird, Informationen über die Holocaust-Leugnung gehabt zu haben, erzürnt die Funktionsträger im Vatikan. Und ebenso die Kritik von Bundeskanzlerin Merkel am Papst. Frederico Lombardi war über Merkel „sehr überrascht“, Steinschulte kommentiert dies kritischer: „Sie hat sich in innerkirchliche Angelegenheiten gemischt, das ist gegen die Verfassung.“ Und: Die Sache sei nur aus jüdischer Sicht interpretiert worden, „Merkel wollte den Papst in die Pfanne hauen, weil sie bei der Springer-Presse punkten wollte“. Es sei zudem Aufgabe des Papstes, sich um die Einheit der Kirche zu bemühen und eine dauerhafte Spaltung zu vermeiden, sagt Josef Clemens. Außerdem wird im Vatikan stets betont, dass die Aufhebung der Exkommunikation noch keine Rehabilitierung sei.
Steinschulte räumt aber ein, dass der Fall Williamson „ein GAU, vielleicht sogar ein Super-GAU“ für den Vatikan sei, auch Lombardi gibt PR-Fehler zu. Die Israel-Reise des Papstes im Mai sei aber nicht gefährdet. Die Vorbereitungen laufen im Einverständnis weiter.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2009)