Deutschland: Neonazis überfallen linke Demonstranten

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GERMANY DRESDEN BOMBINGS COMMEMORATION(c) EPA (Ralf Hirschberger)
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Bei dem brutalen Angriff auf Teilnehmer an der Demo gegen Rechtsextremismus in Dresden erleidet ein Gewerkschafter einen Schädelbruch.

Neonazis haben zwei Busse mit rund 80 Teilnehmern einer Großdemonstration gegen Rechts überfallen, die in Dresden stattfand, und fünf Personen zum Teil schwer verletzt. Ein Opfer erlitt einen Schädelbruch und muss am Montag operiert werden, wie ein Mitglied des Deutsche Gewerkschaftsbundes (DGB) erklärte, das in einem der Busse saß. Der Überfall ereignete sich am Samstagabend auf dem Autobahnrastplatz Teufelstal bei Jena. Bei den Opfern handelt es sich um Gewerkschafter und Mitglieder der Linkspartei.

"Die Neonazis haben unsere zwei Busse aus Nordhessen mit den Worten 'Attack Antifa' mit Flaschen und einem mehrere Kilogramm schweren Eisklotz angegriffen", sagte DGB-Mitglied Holger Kindler. Ein Kollege habe sich bei dem Angriff der 15 bis 20 Rechtsextremen nicht mehr in den Bus retten können. Er sei dann so lange gegen Kopf und Oberkörper getreten worden, bis er sich nicht mehr gerührt habe.

Operation am Montag

Im Uniklinikum Jena sei später ein Schädelbruch festgestellt worden, der am Montag operiert werden solle. Der aus der Nähe von Schwalmstadt stammende Mann sei Mitglied der Gewerkschaft IG Bau, Agrar und Umwelt. Bei dem Angriff sei eine weitere Person aus einem anderen Bus aus dem Ruhrgebiet ebenfalls schwer verletzt worden. Drei Demonstrationsteilnehmern schlugen die Neonazis laut DGB ins Gesicht. Ein Sprecher der hessischen Linkspartei erklärte, auch mehrere Mitglieder seiner Partei seien darunter gewesen.

Die Polizei, die zunächst nur von fünf Leichtverletzten gesprochen hatte, bestätigte später, dass eines der Opfer eine schwere Kopfverletzung erlitten habe.

Zwei Busse mit Teilnehmern der Demonstration "Geh Denken" in Dresden hatten laut Polizei am Abend Pause auf der Rastanlage Teufelstal in Thüringen gemacht. Als die Gruppe zu ihren Fahrzeugen zurückging, wurde sie von Rechtsextremisten angegangen, die aus einem später eingetroffenen Bus ausstiegen. Nach verbalen Angriffen hätten die Neonazis sie tätlich angegriffen.

Die Neonazis fuhren mit ihrem Bus zunächst weiter, wurden aber schon nach 15 Kilometern von der Polizei gestellt, wie Polizeisprecher Sven Opitz mitteilte. Der Bus mit 41 Insassen im Alter zwischen 14 und 55 Jahren, von denen einige wegen rechtsextremistischer Aktivitäten polizeibekannt seien, sei im saarländischen Homburg zugelassen. Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei den Angreifern um Personen aus den deutschen Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz, und Saarland sowie aus Schweden. Gegen alle werde wegen Landfriedensbruchs ermittelt. Der Staatsschutz wurde eingeschaltet.

Der Vorsitzende der hessischen Linkspartei, Ulrich Wilken, erklärte: "Die immer häufiger und brutaler werdenden Gewalttaten von Neonazis erschrecken mich." Alle Verantwortlichen müssten endlich wirksam gegen die Neonazi-Szene vorgehen.

Demonstration am Samstag

In Dresden hatten am Samstag nach Veranstalterangaben rund 12.500 Menschen aus ganz Deutschland gegen einen Aufmarsch von etwa 5000 Neonazis in der Stadt demonstriert.

Der Vizechef der Linksfraktion im Deutschen Bundestag, Bodo Ramelow, warf der Polizei und den Sicherheitsbehörden Versagen vor. "Es ist unverständlich, wie die Abreise dieser gefährlichen Schläger von der Polizei unbeobachtet erfolgen konnte." Er kündigte deshalb eine Untersuchung im thüringischen Landtag an.

(Ag.)

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