Sondersitzung der Bischöfe: Schadensbegrenzung ohne Wagner

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Angesichts der Kirchenkrise hat der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn für Montag zu einer Sondersitzung eingeladen. Der neue Linzer Weihbischof ist nicht eingeladen.

Montag, 10.00 Uhr, Erzbischöfliches Palais in Wien: Das ist der Zeitpunkt und der Ort für eine Sondersitzung der österreichischen Bischofskonferenz, zu der Kardinal Christoph Schönborn am Freitag kurzfristig eingeladen hat. Teilnehmen werden nur Diözesanbischöfe - nicht also der designierte Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner, dessen Ernennung bei dem Treffen thematisiert wird.

Offiziell lautet das Thema der Sitzung die "derzeitige Situation der Kirche in Österreich", schrieb die Kathpress. "Die Katholiken haben ein Recht darauf, dass wir unser Bestes geben, um die Krise zu überwinden", so Kardinal Schönborn, der wörtlich von "Schadensbegrenzung" sprach.

Die derzeitigen Spannungen hätten Irritation und Resignation gebracht, räumte Schönborn ein. Es gehe vor allem auch um die Zukunft der Kirche in Österreich. "Der gute Weg, den die Kirche in den letzten Jahren gegangen ist, stand unter dem Motto: 'Auf Christus schauen'. Diesen Weg wollen wir gemeinsam weiter gehen", sagte der Kardinal.

Reaktionen verhalten

Aus den Diözesen kamen erwartungsgemäß nur spärliche bis gar keine Wortmeldungen: Der durch die Ernennung Wagners am meisten betroffene Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz wollte am Freitag keine Stellungnahme über seine Erwartungen abgeben. Er wolle erst einmal die Konferenz abwarten, hieß es bei der Diözese. Fritz Brunthaler, Sekretär des St. Pöltner Bischofs Klaus Küng, geht davon aus, dass bei der Sondersitzung "über die aktuelle Situation beraten wird".

Der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari erwartet sich eine "sorgfältige Analyse mit Augenmaß". "Probleme sind nicht kleinzureden, sondern sollen klar benannt werden", hieß es am Freitag. Die derzeit anstehenden Themen seien "allgemein bekannt", so Kapellari. "Die Bischöfe werden gemeinsam Wege suchen, um das vielschichtige Netz der Seelsorge zu stärken und vor Beschädigungen von innen und von außen zu schützen. Herz-, Hirn- und Handkraft aller Gläubigen sind gefordert, um die gemeinsame Mitte der Kirche zu stärken, einer Kirche, die nahe bei allen Menschen ist und sein möchte."

In Salzburg geht man davon aus, dass die Bischofskonferenz eine Erklärung zur Bekräftigung des Zweiten Vatikanischen Konzils bringen wird. Angesichts des Wirbels um die Bestellung von Wagner solle man festhalten, dass es Aufgabe der Bischöfe und Weihbischöfe sei, "das Volk der Gläubigen zu einen und nicht zu spalten". Erzbischof Alois Kothgasser hatte kürzlich deutliche Kritik am Vatikan wegen der Rehabilitierung der Konservativen Piusbruderschaft geübt und "Vertrauen in die Ortskirche" eingemahnt. Andernfalls werde auch das Vertrauen in die zentrale Autorität der Kirche schwinden.

Rauer Wind für Wagner

Kritik musste Wagner bereits von seinen Kollegen einstecken, ließ Kapellari zum Abschluss seines Rom-Besuchs durchklingen. Wagner verbrachte - neben einer Reihe anderer Bischöfe - die vergangenen Tage in Rom, wo ihm offenbar aufgetragen wurde, seiner neuen Funktion als Pontifex, also Brückenbauer, nachzukommen. Zuvor war über ihn bereits eine Interview-Sperre verhängt worden. "Der Bischof soll, muss und wird um Vertrauen bitten", sagte der Vizepräsident der Bischofskonferenz und kritisierte auch die Interview-Serie Wagners und dessen umstrittene Aussagen.

Wagner habe "zugegeben nicht sehr geschickt argumentiert", so Kapellari weiter. "Er hat gezeigt, dass er eine Pfarre von mittlerer Größe zusammenhält, aber er hat gezeigt, dass er im Bewusstsein der halbsäkularen Gesellschaft nur oberflächlich daheim ist." Der Linzer Weihbischof müsse sich nun das Vertrauen seiner Diözese erarbeiten. "Das ist eine Vorgabe an Wagner, von Bischofskollegen, aber auch von hohen Stellen in Rom." Kritik übte Kapellari aber auch an den oberösterreichischen Dechanten, die in einer Abstimmung mit großer Mehrheit gegen Wagner rebellierten.

(APA)

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