In Deutschland steigt die Angst vor der Insolvenz der angeschlagenen General-Motors-Tochter. Laut Medienberichten könnte Opel bereits im Frühjahr das Geld für den laufenden Betrieb ausgehen.
wien (ag./jaz). Saab machte es am Freitag vor. Wie berichtet, ging die schwedische GM-Tochter Ende der Vorwoche vor den Konkursrichter, um Insolvenz anzumelden. Ähnliches könnte demnächst auch Opel – der zweiten großen europäischen Tochter des schwer defizitären US-Autobauers General Motors (GM) – blühen. Denn laut deutschen Medienberichten könnte Opel bereits im Frühjahr das Geld für den laufenden Betrieb ausgehen.
Mehrere hundert Mio. Euro
In Deutschland gibt es daher verschiedenste Bestrebungen, die Kapitaldecke von Opel zu stärken. So wollen sich nun die europäischen Opel-Händler mit mehreren hundert Mio. Euro an dem Unternehmen beteiligen. „Wir werden darüber in Rüsselsheim mit dem Gesamtbetriebsrat reden“, so der Vorsitzende der europäischen Opel-Händler-Vereinigung, Jaap Timmer. Eine Beteiligung in dieser Größenordnung sei zwar schwierig, für die rund 4000 zusammengeschlossenen Opel-Händler dürfte sie jedoch machbar sein.
Timmer verlangt jedoch, dass auch europäische Regierungen Opel finanziell unterstützen sollten. Doch genau darüber ist in Deutschland nun eine politische Diskussion entbrannt. So hatte der CDU-Wirtschaftspolitiker Michael Fuchs gemeint: „Eine Insolvenz von Opel wird nicht zu vermeiden sein.“ Und diese Pleite dürfe der Staat nicht versuchen zu verhindern. Denn das deutsche Geld werde sofort an die ebenfalls nach Liquidität schnappende Mutter GM in die USA fließen.
Anders sieht das der Vorsitzende der CSU-Mittelstands-Union Hans Michelbach. Er warnte davor, „das Wort Insolvenz leichtfertig in den Mund zu nehmen. Das ist in der schwierigen Situation brandgefährlich.“ Ein Zusammenbruch des Autokonzerns würde viele mittelständische Zulieferer und die dortigen Arbeitsplätze gefährden.
Der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) will die Zukunft von Opel im März bei seinem Besuch in den USA ansprechen. Mit US-Finanzminister Timothy Geithner habe er bereits eine informelle Arbeitsgruppe eingerichtet. Voraussetzung sei jedoch, „dass GM und Opel ein Konzept vorlegen, wie sie auf einer wirtschaftlich gesunden Grundlage Arbeitsplätze sichern wollen.“ Für andere Politiker wie den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers (CDU), ist auch eine vollständige Herauslösung von Opel aus dem GM-Konzern denkbar.
Saab: Schluss, finito und kaputt
Klar ist bislang lediglich, dass sowohl BMW als auch Daimler eine Übernahme von Opel ausschließen. „Wir haben bereits unsere Erfahrungen mit Chrysler gemacht. Und diese waren nicht positiv“, so Daimler-Chef Dieter Zetsche. Von vielen wird daher ein Neuanfang gemeinsam mit Saab favorisiert.
Schon jetzt sind die beiden Firmen eng verbunden. Ob zwei angeschlagene Firmen zusammen fit werden, ist jedoch fraglich. So sehen die Schweden die Zukunft von Saab dunkel. Die Zeitung „Svenska Dagbladet“ meinte: „Saab ist bankrott. Schluss, finito und kaputt.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2009)