US-Gesandter Richard Holbrooke und der afghanische Premier Hamid Karzai vereinbaren eine engere Kooperation, um den Einfluss der Islamisten zurückzudrängen.
Die USA und Afghanistan haben sich im Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban auf eine grundlegende Neubewertung ihrer Strategie verständigt. Der neue US-Sondergesandte für die Region, Richard Holbrooke, und Afghanistans Präsident Hamid Karzai vereinbarten am Sonntag in Kabul eine engere Zusammenarbeit. US-Präsident Barack Obama hatte vorige Woche angeordnet, sowohl die militärischen als auch zivilen Aspekte des Einsatzes am Hindukusch zu überprüfen. Karzai sagte, eine Delegation unter Leitung des afghanischen Außenministers werde nach Washington reisen, um dabei zu helfen.
"Wir sind hier, um zuzuhören", sagte Holbrooke bei seinem Besuch in Kabul. Die Überprüfung soll bis zum Nato-Gipfel Anfang April in Straßburg und Baden-Baden abgeschlossen sein. Auch Pakistan, wo sich Holbrooke vier Tage lang zu Unterredungen aufhielt, will sich an der Neubewertung der Lage in der Region beteiligen. Holbrooke bekräftigte in Kabul den Willen seiner Regierung, an den Anstrengungen im Kampf gegen die Taliban und die Extremisten-Gruppe al-Qaida festzuhalten.
Die Beziehung zwischen der Regierung in Washington und Karzai ist seit einiger Zeit erheblich angespannt. Karzai wird Erfolglosigkeit im Bemühen um eine Verbesserung der Sicherheitslage vorgeworfen. Obama bezeichnete kürzlich die Regierung Karsais als "sehr abgelöst" von der afghanischen Bevölkerung. Der afghanische Präsident verwies im Gegenzug auf die hohe Zahl ziviler Opfer bei den Angriffen internationalen Truppen. Nach Angaben der UN kamen im vergangenen Jahr 455 afghanische Zivilisten bei Luftangriffen ums Leben.
Stärkere Einbindung in Einsatzplanung
Um zukünftig Opfer unter der Bevölkerung zu vermeiden, haben sich das afghanische Verteidigungsministerium und die internationalen Truppen auf eine stärkere Einbindung Afghanistans in die Einsatzplanung geeinigt. Holbrooke erklärte zudem, er unterstütze die Entscheidung der Regierung in Kabul, Präsidentschaftswahlen am 20. August abzuhalten. Bis dahin hoffen die USA genug zusätzliche Truppen ins Land verlegt zu haben, um die Sicherheit bei den Wahlen gewährleisten zu können.
Die Soldaten der USA und der Nato sind in Afghanistan vermehrt den Angriffen der Taliban ausgesetzt, die mittlerweile auch in weiten Teilen Pakistans aktiv sind. Die US-Truppen gehen gegen Aufständische daher auch immer häufiger jenseits der Grenze Afghanistans gezielt vor. So wurden am Samstag in der pakistanischen Bergregion Süd-Waziristan bei einem Raketenbeschuss durch US-Drohnen nach Angaben von Sicherheitsbehörden und Taliban-Vertretern mindestens 25 Extremisten getötet. Pakistans Präsident Asif Zardari erklärte in einem Interview des US-Senders CBS, sein Land müsse inzwischen einen Überlebenskampf gegen die radikal-islamischen Kämpfer führen.
(Ag.)