Wagner: Verzicht aufs Bischofsamt "aus freien Stücken"

Der designierte Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner.
Der designierte Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner.(c) AP Photo (rubra)
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Der designierte Linzer Weihbischof zeigte sich nach seinem Amtsverzicht erleichtert. Er will sich nun wieder seiner Pfarre in Windischgarsten widmen. Die Bischöfe halten dennoch eine Krisensitzung ab.

"Innerlich frei" und glücklich über seine Entscheidung zeigte sich der designierte Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner einen Tag nach seiner Bitte um Rücknahme seiner Bestellung. "Dieser Rücktritt geschieht aus freien Stücken", sagte der bisherige Pfarrer von Windischgarsten am Montag im Ö1-"Morgenjournal".

Natürlich habe er "von Anfang an, als ich ernannt wurde, den Widerstand gespürt", bekannte der 54-Jährige. Er müsse "auch ehrlich sagen, auf sehr oft unbarmherzige und lieblose Weise". Er habe sich oft die Frage gestellt, was er tun soll, was gut sei für die Kirche. "Das war dann letztlich auch für mich jetzt die Entscheidung, dass ich gesagt habe, ich gebe den Auftrag an den Papst zurück", so Wagner.

Zu seiner persönlichen Zukunft erklärte Wagner: "Ich bin bisher Pfarrer in Windischgarsten gewesen und werde auch in Zukunft Pfarrer in Windischgarsten sein". Er habe sich "bisher gefreut und freue mich jetzt auch wieder, mich dieser Aufgabe ganz widmen zu können".

Krisensitzung der Bischöfe

Der überraschende Rückzug Wagners kam einen Tag vor der für heute, Montag, um 10.00 Uhr angesetzten Sondersitzung der österreichischen Bischöfe. Trotzdem haben die Bischöfe viel zu besprechen, Schönborn hatte von einer "Schadensbegrenzung" aufgrund der durch Wagner ausgelösten Krise der katholischen Kirche in Österreich gesprochen. Erich Leitenberger, Pressesprecher der Erzdiözese Wien, erwartet sich einen gemeinsamen Hirtenbrief der Bischöfe, in dem den Gläubigen erklärt werden soll, was vorgefallen sei.

Auf die Frage, ob Wagner nahegelegt worden sei, sein Amt nicht anzunehmen, meinte Leitenberger: "Darüber ist mir nichts bekannt. Die Mitteilung gestern lässt auf Freiwilligkeit schließen." Ohne Zweifel habe die Bitte "Entspannung gebracht", Probleme, die von den Bischöfen behandelt werden müssen, blieben jedoch. Diese werde man nun "sehr ernst diskutieren".

Kritiker zollen Respekt

Kirchenkritiker haben sich erleichtert über den Verzicht Wagners auf das Amt des Weihbischofs gezeigt. "Es ist dem Herrn Wagner Hochachtung zu zollen, dass er diese Entscheidung getroffen hat", kommentierte Hans Peter Hurka von der Plattform "Wir sind Kirche" den Rückzug Wagners. "Ich bin der glücklichste Mensch", äußerte sich etwa der ÖVP-Politiker und Initiator der Katholischen Laieninitiative, Andreas Khol, Sonntagabend in der ORF-Diskussionssendung "Im Zentrum". Der Pastoraltheologe Paul Zulehner zollte hingegen Kardinal Christoph Schönborn Respekt für dessen Rolle als "Troubleshooter".

"Eine erfreuliche Entspannung" nannte es Kirchen-Plattform-Mitbegründer Hubert Feichtlbauer. Für den Probstdorfer Pfarrer Helmut Schüller wurde ein "erster Schritt getan, den Erwartungen der Kirchenbasis Rechnung zu tragen". Beide hoffen nun, dass die österreichischen Bischöfe einen eigenständigeren Kurs gegenüber Rom einschlagen werden.

Der Bischofsvikar der Diözese Linz, Wilhelm Viehböck, ortet nun eine "gewisse Entspannung der momentanen Situation". Er zollte Wagner "Respekt vor so einer Entscheidung" - "aber es bleibt noch viel zu tun". Auf die Frage, ob er sich nun auch persönlich erleichtert fühle, antwortete der Bischofsvikar: "In einer gewissen Weise ja, das will ich gar nicht verhehlen." Zu anhaltenden Spekulationen, wonach Wagner niemals von der Diözese gewünscht worden sei, antwortete Viehböck: "Indizien sprechen dafür, dass im ursprünglichen Dreiervorschlag der Name Wagner nicht gestanden ist."

In diesem Zusammenhang fordern die oberösterreichischen Dechanten "eine Art Untersuchungskommission", die klären soll, welche "graue Eminenz" sich in Rom für Wagner eingesetzt hat. Der Leiter des Linzer Priesterkreises, dem Wagner angehört, wollte nicht über Einflüsterer spekulieren: Josef Bauer unterstrich, dass jeder Laie per Mail mit dem Vatikan Kontakt aufnehmen könne.

Bedauern in Windischgarsten

In Windischgarsten, der Pfarre von Wagner, herrschte Empörung über den Umgang mit ihrem Pfarrer. "Das ist eine Frechheit", machte auch Johanna Reiter (48) ihrem Ärger Luft. In Windischgarsten sei immer klar gewesen, dass der Pfarrer "zu etwas Höherem berufen ist". Er sei für alles zu haben und zu motivieren, so Reiter, die nicht versteht, dass Diözesanbischof Ludwig Schwarz sich nichts sagen traue. "In unserer Gesinnung stinkt es gewaltig." Theresia Rumplmayr (79) findet es einen "Horror", was Wagner angetan worden sei. "Fehler hat ein jeder", erklärte die Pensionistin. Die jüngste Entwicklung bezeichnete sie als eine "Erleichterung" für Windischgarsten. "Der Pfarrer hat uns wirklich schon leidgetan."

"Wagner hätte sicher für die gesamte Kirche etwas bewegen können", ist Pfarrgemeinderatsobmann Stefan Edelsbacher überzeugt, der sich derzeit auf einer von der Pfarre organisierten Reise in Indien befindet. Der 34-Jährige sieht eine "Riesenchance" vertan, habe doch der Geistliche auch in Windischgarsten "irrsinnig viel geleistet". Edelsbacher hofft, dass Wagner der Gemeinde erhalten bleibt. Auch Markus Berger glaubt, dass ohne ihn etwas fehlen würde. Manche seiner Ansichten findet der 15-Jährige zwar übertrieben, aber: "Ein neuer Pfarrer wäre nicht so gut."

Wagner selbst, der sich in einer ersten Reaktion erleichtert gezeigt hatte, war am Vormittag nicht zu erreichen. Er habe sich bis Ende der Woche zurückgezogen, hieß es im Pfarrhof. Den für morgen, Dienstag, angesetzten Gottesdienst werde ein anderer Geistlicher leiten.

(Ag.)

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