Du bist jetzt ein Krapfen

Krapfen
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Wissen Sie, was ein Overkill ist?

Nun, in Zeiten des Kalten Krieges war damit die Fähigkeit gemeint, einen Gegner mittels nuklearen Arsenals mehr als einmal zu vernichten. In der medialen Wahrnehmung taucht der Begriff dann auf, wenn ein Thema oder eine Person so omnipräsent ist, dass es schon weh tut – wir denken etwa an Demi Moore, die in den Neunzigern jede zweite Titelseite von „TV-Media“ zierte, oder an Alfons Haider, vor dem man heute ja nirgendwo mehr sicher ist.

Ein weiterer Overkill muss noch zwei Tage ausgehalten werden – der Angriff der Krapfen. Denn die Menge des zurzeit verbreiteten Süßgebäcks steht dem letalen Potenzial einer russischen SS-20-Rakete um nichts nach. Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit wohl viel höher, an den Folgen exzessiven Konsums von Marillenmarmelade zu erkranken, als von einer Atomrakete getroffen zu werden. Dass das Gebäck eine Art Waffe ist, lässt sich sogar etymologisch nachvollziehen – Krapfen leitet sich vom mittelhochdeutschen kr?pfe ab, das für ein hakenförmiges Gebäck steht, aber eben auch für den Haken, der heute noch im Krampen weiterlebt.

Praktischerweise gibt es auch gleich einen Nachfahren des Begriffs für den Zustand nach dem Genuss zu vieler Krapfen, wenn sich der Körper unter der Last des Fettes zusammenkrümmt. Ja, das Wort Krampf hat genau dieselben Wurzeln wie die Faschingssüßspeise. Kann das ein Zufall sein? Womit wir den schönen Bereich der Verschwörungstheorie betreten – sind Krapfen womöglich Geheimwaffen der Aliens zur Vernichtung der Menschheit? Erinnern wir uns nur an die Folge von Alf, in der der pelzige Außerirdische die Hauskatze Lucky hypnotisieren möchte: „Du bist jetzt keine Katze mehr – du bist ein Krapfen!“ Noch Fragen?


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2009)

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