Angst um Osteuropa lässt Finanzwerte im ATX abstürzen

Erste-Bank-Chef Andreas Treichl
Erste-Bank-Chef Andreas Treichl(c) APA (Helmut Fohringer)
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Der ATX verlor 8,62 Prozent, vor allem wegen dem massiven Kursrutsch der Finanzwerte. So verlor etwa die Erste Group über 18 Prozent. Am Absturz soll auch eine Studie der Ratingagentur Moody's schuld sein.

Die Wiener Börse hat am heutigen Dienstag einen regelrechten Kurssturz erlitten. Der Fließhandelsindex ATX sackte gegenüber dem Montag-Schluss von 1.619,62 Einheiten in einem sehr schwachen internationalen Umfeld um 139,57 Punkte oder 8,62 Prozent auf 1.480,05 Zähler ab.

Zwei Tiefmarken durchbrochen

Der ATX setzte seine am aktuelle Talfahrt am Dienstag mit deutlich verschärftem Tempo fort. Der Leitindex durchbrach damit sowohl die Marke von 1.500 Zählern als auch die November-Tiefs bei 1.492 Punkten nach unten. "Die Krise verschärft sich. Derzeit dominiert die Sorge um Osteuropa", kommentierte ein Händler den Kursrutsch.

Finanzwerte im freien Fall

Erneut gerieten vor allem Finanztitel unter Abgabedruck. Von den Indexschwergewichten rutschten

  • Erste Group 18,13 Prozent auf 7,00 Euro
  • Raiffeisen International um 13,51 Prozent auf 13,00 Euro
  • Vienna Insurance Group um 17,91 Prozent auf 17,00 Euro

Der Osteuropa-Sog setzt ein

Aber auch andere Aktien wurden mit nach unten gezogen. So verlor etwa das Wienerberger-Papier 12,3 Prozent und notierte zu Börsenschluss bei 7,55 Euro. Die Immofinanz rutschte erneut um 20 Prozent auf nun 0,64 Euro, die Immoeast um 16,5Prozent auf 0,66 Euro.

Stark unter Druck gerieten auch Aktien der Flugbranche. AUA sackten nach Vorlage von schlechten Verkehrsergebnissen um 10,65 Prozent auf 3,02 Euro ab. Flughafen Wien mussten ein Minus von 9,64 Prozent auf 25,39 Euro hinnehmen. Goldman Sachs hat die Titel auf die "conviction sell list" gesetzt und J.P. Morgan die Einstufung von "neutral" auf "underweight" reduziert.

Moody's-Studie soll Schuld sein

Neben einem sehr schwachen europäischen Branchenumfeld verwiesen Marktteilnehmer zur Begründung auch auf eine aktuelle Untersuchung von Moody's, wonach die aktivsten Bankgruppen in Osteuropa infolge des Abwertungsdrucks ihrer Osttöchter besonders von Abstufungen bedroht seien.

In der Erste Group macht man ebenfalls "diese Moody's-Geschichte" für den neuerlichen Kursabsturz verantwortlich. "Wir können weder die Moody's-Studie noch den Kursverlust nachvollziehen", sagte Erste-Sprecher Michael Mauritz. "Wir sind vor Ort, wir monitoren die Lage ständig, wir sehen diese Szenarien nicht". Die Ratingagentur schrieb, dass sich Westeuropas Banken mit Ost-Töchtern - aus Österreich namentlich Erste und Raiffeisen - auf Belastungen durch ihre Ostbanken einstellen müssen. Von Druck aufs Rating war in der Studie die Rede. Die Erste dementierte heute Probleme bei den Osttöchtern: "Wir sind eine profitable Bank, auch unsere Länder machen gutes Geschäft".

Europas Börsen

(Ag./Red.)

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