"Fakten statt Panik": Österreichs Banken wehren sich

(c) APA (Georg Hochmuth)
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Nach der Erste Bank hat auch Raiffeisen International die Veröffentlichung der Bilanz vorgezogen. Damit sollen Ängste über das Osteuropa-Risiko zerstreut werden.

Wien. Nach der „Financial Times“ zog am Donnerstag das renommierte „Wall Street Journal“ nach: Österreichs Banken sorgen international für negative Schlagzeilen. Dies war zuletzt vor drei Jahren beim Beinahe-Zusammenbruch der Bawag der Fall. Nun werden vor allem Erste Bank und Raiffeisen International wegen des als hoch riskant eingestuften Osteuropa-Engagements geprügelt.

Deren Aktienkurse befanden sich zu Wochenbeginn im freien Fall. „Offenbar haben die Märkte entschieden, dass Osteuropa die Subprime-Region in Europa ist, und nun suchen Investoren so schnell wie möglich den Ausgang“, meint Lars Christensen, Analyst der dänischen Danske Bank. Er sieht Parallelen mit dem Zusammenbruch der asiatischen Volkswirtschaften im Jahr 1997.

Hans Redecker, Devisenexperte bei BNP Paribas, geht davon aus, dass in Osteuropa 20 Prozent des Kreditengagements abgeschrieben werden müssen. Das würde Österreich viel Geld kosten. Die heimischen Banken haben dort Kredite von 230 Mrd. Euro ausständig.

„Fakten statt Panik“

Spät, aber doch startet die Wiener Finanzindustrie eine Gegenoffensive. Nach dem Motto „Fakten statt Panik“ hat auch Raiffeisen International die Veröffentlichung ihres Vorjahresergebnisses vorgezogen. Ähnlich war in der Vorwoche die Erste Bank vorgegangen. Laut den vorläufigen Zahlen kletterte der Nettogewinn von Raiffeisen um 17 Prozent auf 982 Mio. Euro. „Wir haben trotz eines für alle schwierigen vierten Quartals die Ziele voll erreicht“, erklärt Raiffeisen-Osteuropa-Chef Herbert Stepic. Ein Strategiewechsel komme für ihn nicht in Frage.

Stepic erinnerte daran, dass sich die Bank auch 1998 während der Krise in Russland – damals stand das Land vor dem Kollaps – nicht zurückgezogen habe. Nach Ansicht des Bankers sei Osteuropa weiterhin eine Wachstumszone. Die Risken würden international überzogen dargestellt. Zumindest eines hat Stepic erreicht: Der Aktienkurs kletterte am Donnerstag um 10,42 Prozent auf 14,63 Euro.

Nationalbank schaltet sich ein

Ähnlich argumentiert Erste-Bank-Chef Andreas Treichl: Die Aussichten für Zentral- und Osteuropa würden extrem negativ eingeschätzt. „Diese Meinung teilen wir in dieser Extremität ganz bestimmt nicht“, so Treichl. Für Österreichs Banken sei die Situation nicht gefährlicher geworden. Treichl ist davon überzeugt, dass das Vertrauen der Anleger mit der Veröffentlichung weiterer Ergebniszahlen zurückkommen wird. Nächsten Freitag plant die Erste Bank dazu eine Pressekonferenz. Analysten zufolge soll das erste Quartal ganz gut laufen. Mit den Zahlen im Gepäck wollen sich Österreichs Banker im Frühjahr auf Roadshow begeben, um Skeptiker im Ausland zu überzeugen.

Unterstützung kommt von der Nationalbank (OeNB). In einer Aussendung kritisiert die OeNB, „einige Publikationen, speziell das Wall Street Journal“, und versichert, dass die Wiener Banken „über eine zufrieden stellende Kapital- und Liquiditätsausstattung“ verfügen“. Dem von Analysten und Ratingagenturen veröffentlichten Risikoprofil habe der österreichische Staat schon mit einem 100 Milliarden Euro schweren Bankenhilfspaket Rechnung getragen, schreibt die OeNB.

Treichl und Stepic betonen, dass sie für einen Konjunktureinbruch in Osteuropa gerüstet sind. Raiffeisen International verdoppelte im Vorjahr die Risikovorsorgen für Kredite auf 780 Mio. Euro. Und die Erste Bank hat den Wert der Rumänien-Tochter um eine Milliarde Euro auf 2,7 Mrd. Euro gesenkt.

Sorge wegen der Ukraine

Beruhigung dürfte aber erst einkehren, wenn geklärt ist, dass der Staatsbankrott der Ukraine abgewendet werden kann. Die Pleite der Ukraine würde die Wiener Banken im schlimmsten Fall mit über einer Mrd. Euro belasten.

Langsam schwindet auch die Ablehnung gegen das von Österreich geforderte Osteuropa-Hilfspaket. Der Chef der Weltbank, Robert Zoellick, sagte, man müsse bei Bedarf schnell und länderübergreifend handeln. Die Osteuropabank EBRD erklärte, dass sie mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) und der Weltbank-Tochter IFC an einem Bankenhilfspaket für die Region arbeitet. Die drei Institutionen wollen dazu demnächst eine Erklärung abgeben.

APA, Bloomberg

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2009)

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